Bhakti-yoga
bedeutet "Yoga der Hingabe", d.h. also hingebungsvoller Dienst
oder praktiziertes Krishna-Bewusstsein. Die Gelehrten teilen hingebungsvollen
Dienst in 9 Kategorien ein: 1. Hören (Lesen), 2. Chanten, 3. Erinnern, 4. Dienen,
5. Verehren, 6. Beten, 7. Anweisungen ausführen, 8. Brüderlichkeit, 9. vollständige
Ergebung. Kurz gesagt bedeutet es, den Anweisungen Krishnas und des spirituellen
Meisters zu folgen. Es gibt zahllose Formen und Variationen des hingebungsvollen
Dienstes, die in reinen hingebungsvollen Dienst (ohne materielle Motivation) und
vermischten hingebungsvollen Dienst (mit materieller Motivation) aufgeteilt werden.
Reiner
hingebungsvoller Dienst
Reiner
hingebungsvoller Dienst ist die höchst fortgeschrittene Form und das ultimative
Ziel des bhakti-yoga. Es bedeutet, sich im hingebungsvollen Dienst ohne
jegliche materielle Motivation wie Frieden, ein Platz im Himmel, Erlösung, das
Gelobte Land, Wohlstand, Gesundheit usw. zu betätigen. Die einzige Motivation
von reinem hingebungsvollen Dienst ist reiner hingebungsvoller Dienst für die
Höchste Persönlichkeit Gottes. Ein solcher reiner Gottgeweihter befindet sich
jenseits von Himmel, Erde und Hölle. Ein Himmel ohne reinen hingebungsvollen Dienst
betrachtet er als Hölle und umgekehrt. Wir müssen sehr vorsichtig sein, die erhabene
Stellung einer solche fortgeschrittenen Seele nicht zu imitieren. Reine Hingabe
ist eine Gabe von Krishna und Er wird sie dem gewähren, der dem echten spirituellen
Meister entschlossen und aufrichtig nachfolgt.
Vermischter
hingebungsvoller Dienst
Wenn
sich jemand im hingebungsvollen Dienst betätigt, um den Himmel, Erlösung, Frieden,
Gesundheit, mystische Kräfte usw. zu erlangen, dann nennt man das vermischten
hingebungsvollen Dienst. Die meisten frommen Leute sind mit dieser Art des
bhakti- yoga beschäftigt, das die Praktikanten allmählich zum reinen hingebungsvollen
Dienst erhebt. Wer intelligent genug ist, sollte sich um reinen hingebungsvollen
Dienst bemühen, indem er den Anweisungen eines echten spirituellen Meisters folgt,
der ein reiner Gottgeweihter ist und fortwährend den Heiligen Namen chantet. Für
Devotes, die reinen hingebungsvollen Dienst praktizieren wollen, wird empfohlen,
sich nicht mit den Leuten zusammenzutun, die vermischten hingebungsvollen Dienst
praktizieren, da diese (noch) mit vielerlei Sünden behaftet sind.
Raganuga
bhakti
Raganuga
bhakti (spontaner hingebungsvoller Dienst) ist die fortgeschrittene Stufe
der Praxis im bhakti-yoga. Wer dem echten spirituellen Meister folgt und
die Stufe der Befreiung aus der materiellen Welt erreicht, nachdem er seine materiellen
Anhaftungen überwunden hat (anartha-nivritti), realisiert sein ewiges Selbst
(svarupa, die ewige transzendentale Identität der Seele) und beschäftigt
diese transzendentale Identität (sich selbst) im sogenannten raganuga bhakti.
Diese Verwirklichung ist nicht bloße Vorstellung oder Spekulation. Das wahre Selbst
wird zu gegebener Zeit enthüllt, wenn man sich aufrichtig im hingebungsvollen
Dienst unter den Anleitung eines echten spirituellen Meisters wie Srila Prabhupada
betätigt.
Raganuga bhakti befindet sich jenseits der materiellen Ebene und ist nicht
für den materiellen Körper oder den Geist gedacht. Sogenannte sahajiyas
(Pseudogottgeweihte) unterliegen dem Irrtum, der materielle grobstoffliche oder
feinstoffliche Körper sei das wahre Selbst und ziehen sich in der Folge womöglich
als gopis oder gopas (Gefährtinnen und Gefährten Krishnas) an,
wobei sie aber nur die Leute erschrecken und die Narren betrügen. Andere sahajiyas
erträumen sich solches im Geist und führen eine "spirituelle" Show mit
Tränen, lautem Rufen, Singen u.a. "ekstatischen" Erscheinungen vor,
die schon materiell vernünftige Menschen als peinlich und abstoßend empfinden,
ganz zu schweigen von den echten Gottgeweihten, die dadurch ja geradezu verspottet
werden. Wirkliche ekstatische Symptome sind niemals peinlich oder abstoßend; vor
allem erkennt man sie dadurch, dass ein echter Gottgeweihter sein möglichstes
tut, sich nicht damit zu produzieren, zumal sie ihm ja auch noch als ein Hindernis
in seinem Dienst zu Krishna erscheinen. Zum Beispiel die Hingabe von Srila Prabhupada
zu Sri Krishna war schien unendlich, doch sah man ihn so gut wie niemals ekstatische
Symptome offenbaren. Nur ganz selten ist seinen Schüler aufgefallen, wie er dieselben
mit einer allerunmöglichsten Gewalt unterdrückte. Ähnliches kann bei Sri Caitanya
beobachtet werden, dessen ekstatische Hingabe zu Krishna unerreicht ist und auch
ewig unerreichbar sein wird.
Raganuga bhakti ist für das ewige spirituelle Selbst. Das spirituelle Selbst
ist höchst heilig und ein fortgeschrittener Gottgeweihter, der es wirklich realisiert
hat, würde niemals darüber in der Öffentlichkeit sprechen, ganz davon zu schweigen,
den materiellen Körper wie einen ewigen Bewohner von Vrindavana (das höchst heilige,
spirituelle Königreich Krishnas) anzuziehen. Solange der materielle Körper vorhanden
ist, wird dieser im gewöhnlichen, neunfachen hingebungsvollen Dienst beschäftigt.
"Ein Gottgeweihter, der im Krishna-Bewußtsein wirklich fortgeschritten ist
und sich fortwährend im hingebungsvollen Dienst betätigt, sollte sich nicht manifestieren,
selbst wenn er die Vollkommenheit erlangt hat. Die Idee ist, dass er stets weiterhin
als ein Anfänger handelt, solange sein materieller Körper vorhanden ist. Tätigkeiten
im hingebungsvollen Dienst gemäß regulierenden Prinzipien müssen sogar vom reinen
Gottgeweihten befolgt werden. Doch wenn er seine wirkliche Position in Beziehung
zum Herrn realisiert, kann er in seinem Inneren unter der Anleitung eines bestimmten
Beigesellten des Herrn an den Herrn denken, während er regulierten hingebungsvollen
Dienst ausführt, und seine transzendentalen Empfindungen entwickeln, indem er
jenem Beigesellten folgt." (Nektar der Hingabe 1

Die
Stufen des hingebungsvollen Dienstes
adau sraddha tatah sadu-sango 'tha bhajana-kriya
tato 'nartha-nivrttih syat tato nistha rucis tatah
athasaktis tato bhavas tatah premabhyudancati
sadhakanam ayam premnah pradurbhave bhavet kramah
"Am
Anfang ist ein gewisses Vertrauen erforderlich, durch das das Interesse geweckt
wird, mit reinen Gottgeweihten Umgang zu pflegen. Hierauf wird man vom spirituellen
Meister eingeweiht und befolgt unter seiner Aufsicht die regulierenden Prinzipien.
So wird man von allen unerwünschten Gewohnheiten befreit und wird standfest im
hingebungsvollen Dienst, wodurch man Geschmack und Anhaftung entwickelt. Dies
ist der Vorgang des sadhana-bhakti, des Ausübens hingebungsvollen Dienstes gemäß
den regulierenden Prinzipien. Nach und nach verstärken sich die Empfindungen,
und schließlich erwacht die Liebe. So findet die schrittweise Entwicklung der
Liebe zu Gott für die Gottgeweihten statt, die sich für das Krishna-Bewußtsein
interessieren." (CC Madhya-lila 23.14-15 - B.R.S. 1.4.15-16)
In
letzter Zeit gab es einige Diskussionen über die Qualifikationen eines echten
spirituellen Meisters. Seit die Ansicht in unserer Gesellschaft stark befürwortet
wurde, daß ein madhyama-adhikari- Prediger dafür qualifiziert ist ein guru
zu sein und viele Beweise für diese Sichtweise von verschiedenen Autoren angeführt
wurden, scheint es, daß einige Forschungen durchgeführt werden sollten, um festzustellen,
ob diese Sichtweise richtig ist oder nicht. Wenn sie tatsächlich korrekt ist,
dann sollte ebenfalls festgestellt werden, auf welcher Stufe eines madhyama-adhikari
ein Prediger situiert sein sollte, um seinen Dienst - bedingte Seelen aus dem
Kreislauf von Geburt und Tod zu befreien, indem er als der ewige Lehrer solcher
bedingter Seelen agiert - überhaupt ausführen zu können.
In einem Artikel mit dem Titel "From Here To Eternity", der in dem nun nicht mehr
erscheinenden Vaishnava Journal veröffentlicht wurde, publizierte ich einige Forschungsarbeit
aus Srila Prabhupadas Büchern sowie auch aus den Schreiben von Thakura Bhaktivinoda
zu diesem Thema. Der Artikel wurde allgemein gut aufgenommen und dieser aktuelle
Artikel kann als Erweiterung des ursprünglichen Artikels mit weiteren Einsichten
aus dem Madhurya-kadambini von Srila Visvanatha Cakravarti Thakura betrachtet
werden.
Es
wird allgemein verstanden und anerkannt, daß sich jemand mindenstens auf der Stufe
von nishtha befinden sollte, um eine reelle Chance zu haben, erfolgreich
den Dienst eines diksa-gurus ausführen zu können. Obwohl dieses Verständnis
etabliert ist, wird offensichtlich fortgesetzt mißverstanden, was genau die symptomatischen
Anzeichen von jemandem sind, der diese Stufe erreicht hat und was die Symptome
sind, wenn man die anartha-nivritti Plattform erreicht hat. Es erscheint,
daß einige Gottgeweihte annehmen, daß sie diese Ebene erreicht oder übertroffen
haben, doch eine sorgfältige Studie der verschiedenen Ebenen sollte ihnen aufzeigen,
ob sie recht haben oder nicht. Srila Prabhupada gibt uns einen Hinweis in seinem
Kommentar zum Caitanya-Caritamrta, Madhya-lila 23.13: "Je mehr man sich für Hören
und Chanten interessiert, um so mehr wird man von der materiellen Verunreinigung
befreit. Befreiung von der materiellen Verunreinigung wird anartha-nivritti
genannt und ist von einer Verminderung aller unerwünschten Dinge gekennzeichnet.
Dies ist der Test, ob man im hingebungsvollen Dienst Fortschritte macht. Wenn
man tatsächlich eine ergebene Haltung entwickeln möchte, muß man von der materiellen
Verunreinigung durch unerlaubte Sexualität, Berauschung, Glücksspiel und Fleischessen
frei sein. Dergestalt sind die einleitenden Symptome. Wenn man dann von jeder
materiellen Verunreinigung befreit ist, erwacht das feste Vertrauen [nishtha]
auf den Pfad des hingebungsvollen Dienstes." Von den vier sündhaften Neigungen
frei zu sein, ist ein vorhergehendes Merkmal von anartha-nivritti, und
wenn jemand komplett von allen materiellen Verunreinigungen befreit ist, erreicht
er die Stufe von nishtha.
I.
Bhajana-kriya
Srila
Visvanatha Chakravarti Thakura beschreibt zwei Arten von bhajana-kriya,
oder die Ausführung von reguliertem hingebungsvollem Dienst für Krishna: 1. Unbeständig
(anishthita) und 2. Beständig (nishthita). Der beständigen (nishthita)
folgt anartha-nivritti. Beide Stufen werden kurz beschrieben.
Wenn
der Ausführende den Vorgang des hingebungsvollen Dienstes beginnt, ist seine bhakti
anishthita, und diese Stufe hat sechs Merkmale: 1. Übermäßiges Selbstvertrauen
(utsaha-mayi), 2. Gelegentliche Bemühung (ghana-tarala), 3. Unentschlossenheit
(vyudha-vikalpa), 4. Kampf mit maya (visaya-sangara), 5.
Unfähigkeit Gelübde einzuhalten (niyamakshama), und 6. Die Wellen genießen
(taranga-rangini). Diese 6 werden weiterhin wie folgt beschrieben:
Utsaha-mayi
(übermäßiges Selbstvertrauen):
So
wie ein Kind, das gerade erst das Studium der Schriften begonnen hat, denkt, es
sei sofort ein großer Gelehrter geworden, der jedermanns Lob würdig ist, so mag
eine Person, die gerade erst hingebungsvoller Dienst begonnen hat, die Kühnheit
entwickeln, zu denken, daß sie nun alles gemeistert hat. So jemand wird utsaha-mayi,
oder aufgeblasen mit Enthusiasmus genannt.
Ghana-tarala
(gelegentliche Bemühung):
Ein
Kind ist fleißig mit seinen Studien beschäftigt, doch zu anderen Zeiten, aufgrund
seines Unvermögens, die Schriften zu verstehen und aufgrund des Mangels an richtigem
Geschmack, wird es völlig nachlässig. Auf dieselbe Weise führt ein neuer Gottgeweihter
manchmal die verschiedenen Aktivitäten des hingebungsvollen Dienstes aus und vernachlässigt
sie manchmal. Manchmal eifrig und zu anderen Zeiten nachlässig zu sein - diese
Bemühung wird ghana-tarala (eingedickt und verwässert oder dick und dünn)
genannt.
Vyudha-vikalpa
(Unentschlossenheit):
Diese
Stufe wird so beschrieben: "Soll ich mein Leben glücklich mit der Familie verbringen,
meine Frau und Kinder Krishna-bewußt machen und den Herrn verehren; oder soll
ich sie alle aufgeben, nach Vrindavana gehen und wirklich erfolgreich werden,
durch die ganztägige Beschäftigung im Hören und Chanten ohne Abweichung? Soll
ich bis zur letzten Stufe abwarten, nachdem alle Arten von Vergnügungen gekostet
sind, wenn ich verstanden habe, daß die gesamte materielle Welt einfach ein Waldbrand
des Elends ist, oder soll ich jetzt Abstand nehmen? Soll ich dieses Familienleben
als Tod betrachten, ein vom Gras verborgener tiefer Brunnen, und als Junger dieses
unzuverlässige Familienleben aufgeben? Oder soll ich bis zum Tod meiner alten
Eltern warten, bevor ich entsage? Wenn ich Familienleben in einem unbefriedigtem
Zustand aufgebe, werde ich nach der Entsagung an Familienleben denken. Wenn ich
in dieser Verfassung sterben sollte, werde ich zur Hölle gehen. Durch diese Art
der Entsagung werde ich keine Kraft bekommen. Deshalb werde ich in diesen Umständen
gerade soviel arbeiten, um meinen Körper am Leben zu erhalten, und später, nachdem
ich all meine Wünsche befriedigt habe, werde ich nach Vrindavana gehen und mich
den ganzen Tag mit der Verehrung des Herrn beschäftigen. Ebenso wie die Schriften
darauf aufmerksam machen, es sei falsch zu denken, bhakti entstehe durch
Entsagung; doch jemand kann sagen, daß bhakti zu Entsagung führt, Entsagung
ist von bhakti abhängig. Doch im Lebensstand der Entsagung gibt es natürlich
keine Sorge um den Unterhalt, denn wo immer man hingeht, wird einem Essen angeboten.
Andererseits ist Haushälterleben nur für jene ein Gefängnis, die daran angehaftet
sind. Wenn jemand ein Gottgeweihter ist, kann das Haushälterleben nicht schaden."
Auf diese Weise beschäftigt sich der Geist damit, zwischen Haushälterleben und
Entsagung zu schwanken. "Soll ich mich im chanten oder lieber im hören beschäftigen,
oder soll ich mich im Dienst beschäftgen? Laß mich lieber in vielen Vorgängen
der bhakti beschäftigt sein, wie Ambarisha Maharaja." Wenn sich jemand
all diese Arten von Möglichkeiten in dieser Weise überlegt, wird dies vyudha-vikalpa
oder umfassende Spekulation genannt.
Visaya-sangara
(Kampf mit maya):
"Jemand,
dessen Herz in Materialismus verloren ist, ist weit davon entfernt, Hingabe an
Visnu zu erlangen. Kann ein Mensch, der nach Osten geht, etwas erlangen, das in
die andere Richtung geht?" Der Gottgeweihte mit diesem Verständnis - daß er nicht
Beständigkeit im Dienst zu Krishna ohne Entsagung oder Loslösung von materiellem
Genuß erlangen kann - beschließt seine Anhaftung aufzugeben. Doch seine Versuche
sich loszulösen enden oft im Genuß von dem, was er zu entsagen versucht. Solch
eine Person wird im Bhagavatam so beschrieben: "Jemand, der sich nicht unter Kontrolle
hat, fügt sich seiner Lust, obwohl er seine materiellen Wünsche aufzugeben versucht."
Dieser fortgesetzte Kampf mit seinen vorher angeeigneten Wünschen nach Sinnenbefriedigung,
bei dem er manchmal siegreich ist und manchmal unterliegt, wird visaya-sangara
oder Kampf mit Sinnenbefriedigung genannt.
Niyama-akshama
(Unfähigkeit Gelübde einzuhalten):
Dann
beschließt der Gottgeweihte: "Von heute an werde ich eine so und so große Anzahl
von japa-Runden chanten und werde so viele Ehrerbietungen erweisen. Und
ich werden Dienst für die Gottgeweihten ausführen. Ich werde nicht über irgend
etwas anderes außer dem Herrn reden und werde jede Verbindung mit Personen aufgeben,
die über materielle Dinge sprechen." Obwohl er jeden Tag solche Beschlüsse fast,
ist er immer außerstande, sie auszuführen. Dies wird niyama-akshama oder
Unfähigkeit den Regeln zu folgen genannt. Visaya-sangara ist die Unfähigkeit
materiellen Genuß aufzugeben, niyama-akshama ist die Unfähigkeit seinen
hingebungsvollen Dienst zu steigern.
Taranga-rangini
(Die Wellen genießen):
Es
ist wohlbekannt, daß es die eigentliche Natur von bhakti ist, anziehend
zu sein - so werden alle Arten von Personen zu dem Gottgeweihten, den Aufenthaltsort
von bhakti, hingezogen. Und wie das weitverbreitete Sprichwort sagt, "Durch
das Anziehen der Volksmasse wird man reich." Bhakti produziert viele Gelegenheiten
für materiellen Gewinn, Verehrung und Position. Dies sind die Unkräuter rund um
die Kletterpflanze der bhakti. Aktivitäten verrichten oder sein Vergnügen
(ranga) unter diesen unkrautgleichen Gelegenheiten, die kleine Wellen (taranga)
im Ozean der bhakti sind, wird taranga-rangini, Freude an materiellen
Möglichkeiten, genannt.
II.
Anartha nivritti
Nach
bhajana-kriya folgt anartha-nivritti, oder Reinigung von schlechten
Eigenschaften, die den Fortschritt von bhakti behindern. Anarthas
können entsprechend ihres Ursprunges in vier verschiedene Kategorien unterteilt
werden: 1. Jene die von vorherigen sündhaften Aktivitäten herrühren, 2. Jene die
von vorherigen frommen Aktivitäten herrühren, 3. Vergehen gegen hingebungsvollen
Dienst (seva- und nama-aparadha) und 4. Jene die von bhakti
(mangelhaft ausgeführt) herrühren.
Vorherige-Sünden-anarthas:
entstehen aus vorherigen sündhaften Aktivitäten und fallen in
die Kategorie von fünf klesas (Gebrechen): Unwissenheit, falsches Ego,
Anhaftung, Haß und Anhaftung an Schlechtes.
Fromme-Aktivitäten-anarthas:
sind die Anhaftungen an das Ergebnis von frommen Handlungen
(Sinnenbefriedigung in der Erscheinungsweise der Tugend und mukti). Manche
Leute beziehen die von frommen Tätigkeiten herrührenden anarthas in die
Kategorie der fünf klesas (Gebrechen) ein, da das Vorhandensein von Sinnenbefriedigung
und Befreiung eine Person der bhakti beraubt, und deshalb deren Existenz
in der materiellen Welt verlängert.
Vergehen
gegen hingebungsvollen Dienst: Diese anarthas
rühren von Vergegen her, die sich auf jene beziehen, die von den nama-
und seva-aparadhas herstammen. Es gibt zehn Vergehen gegen den heiligen
Namen, und solange jemand noch nicht von diesen Vergehen gereinigt ist und zur
vergehenlosen Ebene des Chantens gelangt, hat er die anartha-nivritti-Ebene
nicht vollständig erreicht. Weiteres gibt es zweiundreißig hauptsächliche seva-aparadhas,
die man während des Dienstes für die Bildgestalt begehen kann und die im Bhakti-rasamrita-sindhu
aufgezählt werden. Diese müssen ebenfalls vermieden werden. Von diesen beiden
ist nama-aparadha ernster zu nehmen, da seva-aparadha im allgemeinen
durch konstanten Dienst, durch das Chanten des heiligen Namen und die Rezitation
von verschiedenen stotras bereinigt wird. Wie dem auch sei, wenn jemand
nachlässig wird und sich Vorteile aus dem oberen Prinzip zu verschaffen versucht,
wird aus diesem seva-aparadha ein nama-aparadha, ein anartha,
welches den Fortschritt behindern wird. Es läuft darauf hinaus, daß eine Sünde
im Vertrauen auf die Kraft des Chantens begangen wird. Sadhu-ninda, kritisieren
von Vaishnavas, ist ein besonders ernstes Hindernis. Man sollte nicht fälschlicherweise
denken, daß sich dies nur auf befreite Vaishnavas bezieht. Es bezieht sich auch
auf sadhakas. Wenn jemand dieses Vergehen begeht, ist er verpflichtet,
sich selbst bei den Füßen dieses Vaishnavas niederzuwerfen, ihn um Vergebung zu
bitten und ihm alles an Achtung und Dienst zu erweisen. Wenn der Vaishnava trotzdem
noch nicht zufrieden ist, sollte man sich bereithalten, jedem Wunsch dieses Vaishnavas
Folge zu leisten. Wenn der Vaishnava immer noch nicht beschwichtigt ist, dann
sollte man alles aufgeben und ununterbrochen den Heiligen Namen chanten. Man kann
nicht sofort mit ununterbrochenem Chanten beginnen, bis man zuerst versucht hat,
den gekränkten Vaishnava in jeder Weise zufriedenzustellen. Wenn all diese Bemühungen
keinen Erfolg haben, dann kann man alles andere aufgeben und mit ununterbrochenem
Chanten beginnen. Schließlich wird man von dem Vergehen befreit werden. Guror
avajna, das dritte Vergehen, kann in der selben Weise wie sadhu-ninda
(kritisieren von Vaishnavas) behandelt werden. Wenn jemand die vedische Literatur
nicht respektiert, dann muß er das Vergehen durch das Loben der Schriften und
deren Befolger und das laute Chanten des Heiligen Namens aufheben. Im allgemeinen
werden nama-aparadhas, selbst wenn sie schon seit langer Zeit bestehen,
unbeabsichtigt begangen. Ihr Vorhandensein wird aus dem Ergebnis geschlossen:
Mangel an Fortschritt. Die Bedeutung der Beseitigung aller Vergehen ist schlußendlich
konstantes chanten des Heiligen Namens.
Anarthas,
die von bhakti herrühren: So
wie mit der Hauptpflanze zusammen viele Unkräuter gedeihen, so erscheint gemeinsam
mit bhakti die Errungenschaft materiellen Reichtums und andere Möglichkeiten,
wie Verehrung und Achtung, eine komfortable Position, Ruhm und Ehre usw. Durch
die ihnen eigene Natur haben sie die Macht, das Herz des Gottgeweihten zu beeinflussen,
größer zu werden und die Hauptpflanze, die bhakti-lata, die eigentlich
zum Kultivieren bestimmt ist, zu überdecken.
Die
oberen vier Aufteilungen werden von Srila Visvanatha Cakravarti Thakura erwähnt.
Diese vier Arten von anarthas haben fünf Stufen der Beseitigung: 1. Beschränkt
(auf ein anartha), 2. Verbreitet (betrifft mehrere anarthas), 3.
Allgemein, 4. Vollständig und 5. Absolut.
Anarthas,
die durch nama-aparadha entstehen, werden in den folgenden
Stufen beseitigt. Man sollte verstehen, daß sich das Wort "beseitigen" (nivritti)
nicht nur auf die vollständige Abwesenheit der anarthas bezieht, sondern
genauso auf jede der ansteigenden Stufen der Beseitigung. So gibt es Beseitigung
durch die Ausführung von hingebungsvollen Tätigkeiten (bhajana-kriya),
doch die vollständige Beseitigung ist beschränkt (1. Stufe der Beseitigung). Mit
dem Erscheinen von nishtha-bhakti ist die Beseitigung verbreitet (2. Stufe
der Beseitigung). Mit dem Erscheinen von rati oder bhava ist die
Beseitigung allgemein (3. Stufe). Mit dem Erscheinen von prema ist die
Beseitigung vollständig (4. Stufe). Mit dem Erlangen der Lotosfüße des Herrn ist
die Beseitigung absolut (5. Stufe).
Die
Beseitigung der von vorherigen Sünden herstammenden anarthas ist wie folgt:
Mit der Ausführung von bhajana-kriya ist die Beseitigung allgemein, mit
dem Erscheinen von nishtha-bhakti ist die Beseitigung vollständig, und
mit dem Erscheinen von asakti ist sie absolut.
Die
Beseitigung der von bhakti herstammenden anarthas ist folgendermaßen:
Mit der Ausführung von bhajana-kriya ist die Beseitigung beschränkt. Mit
dem Erscheinen von nishtha-bhakti ist sie vollständig und mit dem Erscheinen
von ruchi ist sie absolut.
III.
Nishta-bhakti
srnvatam
sva kathah krishnah punya sravana kirtanah
hrdy antah stho hy abhadrani vidhunoti suhrt satam
nasta prayesv abhadresu nityma bhagavata sevaya
bhagavaty uttama sloke bhaktir bhavati naisthiki
Der
erste Vers bezieht sich auf die Stufe von anishthita oder unbeständige
bhakti, im nächsten Verse wird naishtiki-bhakti erwähnt. Im ersten
Vers bezieht sich abhadrani vidhunoti (Vernichtung ungünstiger Elemente)
auf die Stufe von anartha-nivritti. Die Worte nasta praya (fast
vernichtet) bedeuten, daß die anarthas bis zu einem kleinen Grad weiterhin
bestehen. Deshalb ist die richtige Anordnung gemäß dem Srimad Bhagavam bhajana-kriya,
anartha-nivritti, nishtha. Nishtha bedeutet die Eigenschaft der Beständigkeit.
Obwohl eine Person jeden Tag Beständigkeit zu erreichen versucht, während anarthas
immer noch vorhanden sind, wird sie Beständigkeit nicht erreichen. Dies ist auf
die anhaltenden Hindernisse von laya (geistige Inaktivität oder Schlaf),
vikshepa (Ruhelosigkeit), apratipatti (spirituelle Gleichgültigkeit),
kasaya (sündhafte Gewohnheiten) und rasasvad (Geschmack für materiellen
Genuß) zurückzuführen. Wie auch immer, nach der Stufe von anartha-nivritti,
wenn alle diese Hindernisse fast vollständig vernichtet sind, erlangt man nishthita
bhakti. Das Merkmal der Beständigkeit ist die Abwesenheit der oben angeführten
schlechten Gewohnheiten.
Laya
(geistige Inaktivität oder Schlaf) bezieht sich auf die Neigung,
während kirtana, sravana (hören) und smarana (sich erinnern) (in
der Reihenfolge zunehmender Neigung) zu schlafen. Vikshepa (Ruhelosigkeit)
bezieht sich auf die Neigung zu materiellen Themen, während der Ausführung von
kirtana usw. Apratipatti (spirituelle Gleichgültigkeit) bezieht
sich auf den Zustand unfähig zu sein kirtana usw. auszuführen, trotz der
Abwesenheit von laya oder vikshepa. Kasaya (sündhafte Gewohnheiten)
bedeutet die Neigung in Zorn, Geiz, Stolz und anderen unwürdiger Gewohnheiten
zu schwelgen. Rasavad (Geschmack für materiellen Genuß) beziehen sich auf
die Unfähigkeit, den Geist in kirtana zu vertiefen, wenn man die Möglichkeit
für materielle Sinnenbefriedigung bekommt. Nishtha-bhakti erscheint in
der Abwesenheit dieser Fehler.
tada
rajas tamobhavah kam lobhadayas ca ye
ceta etair anaviddham sthitam sattve prasidati
Zu
dieser Zeit ist man vollkommen frei vom Einfluß von tama und raja guna;
man ist in sattva verankert. Da alle Unreinheiten einzig auf der Stufe
von bhava vollständig entfernt werden, bedeutet dies, daß deren geringes
Vorhandensein nicht als Hindernis auf der Stufe von nishtha in Erscheinung
tritt.
Nishtha-bhakti
bedeutet auf zweierlei Art Beständigkeit: was bhakti
selbst anbelangt und was die für bhakti günstigen Elemente anbelangt. Beständigkeit
in bhakti besteht aus drei grundsätzlichen Bereichen - körperlich, in Worten
und geistig. Gemäß einigen Autoritäten erreicht man zuerst Beständigkeit im körperlichen
Dienst, dann in stimmlichen Aktivitäten (kirtana, etc.), und schlußendlich
in mentalen Aktivitäten (Erinnerung, Meditation). Wie auch immer, andere sind
mit dieser Reihenfolge nicht einverstanden und sagen, daß sich Beständigkeit in
einem bestimmten Bereich entsprechend der individuellen Fähigkeiten der verschiedenen
Gottgeweihten entwickeln wird.
Beständigkeit
in die für bhakti günstigen Elemente bezieht sich auf Beständigkeit in
solchen Eigenschaften wie Demut und anderen Achtung erweisen, Freundlichkeit und
Barmherzigkeit. Wenn jemand sogar Beständigkeit in bhakti (nishtha-
oder naishtiki-bhakti) erlangt hat, sind die Eigenschaften von raja
und tama-guna vollständig abwesend.
Durch
diese Beschreibung und die Beschreibungen in den Schriften der Gosvamis, als auch
Srila Bhaktivinoda Thakuras und Srila Bhaktisiddhanta Sarasvati Thakuras, ist
es offensichtlich, daß nishtha-bhakti eine außergewöhnliche, hohe Stufe
ist, die nicht einfach zu erreichen ist. Auf dieser Stufe ist man mehr oder weniger
befreit, da man von dem Einfluß der niederen Eigenschaften frei und im spirituellen
Bewußtsein gefestigt ist: brahma-nishtham, brahma-bhuta. Dies wird von
Srila Prabhupadas Erläuterungen zu den Versen im ersten Canto des Srimad Bhagavatams
bestätigt, die selben Verse, die von Srila Visvanatha Chakravarti Thakura am Anfang
seines Abschnittes zitiert werden. Ab dieser festen Stufe mag die Lehrerschaft
beginnen. Bezüglich der weiter fortgeschrittenen Stufen von madhyama-adhikara
sind hier einige Auszüge aus dem Madhurya-kadambini aufgeführt:
IV.
Ruchi
"Wenn
die goldene Münze der bhakti, strahlend glänzend im Feuer der beständigen
Praxis und von ihrer eigenen Energie angetrieben, im Herzen des Gottgeweihten
fixiert wird, erscheint ruchi... Wenn eine Person Geschmack an den Tätigkeiten
der bhakti (wie hören und chanten) entwickelt, der weitaus größer ist,
als die Anziehungskraft zu irgend etwas anderem, dann wird dies ruchi genannt.
Im Gegensatz zu den vorherigen Stufen resultiert die Ausführung von fortwährendem
hören und chanten nicht im geringsten in Ermüdung... Es gibt zwei Arten von ruchi:
diejenige, die auf der Vorzüglichkeit der Umstände beruht und jene, bei der das
nicht der Fall ist. Eine Person mit der zweiten Art von ruchi wird große
Freude erfahren wo und wann auch immer kirtana ausgeführt wird. Sie ist
nicht von der Vorzüglichkeit der Umstände abhängig weil sie tatsächlich tiefen
Geschmack hat. Sie hat nicht eine Spur Unreinheit im Herzen... der Gottgeweihte
wird über die vorherige Stufe seines Bewußtseins mit Abscheu erfüllt und darüber
verzweifelt sein. Dann, an einem abgelegenen Ort, wird er wie ein Schwan die nektargleichen
Themen über den Herrn, der Saft der Frucht des Wunschbaumes, die mystische Wissenschaft
der bhakti, zu kosten und ehrfürchtig zu rezitieren beginnen. Darauf wird
er sich fortwährend darüber mit Gottgeweihten unterhalten, bis zum Ausschluß aller
anderer Themen... Er wird beim dhama des Herrn Zuflucht nehmen und er wird
sich selbst völlig im Dienst des Herrn fixieren. Unwissende Leute werden denken,
daß er verrückt wird... er wird eine außergewöhnliche, unvorstellbare Glückseligkeit
erfahren."
V.
Asakti
"Danach,
wenn der Geschmack für bhajana extreme Tiefe erreicht und Krishna der
Gegenstand der hingebungsvollen Tätigkeiten wird, dann wird dies asakti
oder Anhaftung genannt. Auf der Stufe der asakti trägt die Kletterpflanze
der bhakti büschelweise Knospen. Diese Knospen werden auf der Stufe von
bhava im Nu zu Blumen und dann, auf der Stufe der prema zu Früchten...
Asakti poliert den Spiegel des Herzen derart, daß der Herr dort plötzlich
sichtbar werden mag. Bevor der Gottgeweihte die Stufe von asakti erreicht,
nachdem er realisiert hat, daß sein Geist von materiellen Gegenständen und Wünschen
überwältigt wurde, zieht er seinen Geist zurück und fixiert ihn durch eine überlegte
Bemühung auf die Form, die Eigenschaften und Tätigkeiten des Herrn. Wie auch immer,
auf der Stufe der asakti ist die Absorbierung des Geistes in den Herrn
automatisch, ohne Bemühung. Selbst ein Gottgeweihter auf der Stufe der nishtha-bhakti
kann nicht verhindern, daß sich sein Geist manchmal vom Herrn abwendet und sich
auf materielle Angelegenheiten fixiert. Eine Person auf der Stufe von asakti
zieht ihren Geist spontan von materiellen Themen zurück und beschäftigt ihn mit
Themen über den Herrn. Diese letzterwähnte Eigenschaft ist nicht in jenen zu finden,
die nicht asakti erreicht haben (selbst jene mit ruchi...)..."
"Wenn
er gefragt wird was ihm fehlt, wird er manchmal wie ein Stummer reagieren und
zu anderen Zeiten wird er so tun als ob er normal wäre. Seine Freunde werden entschuldigend
vorbringen: 'Zuvor war er in Ordnung, doch nun wurde seine Intelligenz bedeckt.'
Jene Nachbarn, die mit ihm nicht vertraut sind, werden schlußfolgern, daß er schon
vom Tag seiner Geburt an ein Idiot war. Die Nachfolger der vedischen Rituale werden
ihn als dumm betrachten. Die Unpersönlichkeitsanhänger werden ihn als sich in
Illusion befindend ansehen. Die Nachfolger frommer Aktivitäten werden sagen, daß
er gefallen ist. Die Gottgeweihten werden sagen, daß er großes Glück erlangt hat.
Und die Übeltäter werden sagen, daß er sich verstellt."
"Doch
der Gottgeweihte, weit entfernt von Überlegungen bezüglich Respekt und Disrespekt,
der in die Strömung des großen himmlischen Flusses der Anhaftung (asakti)
an den Herrn gefallen ist, wird auf dieselbe Weise weitermachen."
Zusammenfassung
Hiermit
haben wir zusammenfassend die Stufen des Fortschrittes von bhajana-kriya
bis zu asakti präsentiert, die Stufen, aus denen sich madhyama-adhikara
zusammensetzt. Sie umfassen den Neulings-Vaishnava, der mit seinen anarthas
kämpft, bis hin zu dem befreiten raganuga-Gottgeweihten, der asakti
erfährt, der manchmal Krishna im Kern seines Herzens sieht und der niemals,
nicht einmal für einen Augenblick, materiell verwirrt ist. Unsere Schlußfolgerung
ist, daß solange der madhyama-adhikari nicht mindestens die nishtha-Stufe
erlangt hat, besser noch ruchi oder asakti, er es nicht wagen sollte,
den Dienst, andere zu befreien, aufzunehmen und deswegen von der Welt verehrt
zu werden, mit all den Gefahren, die eine solche Stellung mit sich bringt. Auf
der unbeständigen Stufe kann man leicht durch Ehre, materielle Möglichkeiten usw.
verwirrt sein und man kann deswegen von den verschiedenen Feinden wie Stolz, Zorn,
usw. besiegt werden und zu der kanistha-Stufe oder noch schlimmer hinunterfallen.
Nichts
liegt dem Autor ferner, als die Hingabe anderer zu beurteilen, da er sich bewußt
ist, daß er selbst voller anarthas und anstößiger Neigungen ist. Nichtsdestoweniger
hat man die Pflicht, das Ausmaß seiner bhakti zu beurteilen und so sicherzustellen,
daß angemessener Fortschritt gemacht wird. Wenn diese Beschreibung als Faustregel
benutzt wird, dann werden vielleicht jene, die es erwägen guru zu werden,
weiteren Stoff zum nachdenken haben. Es stimmt, daß ein sehr weit fortgeschrittener
Vaishnava sich selbst nicht als fortgeschritten betrachtet, doch wenn Krishna
oder Sein reiner Stellvertreter ihn direkt dazu auffordern, wird er nach vorne
treten und der Welt bekanntgeben, daß er ein acarya ist und für die Erlösung
der Gefallenen gekommen ist. Solche Kühnheit ist nur für jemanden legitim, möglich
und praktikabel, der auf diese Weise eine Anordnung vom Herrn und Seiner Stellvertretung
empfangen hat. Wie Srila Prabhupada es kurz bei einer Beschreibung eines Gottbruders
erwähnte: "Alles im allem, du sollst wissen, daß er nicht eine befreite Person
ist, und deshalb kann er auch nicht eine andere Person im Krishna-Bewußtsein einweihen.
Es erfordert besondere Segnung von höheren Autoritäten..." (SPL 68-4-18) So sehen
wir, daß der demütigste und fortgeschrittene Vaishnava, der niemals davon träumen
würde, sich selbst als wichtig oder fortgeschritten vorzuschlagen, dies tun mag,
nachdem er besondere Segnung und Anweisung von höheren Autoritäten, besonders
des Höchsten Herrn und/oder Seines reiner Stellvertreters, empfangen hat. Dieses
Prinzip wurde in den Tätigkeiten von Srila Bhaktivinoda Thakura, Srila Sarasvati
Thakura, Srila Prabhupada und vielen anderen große acaryas der Vergangenheit
vorgeführt. Die natürliche Demut solcher Gottgeweihter wird durch deren Wunsch,
den Herrn entsprechend Seiner Anweisung zu erfreuen, überwunden. Auf diese Weise
werden sie gurus oder acaryas. Kraft ihrer tatsächlichen Eignung
und den persönlichen Befehl des Herrn versuchen solche Gottgeweihte andere zu
befreien. Und nicht auf andere Weise.
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