Geschichtlicher Hintergrund
Es ergab sich das Krishna in Begleitung von Balarama, Subhadra und vielen von
Seinen Geweihten und Vertrauten von Dvaraka nach Kurukschetra reisen wollten,
um dort diesen berühmten Pilgerort zu besuchen. Krishna der vor 5000 Jahren
in Mathura erschien und später Seine Jugend in Vrindavan, einem Ländlichen
Dorf verbrachte, hatte ein großes Verlangen die Einwohner von Vrindavan,
angeführt von Seiner liebsten Radharani, wieder zu sehen. Denn Er war für
lange Zeit abwesend von ihnen, da Er in Dvaraka umgeben von großer Opulenz,
als Prinz lebte. Als der Prinz von Dvaraka mit all Seinem Gefolge and Familienangehörigen,
mit vollem Prunk ausgestattet nach Kurukschetra kam, traf Er dort Seine liebsten
von Vrindavan. Nach vielen Jahren der Trennung von Vrindavan, traf Er wieder mit
ihnen zusammen. Es war eine ausgesprochen rührende Begegnung beiderseits.
Radharani und die anderen Gopis erinnerten sich, wie damals, vor vielen Jahren,
Krishna und Balarama plötzlich Vrindavan verließen um nach Mathura
und später nach Dvaraka zu reisen. Er versprach ihnen, nach der Beendung
Ihrer Mission, sobald wie möglich wieder zurückzukommen. Der Abschied
von Krishna war ein großer Schock für sie alle.
Als Radharani nun aber Krishna
mit all dem königlichen Prunk vor sich sah, war sie verwundert und enttäuscht,
denn sie hatte Ihn immer noch als ein einfacher, liebenswürdiger Kuhhirtenjunge
(Govinda) in Erinnerung. Diese Opulenz passte ihr überhaupt nicht. Deshalb
bat sie Krishna Seine königlichen Gewänder abzulegen und wieder mit
ihr und allen anderen Vrajabhasis nach Vrindavan zurückzukommen. Sie sprach
zu Krishna: "Wir sind beide die selben wie dazumal. Doch obwohl wir immer
noch die gleichen sind, fühle ich mich mehr zu Vrindavan hingezogen. Ich
wünsche mir deshalb, dass du bitte wieder mit uns allen nach Vrindavan kommen
mögest, um uns alle dort zu beglücken. Dort gibt es wunderbare Blumengärten,
wo man das Summen der Bienen und das Zwitschern der Vögel hören kann.
Hier in Kurukschetra erscheinst du wie ein Prinz gekleidet, umringt von vielem
königlichem Gefolge. Doch in Vrindavan erschienst du wie ein einfacher Kuhhirtenjunge,
auf deiner Flöte spielend. Hier an diesem Ort erfahre ich nicht einmal einen
Tropfen des Meeres transzendentalen Glücks, dass ich mit dir zusammen in
Vrindavan genießen konnte. Daher bitte ich dich inbrünstig, wieder
nach Vrindavan zu kommen. Wenn du dies tust wird mein Verlangen Erfüllung
finden. Für die meisten Menschen sind der Geist und das Herz eins. Doch weil
mein Geist niemals von Vrindavan getrennt ist, betrachte ich meinen Geist und
Vrindavan als eins. Mein Geist ist bereits Vrindavan, und da du Vrindavan magst,
würdest du bitte wieder zurückkommen. Da Vrindavan meine Heimat ist
und ich daher niemals woanders glücklich sein könnte, wünsche ich
mir deine Gemeinschaft nur dort. Wenn ich sie nicht bekomme, wird es mir sehr
schwer fallen, mein Leben zu erhalten.
Mein lieber Krishna, als
du früher in Mathura warst, schicktest du Uddhava zu mir, damit er mich philosophisches
Wissen lehren würde, doch mein Herz konnte diese Unterweisungen nicht annehmen.
In meinem Herzen ist kein Platz für philosophisches Wissen oder Meditation.
Ich finde es daher nicht richtig, dass du mich auf diese Weise testest. Obwohl
ich versucht habe dich zu vergessen, konnte ich es nicht, denn ich fühle
mich auf natürliche Weise zu dir hingezogen. Dein Ratschlag an mich, einfach
über dich zu meditieren, finde ich daher einfach lächerlich. Dadurch
tötest du mich. Wir die Gopis sind nicht wie die Yogis. Wir werden daher
niemals damit zufrieden sein, nur über dich als allgegenwärtiger Paramatma
zu meditieren. Durch solche Ratschläge verärgerst du uns nur. Die Gopis
sind bereits befreit, da sie keine materielle Lebensauffassung haben. Ist es nicht
verwunderlich, dass du Vrindavan scheinbar vergessen hast? Und wie konntest du
deinen Eltern vergessen? Wie konntest du den Govardhana Hügel und den Yamuna
Fluss vergessen? Krishna, du bist zweifellos ehrenswert und voll mit guten Eigenschaften
ausgestattet. Du weißt dich gut zu betragen. Bist weichherzig und barmherzig.
Ich weiß, dass man an dir nicht einmal die Spur eines Fehlers finden kann,
und trotzdem erinnerst du dich nicht einmal an die Einwohner von Vrindavan. Das
ist wahrlich unser Unglück und nichts anderes. Ich kümmere mich nicht
um mein persönliches Unglück, doch wenn ich das betrübte Gesicht
deiner Mutter Yaschoda sehe und bemerke, und wie die Herzen aller Bewohner Vrindavans
deinetwegen gebrochen sind, frage ich mich, ob du sie tatsächlich töten
willst. Oder möchtest du sie wieder beleben, indem du wieder zu ihnen nach
Hause kommst? Wir wollen dich nicht wie ein Prinz gekleidet sehen. Noch möchten
wir, dass du dich in königlicher Gesellschaft umringt in einem fernen Land
aufhältst. Bitte versuche zu verstehen, wir können Vrindavan nicht verlassen.
Und ohne deine Gegenwart sterben wir alle. Mein lieber Krishna, du bist das Leben
und die Seele von allen Lebewesen in Vrindavan. Ohne dich werden sie alle sterben.
Daher komme mit uns, und lass uns alle zusammen Leben."
Nachdem Krishna Radharanis
flehende bitte vernommen hatte, war seine Liebe zu den Vrajabhasis wieder erweckt.
Durch ihre unmotivierte Liebe erobert, fühlte er sich ihnen gegenüber
verschuldet. Daher besänftigte er sie mit folgenden Worten: "Meine liebste
Radharani, bitte höre mir zu. Ich sage dir jetzt die Wahrheit. Ich weine
Tag und Nacht, wenn ich an euch alle denke. Niemand in Dvaraka, ist sich darüber
bewusst, wie unglücklich mich die Trennung von euch macht. Ihr alle seid
mein Leben und meine Seele. Ich bin der Liebe (prema), von euch allen untergeben.
Daher stehe ich nur unter eurer Kontrolle. Mein Getrennt sein von euch und mein
Aufenthalt in der Fremde ist durch mein großes Unglück zustande gekommen.
Du bist meine Liebste, und ich weiß, dass du in meiner Abwesenheit nicht
einmal einen Augenblick lang leben kannst. Ich versichere dir daher, dass ich,
sobald ich meine Mission beendet habe - die restliche Last der Erde noch zu beseitigen
- zurück nach Vrindavan kommen werde. Ich möchte euch alle von den Angriffen
meiner Feinde beschützen. Das ist der wahre Grund, wieso ich noch in Dvaraka
bleibe. Ansonsten ist mir meine königliche Stellung gleichgültig. Deine
liebenswürdigen Eigenschaften ziehen mich immer wieder nach Vrindavan zurück.
Und dies wird sehr bald geschehen."
Während Krishna zu
Radha diese bestätigenden Worte sprach, wurde er sehr begierig nach Vrindavan
zu gehen und Schlussfolgerte: "Bhakti - liebevoller hingebungsvoller Dienst
zu mir - ist die einzige Möglichkeit, mich zufrieden zu stellen und mich
zu erreichen. Meine lieben Gopis, durch eure vorbehaltlosen Liebe und Zuneigung
zu mir, ist der einzige Grund für meine Rückkehr zu euch."
Dieses Wagenfest soll uns alle daran erinnern, wie Krishna (Jagannatha), von Seinen
Geweihten, begierig nach Vrindavan gezogen wird. Der Jagannatha Tempel symbolisiert
Dvaraka und der Gundica Tempel Vrindavan. Caitanya Mahaprabhu, der viele Jahre
in Puri verbrachte, und eine Inkarnation von Radha und Krishna ist, tanzte und
sang, vor dem Wagen Jagannathas, und wollte Ihn, wie Radharani, bitten, wieder
nach Vrindavan zu kommen: (Siehe - CC. ML. 13.77 - 80)
namo
brahmanya-devaya
go-brahmana-hitaya ca
jagad-dhitaya krsnaya
govindaya namo namah
jayati
jayati devo devaki-nandano 'sau
jayati jayati krsno vrsni-vamsa-pradipah
jayati jayati megha-syamalah komalango
jayati jayati prthvi-bhara-naso mukundah
jayati
jana-nivaso devaki-janma-vado
yadu-vara-parisat svair dorbhir asyann adharmam
sthira-cara-vrjina-ghnah su-smita-sri-mukhena
vraja-pura-vanitanam vardhayan kama-devam
naham
vipro na ca nara-patir napi vaisyo na sudro
naham varni na ca grha-patir no vana-stho yatir va
kintu prodyan nikhila-paramananda-purnamrtabdher
gopi-bhartuh pada-kamalayor dasa-dasanudasah
Was ist Ratha Yatra? (Eine Reflektion)
Das Ratha Yatra wird schon
seit unvordenklichen Zeiten in Jagannatha Puri durchgeführt. Die Stadt Puri
liegt im heutigen indischen Bundesstaat Orissa, am wunderbaren Strand am Golf
von Bengalen. Es ist ein bedeutender Pilgerort für die Hindus - speziell
von den Vischnu-Verehrern, auch Vaischnavas oder Krishnaiten genannt. Dort gibt
es einen Tempel der Jagannatha geweiht ist. Jagannatha ist ein Name von Krishna,
was soviel bedeutet wie der Herr des Universums. Ratha heißt Wagen und Yatra
Fest - das Fest auf dem Wagen.
Jagannatha Puri Temple, Orissa
India
Obwohl in diesem Tempel
Jagannatha - der Herr des Universums - verehrt wird, können nur Hindus ihn
betreten. Für alle anderen die Jagannatha sehen wollen, gibt es das Ratha
Yatra, das einmal im Jahr, im Juli, durchgeführt wird. Zu der Zeit strömen
Hunderttausende und alle zwölf Jahre Millionen von Pilgern aus allen Himmelsrichtungen
nach Puri, um Jagannatha zu sehen. Unter den Besuchern sind nicht nur die Verehrer
Vischnus zu sehen, sondern auch Schivaiten und andere Hindus, Muslime, Buddhisten
und auch Christen, die von westlichen und fernöstlichen Ländern herangereist
kommen, um das Ereignis mitzuerleben. Es ist eine sehr festliche Stimmung, überall
sieht man verschiedenfarbige Flaggen, verziert mit verschiedenen Symbolen wie
Halbmond und Sonne - die Zeichen von Krishna und Rama, dem Herrn über Sonne
und Mond sind. Gesänge ertönen in alle Richtungen, begleitet von verschiedenen
Instrumenten, speziell mit den traditionellen Trommeln, Zimbeln (große und
kleine) und Trompeten. Die Hitze drückt - es ist Monsunzeit - und alle wünschen
sich den erleichternden Regen herbei, der dann meistens auch eintrifft, wenn die
dunklen Wolken erscheinen. Die Leute warten alle gespannt auf den Moment, wenn
Jagannatha aus dem Tempel kommt, damit sie Ihn endlich sehen können. Viele
von ihnen haben sich schon früh am Morgen an die Paradestrasse begeben um
eine gute Aussicht auf die Parade zu haben.
Sri
Jagannatha - Lord of the Universe
Jagannatha
Swami nayana pata gami bhavatu me!
"O Jagannatha, Herr des
Universums, bitte sei vor meinen Augen sichtbar."
In den vorgerückten
Nachmittagsstunden wächst die Spannung, denn Jagannatha und Seine Begleiter
Baladeva und Subhadra, sind immer noch nicht aus dem Tempel gekommen. Dann plötzlich
hört man im gleichmäßigen Takt Gongschläge ertönen -
zuerst langsam und dann immer schneller. Dieser durchdringende Klang mit Trommeln
und Trompeten zusammen, verkünden die Ankunft Jagannathas. Dann der jubelnde
Aufschrei aus Tausenden von Kehlen: Jaya Jagannatha!!! Jaya Jagannatha! Der Klang
durchdringt die gesamte Sphäre. Die wuchtige, über zwei Meter hohe Bildgestalt
von Jagannath, wird von vielen schwergewichtigen, muskulösen Priestern, auf
den hohen Wagen gehoben, der über vierzehn Meter hoch in den Himmel ragt.
Die ganze Prozession wird begleitet von Priestern, die vedische Mantren und Hymnen
rezitieren, Auf Seinem Thron sitzend, wirft Jagannatha Seinen Barmherzigen Blick
über alle die die Bemühung auf sich nahmen nach Puri zu kommen, um an
diesem Festival teilzunehmen. Obwohl Er unbezwingbar, allmächtig und unverständlich
ist, offenbart Er Sich in dieser Welt als Jagannatha.
Wen stellen diese Bildgestalten
dar?
Baladeva
- Subhadra - Jagannath
Jagannatha sitzt auf der rechten
Seite. In der Mitte ist Subhadra - die jedem viel Glück bringt. Sie ist auch
als Yoga-maya oder Schakti - die personifizierte spirituelle Energie Krishnas
- bekannt. Und auf der linken Seite sitzt Balarama, der in Puri, Balabhadra genannt
wird. Er ist die glückverheißende Kraft, die jeder benötigt, um
in der Erkenntnis Gottes beharrlich Fortschritt zu machen. Jagannatha kann man
an Seiner schwarzen Tönung erkennen, Subhadra an Ihrer gelblichen und Balarama
an Seiner weißen. Reichlich mit Blumen geschmückt, lächeln alle
drei fröhlich über das Meer von Menschen und anderen Wesen, die sich
vor Ihnen versammelt hatten. Jagannatha oder Krishna ist schwärzlich, weil
Gott unergründlich und unerforschlich ist. Man kann Ihn nicht mit materiellen
Sinnen wahrnehmen - man kann Ihn nur sehen, wenn Er Sich offenbart. Jagannatha
Swami nayanabata gami bhavatu me - "Oh Jagannatha! wann wirst Du vor mir
sichtbar sein?"
Subhadra ist gelblich, sie
repräsentiert transzendentale Reinheit - durch die man Gott erkennen kann.
Und Balabhadra ist weiß, denn er ist der universale Guru, durch den man
Erleuchtung und Verwirklichung, in der Gotteserkenntnis erreichen kann. Diese
Dreieinigkeit - Jagannatha, Subhadra und Balarama - vereinigen alle Rassen und
Religionen. Auf Subhadras Wagen befindet sich auch die Sudarschan Säule,
die den Sonnengott kennzeichnet. Er repräsentiert Schutz und Gesundheit.
(Auf unserem Wagen befindet Er sich rechts neben Jagannatha).

Die Parade
Jetzt fängt der Umzug
jeden Moment an. Alle machen sich bereit. Jeder Wagen ist mit vier Holzpferden
ausgestattet. Jagannathas Pferde sind weiß, und symbolisieren Klarheit,
Ehrlichkeit, Gleichgesinntheit, und die Bereitschaft Gott zu dienen. Balaramas
Pferde sind schwarz. Sie verkörpern Kraft, Beständigkeit, Zeitlosigkeit
und hingebungsvolle Tätigkeiten. Und Subhadras braune Pferde repräsentieren,
Anziehung an Gott, Befreiung von Geburt und Tod, höchsten Erfolg, in der
Bemühung des Menschen, Liebe zu Gott zu erreichen, und die Transzendenz.
Die Wagen auf denen sich
diese Gottheiten befinden, werden jedoch von den anwesenden Leuten mit Seilen
gezogen. Alle machen sich jetzt bereit den Herrn des Universums und Seine Begleiter
durch die Hauptstrasse von Puri zu ziehen. Die Prozession zieht vom Jagannatha-Tempel
los - ungefähr fünf Kilometer weit zum Gundica-Tempel. Dort bleiben
die Bildgestalten für fünf Tage, und kehren dann wieder zurück
zu Ihrem Tempel. Während dieser Zeit finden viele abwechslungsreiche kulturelle
Programme statt und es werden große Mengen von verschiedenen Süßigkeiten
und Getränke verteilt.
Seit wann
findet dieses Fest in den westlichen Ländern statt?
Dieses Festival wurde vom
Gründer der Hare Krishna Bewegung, Swami Prabhupada, im Westen eingeführt.
Seit 1967 wurde es zum ersten Mal in San Franzisko durchgeführt. Der Bürgermeister
von SF hatte diesen Tag, damals als Feiertag erkoren. Es wurde von Jahr zu Jahr
erfolgreicher, und es gab niemals irgendwelche Schwierigkeiten oder Auseinandersetzungen
- es wurde zu einem wahren Friedensfest. Mittlerweilen, sieht man dieses farbenfrohe
und freudige Friedensfest in vielen Stätten auf der ganzen Welt: New York,
Los Angeles, Washington DC, Toronto, London, Paris, Rom, Berlin, Zürich,
Moskau, St. Petersburg, Rijeka, Melborn, Delhi, Kalkutta - um nur einige zu nennen.
Sri
Jagannathastakam
|