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Über das vedische Geschichtsverständnis


I. Die Unzulänglichkeit des modernen Geschichtsverständnisses Kritik aus vedischer Sicht

Nach anfänglicher Zuversicht, ja Euphorie über die Zukunft der Menschheit angesichts des um sich greifenden Fortschritts befinden wir uns heute in einer Phase der Ernüchterung. Je mehr wir die einzelnen Forschungsgebiete unter die Lupe nehmen, desto mehr werden wir erkennen, was Sokrates schon vor zweieinhalbtausend Jahre erkannte: "Ich weiß, daß ich nichts weiß."

Lord BrahmaEs erfordert tiefes Wissen und Einsicht, um die Tatsache, daß unser Horizont nur begrenzt sein kann, zu erkennen und einzugestehen. Aufgrund von Weisheit oder des Stachels der Zeit wird sich der moderne Mensch jedoch immer mehr über die Mängel unseres blinden Fortschritts bewußt, ja er beginnt sogar, dessen verhängnisvolle Konsequenzen anzuklagen.

Eine kritische Analyse ließe sich heutzutage in jedem Bereich anstellen, obwohl meistens nur Technologie, Chemie, Genforschung und ähnliche umstrittene Zweige der Wissenschaft ins Kreuzfeuer geraten. Dabei wird übersehen, daß die heute so bedrohliche "wissenschaftliche" Fehlentwicklung nur die Folge einer viel tiefergehenden Fehlentwicklung der gesamten Menschheit ist, nämlich eines Fehlverständnisses der eigenen Bestimmung. Diese Tatsache kann sehr eindrücklich und allgemein verständlich aufgedeckt werden, wenn wir das heute geläufige Geschichtsbild von der Erden- und der Menschheitsentwicklung einer kritischen Untersuchung unterziehen.

Die Frage nach der Menschheitsgeschichte führt uns (abgesehen vom Gebiet der Religion und Eschatologie) ins Gebiet der Historik, Ethnologie und Paläontologie. Gerade in diesen Wissensbereichen finden wir viele Beispiele dafür, wie blind und kritiklos gewisse "wissenschaftliche" Theorien als erwiesene Tatsachen anerkannt werden. Denn wer glaubt heute nicht, daß der Mensch vom Affen abstammt, daß eine Evolution stattfand und daß letztlich alles aus einem Urknall hervorging? Und wenn jemand daran zweifelt oder sogar Kritik zu üben wagt und - mit Recht - darauf hinweist, daß dies alles nur unbewiesene Hypothesen sind, dann fehlt dem Betreffenden doch auch seinerseits eine glaubwürdige Erklärung für die Entstehung des Universums und der Menschheit.

Diese Erklärung findet man im Srimad-Bhagavatam (2. und 3. Canto), wo ausführlichst die vedische Kosmogonie beschrieben wird, nämlich eine theistisch wissenschaftliche Genesis im Sinne einer diminuierenden Evolution vom ersten und höchstentwickelten Lebewesen im Universum, Brahma, über verschiedene Generationsfolgen bis hin zu niederen Formen (Näher beschrieben in der Abhandlung "Die vedische Kosmogonie und die Yuga-Zyklen".

Es scheint, daß alle, die Gott als Ursache der Schöpfung vorschlugen, dies auf eine solch lächerliche Weise taten, daß gerade sie die Ursache sind, warum diese Erklärung heute von den intelligenten und gelehrten Menschen abgelehnt wird. (Denn wer kann glauben, daß "Gott" die Welt vor sechstausend Jahren oder in sechs Tagen erschuf?)

Da den Menschen heute besseres Wissen fehlt, akzeptieren sie die Evolutionstheorie mit blindem Glauben. Diese besagt, anorganische und organische Materie seien zufällig entstanden; in der Vergangenheit habe sich alles linear aufsteigend und evolutionär entwickelt und habe nun in uns, den technisch denkenden Menschen, seinen Höhepunkt gefunden. Heute jedoch sehen wir, daß diese Theorie über Leben und Schöpfung die eigentliche Ursache dafür ist, daß Leben und Schöpfung auf grobe Weise mißbraucht werden. Deshalb drängt es sich auf, diese destruktiven, atheistischen Theorien zu hinterfragen, denn die Ausrede: "Wenn der Neandertaler Atombomben gehabt hätte, hätte auch er sie benützt" ist keine Rechtfertigung der gegenwärtigen Situation.

Diese atheistische ("gott-lose") Theorie gibt es zwar schon lange, aber vorherrschend ist sie erst seit relativ kurzer Zeit. Denn erst seit dem Aufkommen der obenerwähnten Vorstellung mußte im Zug ihrer Verteidigung verkündet werden, alles sei durch Zufall entstanden; früher sei der Mensch primitiver gewesen; es gebe keine ewige Seele, die durch die Lebensformen der Schöpfung wandere; auf anderen Planeten gebe es keine Lebewesen, schon gar nicht höher entwickelte, die auf den irdischen Menschen Einfluß nehmen, usw. Man könnte hier die älteren Völker Europas und Mesopotamiens oder die Griechen und Ägypter erwähnen, die noch viel mehr eine ganzheitliche Sicht der Welt besaßen und diese im Grunde als beseelt und göttlich, d.h. gottgelenkt empfanden. Doch in den entscheidenden Fragen nach dem Wesen der Seele und dem Wesen Gottes liefern uns auch diese Kulturen nur unklare und sich widersprechende Erklärungen; wir müssen auf unserer Suche nach dem ursprünglichen, göttlichen Verständnis der Schöpfung also noch weiter zurückgehen, nämlich bis nach Indien, der Heimat der vedischen Kultur.

Warum also herrscht heute eine solche Eingenommenheit für das evolutionäre Weltbild? Der Hauptgrund ist die Unwissenheit der Menschen; aber diese Unwissenheit wird offensichtlich gefördert, und eines dieser Mittel ist die Propaganda der modernen Naturwissenschaften, die verkündet, die Vielfalt der Lebensformen habe sich im Laufe der Jahrmillionen zufällig aus Materie entwickelt; mit anderen Worten, aus niederen Lebensformen seien höhere entstanden, und als Krone der Evolution habe sich letztlich der Mensch herangebildet. Diese Theorie schließt natürlich a priori aus, daß es eine immaterielle Seele, einen aktiven Schöpfer und Leben außerhalb der Erde gibt, denn nur schon, daß an einem Ort im Universum durch Zufall lebende "organische" Materie entsteht, ist gemäß Wahrscheinlichkeitsrechnung unwahrscheinlich; wenn es überall im Universum Leben gäbe, wäre die Zufallstheorie noch unwahrscheinlicher und unbeweisbarer. Ein "Zufall", der überall im Universum stattfindet, ist kein Zufall mehr, sondern Zeichen einer universalen Intelligenz, die ihrerseits ihren Ursprung in Gott haben muß.

Ähnliches mit ganz anderen Worten verkünden die gegenwärtigen Weltreligionen, deren Dogma besagt, daß vor dem Erscheinen Jesu, Mohammeds usw. die Welt primitiv, dunkel und unerlöst gewesen sei und daß der Mensch erst heute dank der "Gnade Gottes" die Möglichkeit der Befreiung erlangt habe. Früher seien die Menschen heidnisch, sündenbeladen und gottlos gewesen, und alles, was aus jener Zeit noch als "gut" bezeichnet werden könne, sei nichts anderes gewesen als eine geistig evolutionäre Wegbereitung für ihren einen Gottgesandten. Die Existenz früherer Hochkulturen, Reinkarnation und Leben auf anderen Planeten - Konzepte, die jeden sektiererischen Absolutheitsanspruch verunmöglichen - werden demnach von den Verfechtern dieser materialistischen Konfessionen missionierend bekämpft. Um jedoch die kanonischen Schöpfungsberichte zu verteidigen, gehen die "aufgeklärten" Vertreter dieser Religionen heute mit der Naturwissenschaft viele Kompromisse ein und sagen z.B., die sechs Tage der Schöpfung seien symbolisch zu verstehen; wenn man jeden Tag als jahrmillionenlangen Abschnitt betrachte, ergebe dies genau das Bild der Evolution, und demnach stünden diese Berichte mit der modernen Wissenschaft nicht im Widerspruch. (Der Urknall sei halt einfach vom lieben Gott gezündet worden.) Auf diese Weise wird die Evolutionshypothese in die religiösen Schriften hineininterpretiert, was sowohl für die Interpreten wie für die interpretierte Schrift ein Armutszeugnis ist.

Ein weiteres Beispiel für die "evolutionäre" Beeinflussung des menschlichen Geistes finden wir in den erdgeschichtlichen Interpretationen, die in theosophischen und esoterischen Kreisen zum besten gegeben werden: Heute

bedeute der Übergang zum Wassermannzeitalter Eintritt in ein Zeitalter der Erleuchtung, wodurch sich die geistige Evolution der früheren Zeitalter erfülle: Im Fischezeitalter (ca. 0-2000 n. Chr.) habe eine Vertiefung stattgefunden (Religionen, technologischer Fortschritt, Kommunikation), die durch das Zeitalter des Widders (2000 v. Chr.-O), das Zeitalter des geistigen Wachstums der Menschheit, vorbereitet worden sei. In dieser Zeit seien nämlich die großen religiösen Schriften entstanden (Veden, Altes Testament). Die Grundlage hierfür sei im Stierzeitalter (4000-2000 v. Chr.) gelegt worden, denn das charakteristische Merkmal dieses Tierkreiszeichens sei Dauer und Beständigkeit, was sich in der Formation der ersten Hochkulturen und der Errichtung der Pyramiden niedergeschlagen habe. Im vorangegangenen Zeitalter, dem Zeitalter der Zwillinge (6000-4000 v. Chr.), sei der Mensch zum ersten Mal in eine vertiefte Kommunikation getreten (Erfindung der ersten Schriftzeichen und des Rades). Der Beginn der Kultur des homo sapiens sei auf die Zeitalter nach der letzten Eiszeit, die Zeitalter des Löwen (10'000-8000 v. Chr.) und des Krebses (8000-6000 v. Chr.), anzusetzen, was auch dem typischen Einfluß dieser Tierkreiszeichen entspreche: Kreativität des Löwen (Funde von ersten künstlerischen Werken) und Fruchtbarkeit des Krebses (Beginn der Seßhaftigkeit und des Ackerbaus.

Auf diese Weise wird die Evolutionstheorie "esoterisch" interpretiert und untermauert. Auch die unbewiesene, aber überall akzeptierte Theorie der Arierinvasion in Indien (siehe S. 217ff.) wird von gewissen grauen Logen mit einer geistigen Evolution gleichgesetzt, in deren Abfolge während der letzten zehntausend Jahre die rote, gelbe und schwarze Rasse von der hellhäutigen Rasse der Arier bezwungen und verdrängt worden sei. Ein bekannter französischer Autor beschreibt mit wilder Phantasie sogar "Ram" und "Krishna" als Teil dieser hellhäutigen Arierwanderung.

Eine weitere esoterische Ansicht besagt, daß Besucher von anderen Planeten (wo der Zufall ein wenig schneller Leben geschaffen habe) fördernd in die Evolution des irdischen homo erectus zum homo sapiens eingegriffen hätten. Doch all diese Hypothesen sind letztlich nichts anderes als Wasser auf die Mühle der atheistischen Spekulation.

Diese drei Beispiele von Evolutionsinterpretationen (nämlich die naturwissenschaftlichen, die konfessionellen und die esoterischen) illustrieren eindrücklich, wie leicht der Mensch ihm eingeflößte Vorstellungen in die Beobachtung und Interpretation seiner Außenwelt projiziert, ohne es selbst zu merken. Die vedischen Schriften warnen uns jedoch eindringlich davor, nur aufgrund von blindem Glauben oder ein paar Funden zu vorgefaßten Schlußfolgerungen zu springen.

Ein Gedankengang drängt sich auf: Sollte es möglich sein, Beweise für die Existenz von alten Hochkulturen zu erbringen, die in ihrer Entwicklung uns in nichts nachstanden oder sogar fortgeschrittener waren, würden damit indirekt auch alle oben beschriebenen darwinistischen Evolutionsansichten ein für allemal widerlegt.

Heute, wo sich zeigt, daß die Menschheit, die solche Ansichten über die Vergangenheit des Planeten Erde vertritt, immer mehr die Zukunft des Planeten gefährdet, ist es äußerst notwendig, diese Ansichten und Hypothesen zu hinterfragen, um zu einem tieferen Verständnis der Menschheitsgeschichte zu gelangen.

II Warum die Existenz präantiker Hochkulturen plausibel ist

Es gibt viele Indizien, die das moderne Geschichtsverständnis fragwürdig erscheinen lassen. Wir kennen heute noch Zivilisationen, die in früheren Zeitaltern existierten, zumindest dem Namen nach (Lemurien, Atlantis usw.), oder wir sehen sogar ihre isolierten Überreste (Stonehenge, Sphinx, Mohenjo-Daro oder die indischen Tempelstätten Dvaraka, Tirumala usw.). Darüber hinaus könnte man auch viele archäologische Entdeckungen anführen, die der Evolutionstheorie kraß widersprechen. Die Anzahl dieser Entdeckungen würde die Anzahl jener, die Darwins Evolutionstheorie zu unterstützen scheinen, wahrscheinlich bei weitem übertreffen (würden sie nicht von der etablierten Wissenschaft verschwiegen oder verschrien).

Angkor Wat

Theoretisch sollte der Mensch also glauben, daß der heutige homofinan-cialis vom Affen abstamme und die Krönung der Evolution darstelle; jedoch sehen wir demgegenüber, daß eine zunehmende Anzahl von Menschen - trotz der überall vermittelten Schulweisheit - zumindest intuitiv davon überzeugt ist, daß es früher Kulturen gegeben hat, die bei weitem fortgeschrittener und nicht so destruktiv waren wie wir. Diese Überzeugung wird nicht nur von den oben erwähnten Phänomenen bestätigt, sondern auch von den ältesten Schriften der Welt, den Veden.

Ob etwas geglaubt wird oder nicht, wird heute völlig von "wissenschaftlichen" Beweisen abhängig gemacht. Dies geht sogar schon so weit, daß gewisse Skeptiker begonnen haben, aufgrund des Mangels an empirischen Beweisen an der historischen Echtheit Jesu zu zweifeln. Wenn man sich schon über ein Ereignis streitet, das vor zweitausend Jahren stattfand, kann man sich vorstellen, welche Schwierigkeiten ebenjene Skeptiker haben werden, wenn es darum geht, Aussagen über Kulturen zu machen, die vor fünftausend, ja zehntausend und mehr Jahren existierten!

Ihre Logik gleicht der eines Außerirdischen, der mitten in der Wüste landet. Ein solches Wesen - wenn es so kurzschlüssig wäre wie die obenerwähnten Wissenschaftler - müßte denken, daß die Erde ein toter Planet sei, denn alles, was es sieht, ist Staub und Sand. Aber für uns Erdlinge, die Stadtbewohner jenseits der Wüste, wäre ein solches Forschungsergebnis völlig lächerlich und irrelevant.

Aber ist es nicht ebenso lächerlich, wenn wir versuchen, gestützt auf ein paar Knochen und Ruinen, die Geschichte ganzer Kulturen einschließlich ihrer Philosophie und Religion zu ergründen und daraus eine Menschheitsgeschichte abzuleiten? Doch genau solche Spekulationen werden heute angestellt und überall als Wahrheit gelehrt. Der Bereich der Geschichte ist ein sehr eindrückliches und leicht verständliches Beispiel hierfür.

111. Mißverständnisse und Vorurteile gegenüber der vedischen Kultur

Interessanterweise beginnen die westlichen Geschichtsbücher ihre detaillierte Beschreibung der "Hochkulturen" immer mit den Kulturen der Ägäis (den minoischen, ionischen usw.) und des Alten Orient (Ägypten und Mesopotamien). Indien wird geflissentlich ausgelassen. Es wird vielleicht kurz erwähnt, es härten dort einfach primitive Stammeskulturen gelebt, aus denen sich dann durch Völkervermischung die "Vielgötterreligion" des Hinduismus entwickelt habe. In der Tat vertreten gewisse Historiker sogar die Ansicht, Indiens datierbare Geschichte beginne erst mit dem Erscheinen Buddhas (560 v.Chr.).

Doch gerade in bezug auf das alte Indien zeigt sich, wie beklagenswert und offensichtlich die Unzulänglichkeit der modernen historischen Forschung ist. In jedem beliebigen Geschichtsbuch oder Lexikon lassen sich heute Karten finden, auf denen die Fundstätten der "ältesten Spuren der Menschheit" verzeichnet sind. Man erkennt eine Häufung der Funde in Südafrika, Europa und China, weshalb der Schluß gezogen wird, daß die Wiege der Menschheit an diesen Orten (insbesondere in Südafrika) zu suchen sei und daß es außer diesen Urmenschen keine anderen Menschen gegeben habe. Aber das ist bei weitem nicht die einzige mögliche Erklärung! Es gibt ja auch Kulturen, die keine Knochen und Gräber hinterließen, da sie ihre Toten verbrannten! Die vedischen Schriften sagen sogar, daß nur spirituell rückständige Kulturen die Leichen begraben statt verbrennen. Genau deswegen sehen wir, daß auf diesen Karten Indien "knochenfrei" ist und nur in einem entfernten Kreis um Indien herum Knochenfunde sich häufen. Dies sind die Überreste der primitiven Randkulturen außerhalb des vormals weit ausgedehnten vedischen Einflußbereiches.

Doch selbst wenn eine Kultur keine Knochen hinterläßt, sollte sie nicht irgendwelche andere Spuren zurücklassen? Eine berechtigte Frage. Die "Fossilien", die die vedische Kultur hinterließ, waren aber nicht bloß Knochen, Scherben und zerfallene Fundamente, sondern vielmehr - Schriften! Diese Schriften (die Veden oder vedischen Schriften), abgefaßt in der Sanskritsprache, wurden gemäß ihrer eigenen Darstellung zum Nutzen der Menschen eines späteren, dunkleren Zeitalters schriftlich festgehalten, das Wissen an sich existiere seit unvordenklichen Zeiten. Dies wird gegenwärtig von der indologischen Lehrmeinung bestritten; doch genau wie bei der Interpretation der vereinzelten archäologischen Funde muß man auch bei der Deutung der Sanskritschriften sehr vorsichtig sein, damit man nicht voreilig falsche Schlüsse zieht.

Die ältesten Manuskripte, die von einzelnen Textstellen der Veden erhalten geblieben sind, sind relativ jung. Doch ist es intelligent, zu behaupten, die Originalschriften selbst seien deshalb ebenfalls jungen Datums? Selbst wenn die heute gängigen Datierungsmethoden eine richtige Altersangabe hervorbringen, sagt das noch nichts über das eigentliche Alter der Schriften und der darin enthaltenen Weisheit aus. Denn es kann sehr wohl sein, daß die älteren Manuskripte einfach nicht mehr vorhanden sind und daß man heute nur noch eine späte Abschrift findet, von der dann fälschlicherweise angenommen wird, sie sei das Original.

Hinzu kommt, so erklären die Veden, daß die Menschen der damaligen Zeit über ein solch scharfes Erinnerungsvermögen verfügten, daß sie keine schriftlichen Gedächtnisstützen brauchten. In der Tat gibt es im Sanskrit diesbezüglich einen festen Begriff, der in unseren Sprachen fehlt, da uns das entsprechende Phänomen nicht mehr bekannt ist: sruta-dhara, die Fähigkeit, etwas durch einmaliges Hören im Gedächtnis zu registrieren, es zu verstehen und zu jedem beliebigen späteren Zeitpunkt auswendig wörtlich wiederzugeben. Diese Fähigkeit besaßen die großen Weisen der vedischen Kultur, weshalb sie das Wissen nicht schriftlich festzuhalten brauchten. Die Notwendigkeit einer Niederschrift drängte sich erst viel später auf. Mit anderen Worten, das Aufkommen von schriftlichen Dokumenten ist nicht ein Zeichen von anbrechender Kultur, wie heute immer gedacht wird, sondern ein Zeichen von anbrechender Degeneration'.

Auf diese Weise ließen sich noch viele Punkte anführen, um die gegenwärtig gängigen indologischen Spekulationen als solche zu entlarven. Wenn wir die vedischen Schriften jedoch unvoreingenommen und in der richtigen Übersetzung konsultieren, werden wir völlig neue Dimensionen der Weltgeschichte kennenlernen.

IV. Die Wendezeit vor fünftausend Jahren

Wenn wir in unserer Geschichtsschreibung zurückblicken, sehen wir, daß vor fünftausend Jahren plötzlich überall Zivilisationen auftauchen. Weshalb und woher? Was geschah 3000 v. Chr., daß plötzlich diese historische Wende eintrat?

Die heutige Geschichtsforschung bleibt uns gerade bei dieser entscheidenden Frage konkrete Antworten schuldig. Selbst die stolzesten Historiker müssen einräumen, daß sie nur mutmaßen können. Sie sagen sogar, es werde nie möglich sein, diese Fragen schlüssig zu beantworten, da diese Zeit schon zu sehr in die Schatten der Vergangenheit entrückt sei.

Offensichtlich können uns hier archäologische Befunde nicht weiterhelfen. Doch die vedischen Schriften können! Sie teilen im Detail mit, was vor fünftausend Jahren geschah (in dieser Zeit wurden sie ja niedergeschrieben!). Und was sie beschreiben, sind Ereignisse von nachhaltiger historischer Bedeutung, die sogar noch uns - fünftausend Jahre danach -betreffen! Damals trat nämlich eine Wendezeit in die Weltgeschichte ein, weil das Zeitalter genannt "Kali-yuga" begann. Der Sanskritbegriff Kali-yuga läßt sich übersetzen als "das eiserne Zeitalter von Streit und Heuchelei". Diese Bezeichnung klingt zwar nicht gerade wie ein Kompliment, aber zweifelsohne trifft sie genau den Kern unseres Zeitalters.

Der Beginn des Kali-yuga:

Der Beginn des Kali-yuga kann mittels astronomischer Berechnungen genau eruiert werden (3102 v. Chr.; vgl. Thompson, Dr. Richard L.: "Vedic Cosmography and Astronomy", BBT 1989. S. 19). Vor dem Kali-yuga, so berichten die Veden, insbesondere das Ramayana, Mahabharata und Srimad-Bhagavatam, wurde die Welt von heiligen Königen (rajarsis) regiert. Sie residierten in Indien, meistens in Hastinapur (in der Region des heutigen Delhi), und ihr Reich umfaßte die ganze damalige zivilisierte Welt. Keine Nation konnte es wagen, eine andere anzugreifen, ohne sogleich vom rajarsi, der für den Weltfrieden verantwortlich war, in die Schranken gewiesen zu werden. Aber vor fünftausend Jahren kam diese Ära zu einem Ende.

Das Srimad-Bhagavatam (auch Bhagavata Purana genannt), das zentrale und zusammenfassende Werk der sonst kaum zu überblickenden Vielfalt von vedischen Schriften, berichtet, daß das Kali-yuga mit dem Tod des letzten großen Weltherrschers, Maharaja Pariksit, begann. Mit seinem Tod kam eine lange Generationsfolge von rajarsis zu ihrem Ende, wodurch insbesondere das Herz des ehemaligen Weltreiches - Bharata (Indien) - in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die von Priestern (brahmanas) und Königen (ksatriyas) begonnene Korruption und das daraus entstandene Kastensystem sowie die Gewohnheit des Tiereschlachtens und Fleischessens befielen dieses Land, das einst die Grundlage und Stütze von weltweitem Frieden und Wohlstand gewesen war. Nun, wo dieser Zusammenhalt nicht mehr da war, begannen sich die anderen Nationen aufzuspalten und sich zu bekämpfen. Auf diese Weise machten sie ihren Schritt in die Geschichte, die in Wirklichkeit nichts anderes ist als die Geschichte des Kali-yuga. Deshalb scheinen diese Kulturen, die durch das Tor des Kali-yuga in unser Gesichtsfeld treten, die ältesten zu sein.

Man kann das Erscheinen der "ersten" Hochkulturen mit dem Verlassen bzw. Betreten eines Zimmers vergleichen. Wenn eine Person in unser Zimmer tritt, bedeutet das, daß sie unserer Sicht erscheint; aber für diejenigen, die sich auf der anderen Seite befinden, ist dieselbe Person der Sicht entschwunden.

Auf einmal erscheinen in Mesopotamien, Ägypten, Europa und auch in China wandernde Völker und Hochkulturen. Woher kamen sie?

Die Evolutionsverfechter möchten uns glauben machen, dies seien nun die Affen, die zu einem gewissen Zeitpunkt den Sprung zum Menschen schafften. Und was ist ihr Beweis für diese Hypothese? Bloß eine kleine Selektion von sorgfältigst zensurierten Funden, die ihre Hypothesen zu unterstützen scheinen. Offensichtlich stellt dies jedoch weder eine wissenschaftliche noch zufriedenstellende Erklärung dar. (Warum gibt es die Affen heute noch? Warum existiert die gesamte Vielfalt der Lebensformen nebeneinander? Und vor allem: Wie kann zufällig aus einer Kombination von Chemikalien in einer Ursuppe Leben entstehen, und zwar nicht bloß eine einzige Zelle, sondern Zilliarden von Zellen, die in komplizierteste Organismen zusammengefügt sind, in denen unerklärlich viele Lebensvorgänge gleichzeitig, geregelt und nicht zufällig vor sich gehen?)

Aber die Tatsache bleibt bestehen: Die Völker existierten, und viele von ihnen waren zu verblüffenden kulturellen Leistungen fähig. Woher kamen sie?

Das Beispiel mit dem Zimmerwechsel zeigt, daß diese Kulturen, die das Zimmer des Kali-yuga betraten, von irgendwoher gekommen sein mußten. Und dieser umrätselte Ort außerhalb unserer begrenzten Zimmersicht - von dem die Menschen in verschiedensten Geschichtsepochen immer wieder intuitiv sprachen oder ihn sogar bewußt nannten - war Indien! Oder genauer gesagt, der Bereich der vedischen Hochkultur.

V. Die Völkerwanderung

kirata-hunandhra-pulinda-pulkasa / abhira-sumbha yavanah khasadayah
ye 'nye ca papa yad-apasrayasrayah / sudhyanti tasmai prabhavisnave namah

Sukadeva Gosvami sprach: "Die Kiratas, Hunas, Andhras, Pulindas, Pulkasas, Abhiras, Sumbhas, Yavanas sowie die Khasas und selbst andere Völker, die sündhaften Handlungen verhaftet sind, können geläutert werden, wenn sie bei den Geweihten des Herrn Zuflucht suchen, denn der Herr ist die höchste Macht. Diesem allmächtigen Herrn (prabha-visnu) erweise ich meine achtungsvollen Ehrerbietungen."

Tatsächlich ist in den Veden die historische Überlieferung zu finden, daß gewisse Völker in einem früheren yuga das Gebiet der vedischen Hochkultur verließen. Wir finden sogar eine Liste, in der diese Völker namentlich erwähnt werden, nämlich im oben erwähnten Vers aus dem Srimad-Bhagavatam (2.4.18): Kirata, Huna, Andhra, Pulinda, Pulkasa, Abhira, Sumbha, Yavana, Khasa. In den nächsten Abschnitten sollen kurz jene Völker, die für die heutige Zeit noch interessant sind, näher betrachtet werden.

Die Hunas zum Beispiel waren jenes Kriegervolk, das Indien gen Norden verließ und sich auf der entfernten Seite der Himalayas ansiedelte. Die Zweige dieses Volksstammes breiteten sich bis nach Sibirien aus (das damals aufgrund einer anderen Weltlage noch nicht vereist war) und von dort langsam bis Nordeuropa und Skandinavien. Eine späte Generation dieses Kriegervolkes wurde sogar unter demselben Namen in der Geschichte des europäischen Mittelalters bekannt: die Hunnen (das mysteriöse Reitervolk aus dem Osten).

Ein anderes wichtiges Volk waren die Pulinda genannten Stämme, was sich auf die Urvölker der Griechen bezieht. Über diesen Stamm wurde im Mahabharata (Abschnitt Vana-parva) sogar vorausgesagt, daß er später einmal zurückkehren werde, um Teile Indiens zu erobern.

Das geschah unter Alexander dem Großen im 4. Jahrhundert v. Chr., der nicht nur Baktrien bis zum heutigen Punjab am Indus eroberte, sondern auch die anderen westlichen Reiche, die damals - zum Zeitpunkt der Prophezeiung - ebenfalls zum Reiche Bharata gehörten.

Sehr wichtig für die westliche Geschichte ist auch das Volk der Abhiras. Die Abhiras flohen auf der Südseite der Himalayas Richtung Westen und splitterten sich im Laufe der Jahrtausende in verschiedenste Völker auf und gründeten so die Kulturen des Alten Orient (Sumerer, Babylonier, Ägypter). Das hebräische Wort habiru oder chabiru,* das sich auf Nomadenstämme des Altertums bezieht, wie auch der Name Hebräer an sich lassen heute noch in ihrer Wortwurzel das Sanskritwort abhira erkennen.

* "Palästina ... wurde vom Osten her über den Jordan von Nomadenstämmen bedrängt, die die Ägypter Apiru oder chabiru nannten... Der Name der Stämme, der "die Überschreitenden", die "Herüberkommenden", bedeutet, lebt später in der Bezeichnung eines Stammes, der Hebräer, fort." Otto, E.: "Ägypten", Stuttgart 1958(3) (S. 167/8)

Auch die Yavanas schlugen eine ähnliche Fluchtrichtung ein und ließen sich in Kleinasien nieder.

Auch das Volk der Khasas hat in der heutigen Zeit einflußreiche Nachkommen. Der Name Khasa bezeichnet wörtlich "jene Männer, die weder Bart noch Schnurrbart haben". Wie sich unschwer erkennen läßt, bezieht sich dies auf die asiatischen Rassen, die die vedische Hochkultur in Richtung Osten verließen und sich über fernen Osten bis hin zum amerikanischen Kontinent ausbreiteten. Die Mongolen, Chinesen und die Urvölker Nord-, Mittel- und Südamerikas (Eskimos, Indianer, Mayas, Azteken, Inkas), die ihre entfernte gemeinsame Wurzel in diesem Volk der Khasas haben, weisen daher auffällige asiatische Züge auf.

Im Srimad-Bhagavatam (9.8.5) wird sogar ein abtrünniger Stamm erwähnt, der den Sanskritnamen Barbaras(!) trägt und in einem früheren yuga aufgrund seines barbarischen Lebensstiles eine Auseinandersetzung mit dem vedischen König Maharaja Sagara verschuldete und in der Folge von diesem bezwungen wurde. Das uns heute aus dem Lateinischen (barbarus) und Griechischen (barbaros) bekannte Wort Barbar wurzelt offensichtlich ebenfalls im Sanskrit und weist auf unser kulturelles Erbe hin.

All diese Völker waren Kriegerstämme (ksatriyas). Das Srimad-Bhagavatam beschreibt, daß sie in einem vorsintflutlichen Zeitalter aus dem Gebiet, wo die vedische Kultur hochgehalten wurde, auswanderten, genauer gesagt flohen, weil sie nicht mehr willig waren, sich an die reine vedische Tradition zu halten, und deshalb vertrieben wurden. So hatten sie zum Beispiel begonnen, Tiere zu schlachten und ihr Fleisch zu essen, und zu gewissen Zeitpunkten hatten sie es sogar gewagt, gravierende Vergehen gegen die brahnmnas zu begehen, jene heiligen Persönlichkeiten, denen sie ihre Macht zu verdanken hatten, denn die brahmanas gaben der gesamten Gesellschaft und besonders den ksatriyas unentgeltlich und unbestechlich spirituelle Führung. Diese Vergehen und das daraus entstehende Überhandnehmen von Irreligion hatte zur Folge, daß eine mächtige Inkarnation Gottes, Sri Parasurama, als Sohn eines brahmana erschien, um diese rebellischen und hochmütigen ksatriyas entweder zu unterwerfen oder zu vertreiben. Dies geschah während des Treta-yuga, vor rund einer Million Jahren. (Eine detaillierte Beschreibung des Lebens und der Taten Sri Parasuramas findet man im 9. Canto des Srimad-Bhagavatam.)

Es ist die Mission einer jeden Inkarnation Gottes, Krishnas, die Gottgeweihten und die vedische Kultur zu beschützen und der Abweichung vom Pfad des allgemeinen spirituellen Fortschritts entgegenzuwirken. So lautet die Aussage Krishnas zu Beginn des Vierten Kapitels der Bhagavad-gita.

Sri Parasuramas Auftreten war nicht bloß eine "Über-Nacht-Aktion", sondern erstreckte sich über mehr als zwanzig Generationen. Wenn man in Betracht zieht, daß die Lebensdauer der Menschen im Treta-yuga viel länger war als heute, geht daraus hervor, daß Parasuramas "politisches" Wirken sehr nachhaltig war und während einer langen Zeit immer wieder Wellen von Völkerwanderungen auslöste. Auf diese Weise klärt sich das Beispiel vom Zimmerwechsel. Die besagten Völker verließen den Schutz des vedischen Königreiches und verschwanden aus dessen direkten Sicht und erschienen im Laufe der Zeit in der Sicht unserer heute bekannten Geschichte. Aber obwohl sie flohen, wurden sie immer noch auf Distanz von den großen rajarsis beherrscht und bei Notwendigkeit auch militärisch unterworfen (wie von Maharaja Sagara, Maharaja Bharata, Maharaja Pandu, Karna und Maharaja Yudhisthira). Als jedoch beim Wendepunkt der Geschichte vor fünftausend Jahren der letzte rajarsi, Maharaja Pariksit, starb, wurden diese von nun an unkontrollierten Völker aggressiv und begannen ihre eigene Geschichte, die Geschichte des Kali-yuga.

Die späteren Generationen dieser Völker verloren aufgrund des Einflusses der Zeit (wir haben es hier mit Zehntausenden von Jahren zu tun) und verschiedenster Formen von Zerstörungen, Verwüstungen, Seuchen, Naturkatastrophen und Kriegen die bewußte Erinnerung an ihre Herkunft und Vergangenheit, die auch für sie schon weit entfernt war - vergleichbar mit dem Vergessen des vergangenen Lebens, wenn man neu geboren wird. (Umgekehrt haben auch wir deshalb Mühe, heute noch Spuren dieser im Sand, im Wasser oder in der Zeit versunkenen Kulturen zu finden.)

Die abtrünnigen ksatriya-Stämme (unsere Vorväter!), welche die vedische Kultur verließen, verließen damit auch die Gemeinschaft der brahmanas, die das vedische Wissen verkörperten. Deshalb besaßen diese Stämme nur noch Bruchstücke des ursprünglichen vedischen Wissens. (Insbesondere das in den Veden enthaltene spirituelle Wissen ging ihnen verloren.) Aber nur schon dieses bruchstückhafte vedische Wissen war genug, um diejenigen, die Jahrtausende später Spuren dieser Kultur fanden, in höchstes Erstaunen zu versetzen.

Diese Kulturen besaßen auch später noch unbewußt gewisse Fragmente des vedischen Wissens. Die Pulindas besaßen noch Einblick in verschiedene philosophische Wahrheiten. Die Khasas und Abhiras behielten ein gewisses Maß an Wissen über schwarze Magie und mantras, Alchemie, Architektur (Pyramiden), interplanetarische Kontakte, usw. Auch im Wortschatz und in der archetypischen Symbolik und Mythologie dieser Völker lassen sich viele auffallende Derivate der vedischen Wurzeln finden.

Man stelle sich also vor, welch erstaunliche Errungenschaften die vedische Kultur in ihrer Gesamtheit uns zu bieten hat! Diese ursprüngliche vedische Kultur wird im Srimad-Bhagavatam, "der reifen Frucht am Wunschbaum der vedischen Schriften", vollumfänglich beschrieben.

Der bereits zitierte Vers aus dem Zweiten Canto des Srimad-Bhaga-vatam läßt noch eine zweite Lesart zu: "Wenn die Nachkommen dieser Völker, die allesamt sündhaften Handlungen verhaftet sind, geläutert werden [und sich wieder der vedischen Kultur zuwenden], bedeutet dies, daß sie bei dem prophezeiten Geweihten des mächtigen Höchsten Herrn Zuflucht gesucht haben." Diese Prophezeiung hat sich mittlerweile erfüllt. Auf allen Kontinenten sind in den letzten zwanzig Jahren vedische Tempel entstanden, und dort werden Einheimische, d.h. Vertreter jener Völker, zu Krishna-Geweihten und berufen sich wieder auf die vedische Gottesoffenbarung. Dies bedeutet, daß mittlerweile in der Weltgeschichte etwas Außergewöhnliches geschehen sein muß. Heute wissen wir, was: Der reinste Gottgeweihte und Gottgesandte ist erschienen, um diese Prophezeiung zu erfüllen, nämlich His Divine Grace A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, 1896-1977, der als bedeutendster Sanskritübersetzer des 20. Jahrhunderts und Gründer der Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewußt-Sein weltweit hervorgetreten ist.

VIII. Die Prophezeiung der Veden

Die "alten Hochkulturen", die wir aus den heutigen Geschichtsbüchern kennen, sind also nichts anderes als verschiedene Kali-yuga-Gesellschaften, die sich einstmals aufgrund einer Tendenz zur Dekadenz von der vedischen abgewandt hatten. Bei genauerer Betrachtung sehen wir, daß mit dem Fortschritt des Kali-yuga genau jene Dinge zunahmen, die gemäß dem Srimad-Bhagavatam (1.17.38) die Dekadenz fördern: fehlende Achtung vor Mensch und Tier, ausschweifende Geschlechtsbeziehungen, Berauschung und Spekulation mit Reichtum sowie das Entstehen des Geldes ohne direkten Naturalwert und die Verehrung verschiedenster Gottheiten für ausschließlich eigennützige Zwecke (weshalb immer mehr "Nationalgottheiten" entstanden).

Das Srimad-Bhagavatam beginnt mit der Schilderung einer Versammlung von Weisen, die zu Beginn des Kali-yuga diesen zukünftigen Verfall guter menschlicher Eigenschaften voraussahen und sich deshalb fragten:

"Was ist das absolute, endgültige Gute für die Allgemeinheit? Im eisernen Zeitalter des Kali haben die Menschen nur noch ein kurzes Leben. Sie sind streitsüchtig, träge, irregeführt, unglücklich und vor allem immer gestört. Es gibt viele verschiedene Arten von Schriften, die man nur nach Jahren des Studiums erlernen kann [wozu die Menschen im Kali-yuga nicht mehr fähig sind]. Deshalb, o Weiser, wähle bitte die Essenz all dieser Schriften aus, und erkläre sie zum Wohl aller Lebewesen, damit ihr Herz durch diese Unterweisung volle Zufriedenheit finden kann." (Srimad-Bhagavatam 1.1.9-11)

Die Beantwortung dieser Fragen stellt den Inhalt des Srimad-Bhagavatam und den Höhepunkt des vedischen Wissens dar und ist dafür bestimmt, "eine Revolution im gottlosen Dasein einer irregeleiteten Zivilisation einzuleiten." (Srimad-Bhagavatam 1.5.11)

Das Wiedererscheinen des Srimad-Bhagavatam und des Wissens um die vedische Hochkultur in der Endphase des Zwanzigsten Jahrhunderts soll dazu führen, daß die Menschen nach fünftausend Jahren erstmals wieder zu den spirituellen Werten des Lebens zurückfinden. Heute sollte der Mensch genug Erfahrung besitzen, um fähig zu sein, die materialistische Dekadenz, die mit dem Beginn des Kali-yuga einsetzte, rückgängig zu machen.

Die weltweite Rückkehr zu den spirituellen Lebenswerten wird vom Srimad-Bhagavatam selbst erwähnt. A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada, der Übersetzer des Srimad-Bhagavatam, sagte voraus, daß die zukünftigen Geschichtsschreiber unsere Gegenwart als jene Epoche bezeichnen werden, in der die Kali-yuga-Gesellschaft durch die Verbreitung des Srimad-Bhagavatam gewandelt wurde. Viele Menschen ahnen heute, daß wir in einer Phase des Umbruches leben, und rätseln über die Zukunft.

Die vedischen Schriften geben uns auch hierin unzweideutige Auskunft. In ihren vertraulichen Abschnitten erklären sie, daß mit dem Erscheinen Sri Krishna Chaitanyas (1486) und Seiner spirituellen Bewegung ein Goldenes Zeitalter des reinen Gottesbewußtseins anbrechen und sich über die ganze Welt ausbreiten werde.

Auf diese Weise werden alle Völker nach dem Alptraum des Kali-yuga wieder zur göttlichen vedischen Kultur zurückfinden - wodurch sich der Schöpfungsplan und die Weltgeschichte wieder vereinen werden. Und so wird sich der Kreis wieder schließen, erstmals nach fünftausend Jahren, ja erstmals nach einer Million Jahren. Mit anderen Worten, die Völker, die Sri Parasurama mit Seiner Axt vertrieb, werden heute wieder von Prabhupada mit dem Srimad-Bhagavatam zurückgerufen.

Das vedische Wissen, das alle späteren Kulturen, von denen es heute nur noch Ruinen und Staub gibt, überlebt hat, ist zeitlos, und gerade in der heutigen Phase der Menschheitsgeschichte, wo Ruinen und Staub auch das Ende unserer Gesellschaft zu sein scheinen, sollten wir dieses Wissen nutzen - und staunen, wenn die ursprüngliche, reine Kultur wieder aufblüht und die großen vedischen Persönlichkeiten, die auch heute noch leben, wieder auftreten.