Hingebungsvolles Dienen in transzendentaler Anhaftung
Aus schierem Missverständnis denken einige Transzendentalisten, Wissen und Entsagung
seien unerlässlich, wenn man zur Stufe des hingebungsvollen Dienens aufsteigen
wolle. Doch dem ist nicht so.
Das Kultivieren von Wissen und der Verzicht auf die Früchte seines Schaffens mögen
wohl dazu beitragen, unsere spirituelle Existenz zu erkennen, doch gehören diese
Dinge nicht unbedingt zum hingebungsvollen Dienen.
Wissen und gewinnbringende Tätigkeiten haben Befreiung und materielle Sinnenbefriedigung
zum Ziel und sind deshalb für die Ausführung des hingebungsvollen Dienens wertlos.
Erst wenn man von den aus Wissen und fruchtbringenden Aktivitäten resultierenden
Handlungen befreit ist, kann man sich dem hingebungsvollen Dienen zuwenden. Ein
Geweihter Sri Krishnas ist von Natur aus gewaltlos und selbstbeherrscht, und deshalb
braucht er keine besondere Anstrengung zu machen, die Eigenschaften zu entwickeln,
die durch Wissen und materiell-einträgliche Tätigkeiten erlangt werden.

Uddhava - Krishnas Botschafter
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Uddhava fragte Sri Krishna einmal nach den Regeln und
Regulierungen, die in den vedischen Schriften dargelegt sind: »Wie ist es zu erklären,
dass die vedischen Hymnen uns einerseits zu materiellem Genuss ermuntern, uns
jedoch andererseits alle Illusionen nehmen und uns auffordern, nach Befreiung
zu streben?« Diese Schriften wurden zwar vom Höchsten Persönlichen Gott verfasst,
doch anscheinend sind sie voller Widersprüche. Und so fragte Uddhava, wie diese
sich widersprechenden Anweisungen der Veden zu verstehen seien.
Als Antwort darauf informierte Sri Krishna ihn über die Vortrefflichkeit des hingebungsvollen
Dienens.
Er sagte: »Für Menschen, die Mir bereits in Hingabe dienen und ständig an Mich
denken, ist Streben nach Wissen und Entsagung weder praktisch noch notwendig.«
Die Erklärung hierfür lautet, dass hingebungsvolles Dienen von allen Pfaden der
Erkenntnis unabhängig ist. Die Pfade des Wissens, der Entsagung oder der Meditation
mögen am Anfang hilfreich sein, doch sind sie nicht unbedingt erforderlich, um
Gott zu dienen. Mit anderen Worten: Hingebungsvolles Dienen kann unabhängig von
diesen Pfaden ausgeführt werden.
In diesem Zusammenhang gibt es einen Vers im Skanda
Purana, in welchem Parbuta Muni zu einem Jäger sagt:
»O Jäger, es ist nicht weiter erstaunlich, dass du viele gute Eigenschaften wie
Gewaltlosigkeit und andere entwickelt hast, denn wer dem Höchsten Herrn in Hingabe
dient, wird es niemals übers Herz bringen, einem anderen Lebewesen ein Leid zuzufügen.«
Nach diesen Ausführungen sagte der Herr zu Sanatana Goswami: »Bisher habe Ich
dir nur die dienende Hingabe nach regulierenden Prinzipien dargelegt, doch nun
werde Ich dir die dienende Hingabe in transzendentaler Anhaftung erklären.«
Die Einwohner von Vrindavana, Vrajabhumi, geben das beste Beispiel für diese Hingabe,
denn sie praktizieren ideales hingebungsvolles Dienen in transzendentaler Anhaftung.
Solche Hingabe ist ausschließlich in Vrajabhumi zu finden. Wenn man dienende Hingabe
mit Anhaftung an Krishna entwickelt, indem man in die Fußstapfen der Einwohner
von Vrajabhumi tritt, nennt man diese Stufe »raga-marga-bhakti« - »dienende Hingabe
mit Anhaftung an den Herrn«. Im Bhakti-rasamrita-sindhu wird dazu gesagt:
»Hingebungsvolles Dienen mit ekstatischer Anhaftung, die für den Gottgeweihten
ganz natürlich wird, nennt man »raga« oder »transzendentale Zuneigung«. Den hingebungsvollen
Dienst auf der raga-Stufe bezeichnet man als »ragatmika (Hingabe)«; tiefe Zuneigung
und vollständige Meditation über das Objekt der Liebe sind seine charakteristischen
Merkmale. Beispiele für Gottgeweihte, die sich auf dieser Stufe des hingebungsvollen
Dienens befinden, sind die Einwohner von Vrajabhumi, und jemand, der sich zu Krishna
hingezogen fühlt, wenn er von ihrer Zuneigung hört, ist gewiss vom Glück begünstigt.
Für einen Menschen, der von der dienenden Hingabe der Einwohner von Vrajabhumi
tief bewegt wird und sich bemüht, ihrem Beispiel zu folgen, gelten die Vorschriften
und Regulierungen der offenbarten Schriften nicht mehr. Das ist das Merkmal von
raga-bhakti.
Sri Chaitanya Mahaprabhu
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Hingebungsvolles Dienen in transzendentaler Anhaftung
ist die natürliche Neigung jedes Lebewesens. Ein Mensch, in dem diese natürliche
Neigung erweckt worden ist, lässt sich durch kein Argument in seiner Überzeugung
beirren, selbst dann nicht, wenn solche Einwände auf den Aussagen der Schriften
beruhen. Diese natürliche Neigung wird in den Schriften als das höchste Gut des
Lebewesens beschrieben, und deshalb sollte sich jemand, der eine Zuneigung für
diese besondere Art des hingebungsvollen Dienstes für den Höchsten Herrn entwickelt
hat, nicht aufgrund von Argumenten aus den Schriften davon abbringen lassen.
In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass es auch sogenannte Gottgeweihte gibt
(sie sind als prakrita-sahajiyas bekannt), die ihren eigenen, aus der Luft gegriffenen
Vorstellungen folgen. Sie imitieren Radha und Krishna, indem sie sexuellen Ausschweifungen
frönen; doch ihr sogenanntes »hingebungsvolles Dienen« und ihre »Liebe« sind nicht
echt. Die prakrita-sahajiyas betrügen sich nur selbst und gleiten auf diese Weise
in die Hölle hinab.
Hingebungsvolles Dienen in transzendentaler Anhaftung kann auf zweierlei Art ausgeführt
werden: äußerlich und innerlich.
Beim äußeren Dienen folgt der Gottgeweihte streng den regulierenden Prinzipien
- angefangen mit Chanten und Hören und anderen Regulierungen -, während er innerlich
ständig an seine Zuneigung für Krishna denkt, die ihn dazu bringt, dem Höchsten
Herrn zu dienen. Er denkt fortwährend an seinen bestimmten hingebungsvollen Dienst
und an das Objekt seiner Anhaftung. Die Anhaftung eines echten Gottgeweihten verletzt
jedoch niemals die regulierenden Prinzipien des hingebungsvollen Dienens - ganz
im Gegenteil, der echte Gottgeweihte hält sich streng an diese Regeln, denkt aber
trotzdem ständig an das Objekt seiner transzendentalen Anhaftung.
Alle Einwohner von Vrindavana sind Krishna sehr lieb.
Ein Gottgeweihter, der sich auf der Stufe der Anhaftung befindet, wählt sich daher
einen dieser Einwohner aus und folgt in dessen Fußstapfen, um so in seinem eigenen
hingebungsvollen Dienst Erfolg zu haben. Im Bhakti-rasamrita-sindhu erklärt Srila
Rupa Goswami, dass sich ein reiner Gottgeweihter auf der Stufe der Anhaftung stets
an die Aktivitäten eines bestimmten Einwohners von Vraja erinnern solle - auch
wenn es ihm selbst nicht möglich sei, in Vrajabhumi zu leben -, denn auf diese
Weise könne er ständig an Vrajabhumi denken.
Unter solchen überzeugten Gottgeweihten gibt es verschiedene Charaktere: Einige
sind Diener, andere Freunde, wieder andere Eltern oder Geliebte. Im hingebungsvollen
Dienst mit Anhaftung sollte man einem bestimmten Gottgeweihten aus Vrajabhumi
nachfolgen.
Im Srimad-Bhagavatam heißt es im 25. Kapitel des Dritten
Cantos: »Nur diejenigen, die damit zufrieden sind, Meine Geweihten zu sein, sind
matparas. Sie betrachten Mich als ihre Seele, ihren Freund, ihren Sohn, ihren
Meister, ihren Gönner, ihren Gott und ihr höchstes Ziel. Solche Gottgeweihte sind
frei vom Einfluss der Zeit.
Im Bhakti-rasamrita-sindhu erweist der Autor all jenen Menschen seine respektvollen
Ehrerbietungen, die immer an Krishna denken - entweder als ihren Sohn, Gönner,
Bruder, Vater, Freund oder in irgendeiner ähnlichen Beziehung. Jeder, der die
Prinzipien des hingebungsvollen Dienens in Anhaftung befolgt und sich einen bestimmten
Gottgeweihten aus Vrajabhumi zum Vorbild nimmt und ihm nachfolgt, erreicht mit
Sicherheit die Stufe der höchsten und vollkommensten Liebe zu Gott.
Sri Chaitanya Mahaprabhu
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Es gibt zwei Merkmale, an denen man erkennen kann, daß
der Gottgeweihte Liebe zu Gott entwickelt hat. Sie heißen »rati«, (Anhaftung)
und »bhava« (der Zustand, der der Liebe zu Gott unmittelbar vorangeht). Gottgeweihte,
die diese beiden Merkmale besitzen, können Krishna leicht erobern.
Nachdem Sri Caitanya, Sanatana Gosvami dies alles erklärt hatte, sagte Er, die
Beschreibung des hingebungsvollen Dienens in Anhaftung könne endlos weitergeführt
werden, und Er versuche lediglich, einige Beispiele für solche dienende Hingabe
zu geben.
Sri Caitanya beschrieb dann das endgültige Ziel des hingebungsvollen Dienens,
das von den Gottgeweihten erreicht wird, die die höchste Vollkommenheit erlangen
wollen. Wenn die Anhaftung an Krishna sehr stark wird, nennt man diesen Zustand
» Liebe zu Gott«.
Krishnadasa Kaviraja Goswami pries Sri Caitanya für dessen erhabene Lehre von
der Liebe zu Gott und brachte Ihm seine respektvollen Ehrerbietungen dar. Im Caitanya-caritamrita
heißt es: „O Höchster Persönlicher Gott, keine Deiner anderen Inkarnationen
hat jemals solch reine dienende Hingabe an jeden verschenkt! Du großmütigste Inkarnation
Gottes, ich erweise Dir, der Du den Namen Gaura Krishna trägst, meine respektvollen
Ehrerbietungen.“
Im Bhakti-rasamrita-sindhu vergleicht Srila Rupa Goswami den Zustand der Liebe
zu Gott mit dem Sonnenschein, der von der Sonne der Liebe zu Gott ausgeht, und
dieser »Sonnenschein« erfüllt das Herz des Gottgeweihten mit immer größerer Liebe.
Ein solcher Gottgeweihter ist im Herzen transzendental zu den Erscheinungsweisen
der materiellen Natur - sogar zu der der Reinheit. Der Vorgang, durch den das
Herz durch den Sonnenschein der Liebe mehr und mehr gereinigt wird, ist als bhava
bekannt.
Bhava ist die bleibende Eigenschaft des Gottgeweihten, und den entscheidenden
Punkt für den Fortschritt in bhava nennt man »das Anfangsstadium der Liebe zu
Gott«. Wenn sich das bhava-Stadium mehr und mehr vertieft, nennen die erfahrenen
Gottgeweihten diesen Zustand »Liebe zu Gott«. Im Narada-pancaratra heißt es dazu:
»Wenn man fest davon überzeugt ist, daß Vishnu die einzige Person ist, der alle
Liebe und Verehrung gebührt, und dass man niemanden sonst lieben und verehren
sollte - auch keinen Halbgott – so bedeutet dies, dass man in seiner Liebe
eine enge Verbindung mit Gott erfährt. Dies wird von solch großen Persönlichkeiten
wie Bhishma, Prahlada, Uddhava und Narada bestätigt.«
Wenn jemand aufgrund seiner rechtschaffenen Handlungen, die gewöhnlich die Neigung
zum hingebungsvollen Dienen hervorrufen, bei reinen Gottgeweihten Zuflucht sucht,
entwickelt er schon nach kurzer Zeit eine Neigung zum Chanten und Hören von Krishnas
Namen. Je mehr und je reiner der Neuling rezitiert und hört, desto mehr Fortschritte
macht er im regulierten hingebungsvollen Dienen für den Höchsten Herrn, und in
dem Maße, wie er im regulierten Dienst für den Höchsten Herrn Fortschritte macht,
vermindert sich seine Anhaftung an die materielle Welt. Als erstes gewinnt er
Vertrauen, das sich immer mehr verstärkt, je mehr er von Krishna hört und vorträgt.
Dieses Vertrauen entwickelt sich allmählich zum Geschmack am Krishna-Bewusstsein
und wird schließlich zur Zuneigung.
Wenn die Zuneigung reiner wird, treten bhava und rati auf. Wenn sich dann die
rati (Anhaftung) vergrößert, hat man Liebe zu Gott erreicht, das höchste Ziel
des menschlichen Lebens.
Diesen Vorgang fasst Srila Rupa Goswami im Bhakti-rasamrita-sindhu folgendermaßen
zusammen:
»Die erste Voraussetzung, um im hingebungsvollen Dienen Fortschritte zu machen,
ist Glaube; durch diesen Glauben sucht man die Gesellschaft reiner Gottgeweihter
auf, und durch ihre Gemeinschaft entwickelt man hingebungsvolles Dienen. Wenn
man auf diese Stufe gelangt, wird man frei von allen Ängsten und Befürchtungen
und gewinnt eine feste Überzeugung, aus der sich als nächstes ein Geschmack am
Krishna-Bewusstsein entwickelt. Schließlich erreicht man die Stufe der Anhaftung,
das heisst die Stufe der regulierenden Prinzipien im hingebungsvollen Dienen,
und wenn man weitere Fortschritte macht, kommt man zur Stufe der bhava, der beständigen
Liebe.
Diese Liebe zu Gott kann noch weiter entwickelt und,
wenn sie tief genug ist, sogar zur höchsten Stufe der Liebe zu Gott werden. Im
Sanskrit wird diese höchste Stufe »prema« genannt. Das Wort »prema« kann man mit
»reine Liebe zu Gott« übersetzen, denn der Gottgeweihte erwartet für diese Liebe
nichts zurück. Eigentlich ist das Wort »Liebe« für »prema« nicht so recht zutreffend,
denn was wir im allgemeinen unter Liebe verstehen, ist nichts weiter als Lust;
prema hingegen ist völlig rein und transzendental, d. h. frei von persönlichen
Motiven. Wer die Stufe der prema erreicht hat, ist auf der höchsten Stufe der
Vollkommenheit angelangt. Im Srimad-Bhagavatam wird diese Feststellung im 25.
Kapitel des Dritten Cantos wie folgt bestätigt: »Nur durch die Gemeinschaft mit
reinen Gottgeweihten kann man Geschmack am Krishna-Bewusstsein entwickeln, und
wenn man dann versucht, in jeder Sekunde Krishna-bewußt zu handeln, wird man sehr
leicht die Stufen der bhava und prema erreichen.«
Als nächstes beschrieb Sri Caitanya die Symptome eines Menschen, der vom bloßen
Glauben zur Stufe der bhava fortgeschritten ist.

Er weist folgende Merkmale auf: Er ist niemals erregt,
selbst dann nicht, wenn ein Grund dazu besteht. Er verschwendet nicht einmal einen
Augenblick seiner Zeit. Er ist stets bestrebt, etwas für Krishna zu tun, und wenn
er einmal keine Beschäftigung hat, sucht er sich selbst eine Tätigkeit, mit der
er den Herrn erfreuen kann. Er lehnt alles ab, was nicht in Beziehung zu Krishna
steht und erwartet keinen Respekt für sich selbst. Obwohl er sich auf einer sehr
hohen Stufe der Verwirklichung befindet, verlangt er niemals danach, von anderen
geehrt zu werden. Er ist davon überzeugt, dass er seine Aufgabe erfüllen kann.
Er denkt niemals, er mache keinen Fortschritt oder werde das höchste Ziel des
Lebens nicht erreichen, nämlich zurück zu Gott, zurück nach Hause zu gehen.
Im Gegenteil, er ist fest davon überzeugt, dass er Fortschritte
in dieser Richtung macht. Und somit bemüht er sich mit immer größerem Vertrauen,
das höchste Ziel des Lebens zu erreichen. Stets ist er eifrig bestrebt, den Herrn
zu erfreuen, und von Seiner Herrlichkeit zu hören und zu chanten. Es ist ihm immer
eine Freude, die transzendentalen Eigenschaften des Herrn zu beschreiben. Er möchte
an Orten wie Mathura, Vrindavana oder Dvaraka leben. All diese Symptome treten
bei einem Menschen auf, der die Stufe der bhava erreicht hat.
Diese Stufe der bhava wird auch im Srimad-Bhagavatam beschrieben. Als nämlich
Maharaja Pariksit, der von einem Brahmanenknaben dazu verwünscht worden war, innerhalb
von sieben Tagen an einem Schlangenbiss zu sterben, am Ufer des Ganges saß und
auf den Tod wartete, sagte er: »All ihr anwesenden brahmanas und auch Du, Mutter
Ganges, sollt wissen, dass ich eine Krishna völlig hingegebene Seele bin.
Ich hätte nichts dagegen, sofort von der Schlange gebissen zu werden, die der
Brahmanenknabe mir geschickt hat; doch ich habe noch einen Wunsch: Bitte fahrt
fort, Krishnas transzendentale Spiele zu preisen.« Solch ein Gottgeweihter ist
immer darauf bedacht, seine Zeit nicht mit etwas zu verschwenden, was nicht mit
Krishna verbunden ist.
Er hegt deshalb keine Wünsche, die sich auf fruchtbringende Tätigkeiten, yoga-Meditation
oder das Ansammeln von Wissen richten. Er möchte nur über etwas sprechen oder
hören, was in Beziehung zu Krishna steht. Solche reinen Gottgeweihten beten ständig
mit Tränen in den Augen zum Höchsten Herrn und sind stets bemüht, sich an die
transzendentalen Spiele des Herrn zu erinnern, während sie Ihm ihre Ehrerbietungen
darbringen. Nur so können sie zufrieden sein. Jeder Gottgeweihte, der sich auf
diese Weise im hingebungsvollen Dienen
beschäftigt, weiht sein Leben und seinen Körper dem Herrn. König Bharata, ein
reiner Gottgeweihter, nach dem Indien einstmals Bharatavarsha genannt wurde, verließ
schon in jungen Jahren seine Familie und sein Königreich als verlasse er Kot.
Dies sind die Symptome eines Menschen, der bhava entwickelt hat.
Er sieht sich selbst als den nichtswürdigsten aller Menschen an, und seine einzige
Freude liegt in der Hoffnung, dass Krishna eines Tages so gütig sein wird, ihn
in Seinem transzendentalen Dienst zu beschäftigen. Im Padma Purana findet man
die Geschichte eines Königs, der, obwohl er als der Beste unter den Menschen galt,
bettelnd von Tür zu Tür ging und selbst die Niedrigsten der menschlichen Gesellschaft,
die candalas (Hunde-Esser), anflehte, Krishna-bewusst zu werden.
Srila Sanatana Gosvami verfasste später folgenden Vers:
»Ich habe nur wenig Liebe zu Gott, und an mir ist nichts, das mich würdig macht,
über hingebungsvolles Dienen zu hören. Auch besitze ich kein Verständnis von der
Wissenschaft der dienenden Hingabe, noch verfüge ich überhaupt über irgendwelches
Wissen. Weder habe ich in der Vergangenheit rechtschaffen gelebt noch bin ich
in einer hohen Familie geboren. Aber, o Liebling der Mädchen von Vraja, ich gebe
dennoch nicht die Hoffnung auf, Dich zu erreichen, und diese Hoffnung macht mich
ganz verwirrt.«
Ein solcher Gottgeweihter wird von einem derartig starken Verlangen tief bewegt
und chantet daher ständig »Hare Krishna Hare Krishna, Krishna Krishna Hare Hare,
Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare.«
In diesem Zusammenhang gibt es einen schönen Vers von
Srila Bilvamangala Thakura, der im Krishna-karnamrita sagt:
»O Krishna, das Spiel Deiner Flöte klingt so lieblich, und die Schönheit Deiner
Kindheitsspiele ist einzigartig in dieser Welt. Du weißt, wonach mein Geist begehrt,
und auch ich kenne Dich gut. Niemand sonst weiß, wie vertraut unsere Beziehung
ist. Meine Augen sehnen sich danach, Dich und Dein Lächeln zu sehen, aber sie
vermögen es nicht. Bitte, sage mir, was ich tun soll.« Im Bhakti-rasamrita-sindhu
von Srila Rupa Gosvami kann man einen ähnlichen Vers finden: »O Govinda! Dieses
junge Mädchen hat Tränen in den Augen, und während sie leise vor sich hin weint,
singt sie mit süßer Stimme von Deiner Herrlichkeit.« Solche reinen Gottgeweihten
möchten ständig Krishnas glorreiche Taten preisen und an einem Ort leben, wo Krishna
Seine transzendentalen Spiele offenbarte.
Ein ähnlicher Vers begegnet uns auch im Krishna-karnamrita:
»Der Körper Krishnas ist so anmutig und Sein Antlitz so schön - alles an Ihm ist
voller Liebreiz und Duft.« Und im Bhakti-rasamrita-sindhu heißt es: »O Lotosäugiger,
wann werde ich endlich Deinen heiligen Namen ohne Unterlass chanten und in Ekstase
am Ufer der Yamuna tanzen?«
Alle oben angeführten Beschreibungen, die Sri Caitanya Sanatana Gosvami vortrug,
schildern Symptome der bhava-Stufe.
Als nächstes beschrieb der Herr die Symptome, die bei einem Gottgeweihten sichtbar
werden, der wirkliche Liebe zu Krishna erlangt hat. Er sagte: »Niemand kann einen
Menschen begreifen, der Liebe zu Krishna entwickelt hat, denn weder seine Worte
noch seine Handlungen, noch seine Symptome sind normal. Selbst wenn man sehr gebildet
ist, wird es einem äußerst schwerfallen, einen reinen Gottgeweihten im Stadium
der Liebe zu Gott zu verstehen. «
Dies wird auch im Bhakti-rasamrita-sindhu bestätigt.
Einem reinen Gottgeweihten stockt das Herz, wenn er
vom Ruhm des Höchsten Herrn singt. Weil er Krishna so sehr liebt, zeigt er die
Symptome eines Geistesgestörten, wenn er Seinen Namen, Seinen Ruhm oder Seine
Spiele preist, und in solchem Zustand lacht er manchmal oder weint oder tanzt,
ohne sich im geringsten um seine Umgebung zu kümmern.
Und wenn dann seine Liebe zu Gott noch mehr zunimmt, steigern sich auch seine
Zuneigung, seine Gefühle und seine Ekstase, bis hin zur mahabhava oder prema,
der höchsten Stufe der hingebungsvollen Liebe.
Die Liebe zu Gott kann mit einer Zuckerlösung verglichen werden, die durch den
Entzug von Wasser immer konzentrierter wird, bis der Zucker schließlich zu Kandis
wird. In diesen verschiedenen Stadien wird der Zucker von Mal zu Mal schmackhafter.
Ähnlich erfährt auch ein wirklicher Gottgeweihter in der Liebe zu Gott eine immer
größere transzendentale Freude, bis er letzten Endes die höchste Stufe erlangt.
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