Visvarupa
- Die Universale
Form -
Vishvarupa
- die universale Form Vishnu

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"In deinem universalen Körper, o höchster Gott, sehe ich alle anderen
Halb-Götter und ebenso die verschiedenen Wesen, Brahma, den Weltenschöpfer,
der auf dem Lotusthron sitzt, und alle Weisen und die himmlischen Heerscharen,
Engel und Schlangenwesen."
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Bhagavad-gita, Kapitel
4, Text 3 -37
Arjuna
sagte: "O größte aller Persönlichkeiten, o höchste Gestalt, obwohl ich
Dich in Deiner wirklichen Identität hier vor mir sehe, möchte ich außerdem sehen,
wie Du in diese kosmische Manifestation eingegangen bist. Ich wünsche mir, diese
Deine Form zu sehen."
Wenn Du denkst, daß ich imstande bin,
Deine kosmische Form zu betrachten, o mein Herr, o Meister aller mystischen Macht,
dann sei bitte so gütig, mir dieses universale Selbst zu zeigen.
Krishna antwortete: Was immer du
zu sehen wünschst, kann alles auf einmal in diesem Körper gesehen werden. Diese
universale Form kann dir alles zeigen, was du dir jetzt wünschst, sowie alles,
was du dir in der Zukunft wünschen magst. Alles ist hier vollständig vorhanden.
Arjuna sah in dieser universalen Form
unzählige Münder und zahllose Augen. Das alles war überwältigend. Die Form war
mit göttlichem, gleißendem Geschmeide geschmückt und in viele Gewänder gehüllt.
Herrliche Girlanden bekränzten den Herrn, und Sein Körper war mit vielen wohlriechenden
Ölen gesalbt. Alles war prachtvoll und erweiterte sich überallhin ins Grenzenlose.
All das wurde von Arjuna geschaut. Wenn Hunderttausende von Sonnen gleichzeitig
in den Himmel stiegen, kamen sie dem Glanz der Höchsten Person in dieser universalen
Form vielleicht gleich.
Da konnte Arjuna in der universalen Form
des Herrn die grenzenlosen Erweiterungen des Universums sehen, die sich alle an
einem Ort befanden, obwohl es ihrer viele, viele Tausende waren. Da
Arjuna verwirrt und erstaunt war und seine Haare sich sträubten, begann er mit
gefalteten Händen zu beten, während er dem Höchsten Herrn Ehrerbietungen darbrachte.
Vishvarupa
- Virat-rupa

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Krishna
antwortete:
Zeit bin Ich, die Zerstörerin der Welten,
der alles verschlingende Tod.
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Arjuna sprach: Mein lieber Sri
Krishna, ich sehe in Deinem Körper alle Halbgötter und verschiedene andere Lebewesen
versammelt. Ich sehe Brahma auf der Lotosblume sitzen, und ich kann auch Shiva
sowie viele Weise und göttliche Schlangen erkennen. O Herr des Universums, ich
sehe in Deinem universalen Körper zahllose Formen . Arme, Bäuche, Münder und Augen,
die sich ins Grenzenlose ausdehnen. All dies hat kein Ende, keinen Anfang und
keine Mitte.
Der Anblick Deiner Form, die verschiedene
Kronen, Keulen und Räder schmücken, ist kaum zu ertragen, da eine gleißende Ausstrahlung
von ihr ausgeht, die feurig und unermeßlich ist wie die Sonne. Du bist das höchste,
ursprüngliche Ziel; Du bist der Vortrefflichste in allen Universen; Du bist unerschöpflich,
und Du bist der Älteste; Du bist der Erhalter der Religion, die ewige Persönlichkeit
Gottes. Du bist der Ursprung ohne Anfang, Mitte oder Ende. Du hast zahllose Arme,
und die Sonne und der Mond gehören zu Deinen großen, unbegrenzten Augen. Durch
Deinen strahlenden Glanz erhitzt Du das gesamte Universum. Obwohl Du Einer bist,
bist Du überall im Himmel, auf den Planeten und im Raum dazwischen verbreitet.
O Erhabener, während ich diese schreckliche Form betrachte, sehe ich, daß die
Bewohner aller Planetensysteme bestürzt sind. Alle Halbgötter ergeben sich Dir
und gehen in Dich ein. Sie fürchten sich sehr und singen mit gefalteten Händen
vedische Hymnen. Die verschiedenen Manifestationen Shivas, die Adityas, die Vasus,
die Sadhyas, die Vishvadevas, die beiden Ashvins, die Maruts, die Vorväter sowie
die Gandharvas, die Yaksas, die Asuras und alle vollkommenen Halbgötter betrachten
Dich mit Erstaunen. O Starkarmiger, alle Planeten mit ihren Halbgöttern sind bestürzt
beim Anblick Deiner vielen Gesichter, Augen, Arme, Bäuche, Beine und Deiner fürchterlichen
Zähne. Und wie sie, so bin auch ich verwirrt.
O alldurchdringender Vishnu, ich
kann meinen Gleichmut nicht länger bewahren. Wenn ich sehe, wie Deine leuchtenden
Farben den Himmel bedecken, und wenn ich Deine Augen und Münder betrachte, überkommt
mich Angst. O Herr aller Herren, o Zuflucht der Welten, bitte sei mir gnädig.
Ich kann meinen Gleichmut nicht bewahren, wenn ich Deine lodernden, todähnlichen
Gesichter und Deine fürchterlichen Zähne sehe. Ich bin völlig verwirrt.
Alle Söhne Dhritarastras stürzen zusammen
mit ihren verbündeten Königen sowie Bhisma, Drona und Karna und all unseren Soldaten
in Deine Münder, wo ihre Köpfe von Deinen furchterregenden Zähnen zerschmettert
werden. Und ich sehe, daß einige zwischen Deinen Zähnen auch zermalmt werden.
Wie sich die Flüsse ins Meer ergießen, so stürzen all diese großen Krieger in
Deine lodernden Münder und vergehen. Ich sehe alle Menschen mit rasender Geschwindigkeit
in Deine Münder stürzen, so wie Motten in ein loderndes Feuer jagen. O Vishnu,
ich sehe, wie Du alle Menschen mit Deinen flammenden Mündern verschlingst und
das Universum mit Deinen unermeßlichen Strahlen erfüllst. Indem Du die Welten
versengst, bist Du offenbar.
Arjuna sprach: O Herr der Herren,
schreckliche Gestalt, bitte sage mir, wer Du bist. Ich erweise Dir meine Ehrerbietungen,
bitte sei mir gnädig. Ich weiß nicht, was Deine Mission ist, und ich möchte davon
hören.
Krishna antwortete: Zeit
bin Ich, die Zerstörerin der Welten, der alles verschlingende Tod. Ich bin gekommen,
um alle Menschen zu beschäftigen. Außer euch [den Pandavas] werden alle Soldaten
hier auf beiden Seiten erschlagen werden.
Vishvarupa
- Virat-rupa

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O
Herr des Universums, ich sehe in Deinem universalen Körper zahllose Formen . Arme,
Bäuche, Münder und Augen, die sich ins Grenzenlose ausdehnen. All dies hat kein
Ende, keinen Anfang und keine Mitte.
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Um also allen Menschen das göttliche Wesen
Krishnas zu beweisen, bittet er Krishna in diesem Kapitel, Seine universale Form
zu zeigen. Eigentlich bekommt man Angst, genau wie Arjuna, wenn man die universale
Form Krishnas sieht, doch Krishna ist so gütig, daß Er wieder Seine ursprüngliche
Gestalt annimmt, nachdem Er diese Form gezeigt hat. Arjuna stimmt dem, was Krishna
sagt, mehrere Male zu. Krishna spricht zu ihm nur zu seinem Nutzen, und Arjuna
gesteht, daß ihm all dies durch Krishnas Gnade geschieht. Er ist jetzt davon überzeugt,
daß Krishna die Ursache aller Ursachen ist und im Herzen eines jeden als Überseele
weilt.
Arjuna wollte Krishna in Seiner universalen
Form sehen, die, obwohl eine transzendentale Form, nur für die kosmische Manifestation
manifestiert und daher der zeitweiligen materiellen Natur unterworfen ist. Ähnlich
wie die materielle Natur mal manifestiert und mal nicht manifestiert ist, so ist
auch diese universale Form Krishnas mal manifestiert und mal unmanifestiert. Sie
weilt nicht ewig im spirituellen Himmel wie Krishna's andere Formen. Was den Gottgeweihten
betrifft, so ist er nicht bestrebt, die universale Form zu sehen; doch weil Arjuna
Krishna so sehen wollte, offenbart Krishna diese Form. Diese universale Form kann
von keinem gewöhnlichen Menschen gesehen werden. Krishna muß einem die Fähigkeit
geben, sie zu sehen.
Was nun Arjuna betrifft, so ist er durch
die Aussagen Krishnas erleuchtet worden, doch um andere in der Zukunft zu überzeugen,
die Krishna für einen gewöhnlichen Menschen halten mögen, möchte er Krishna in
Seiner universalen Form sehen, um zu sehen, wie Er vom Innern des Universums aus
handelt, obwohl Er entfernt davon ist. Daß Arjuna den Herrn um Zustimmung bittet,
ist ebenfalls bedeutsam. Da der Herr die Höchste Persönlichkeit Gottes ist, ist
Er in Arjuna persönlich anwesend; deshalb kennt Er Arjunas Wunsch, und Er kann
verstehen, daß Arjuna keinen besonderen Wunsch hat, Ihn in Seiner universalen
Form zu sehen, denn er ist völlig damit zufrieden, Ihn in Seiner persönlichen
Gestalt als Krishna zu sehen. Aber Er kann auch verstehen, daß Arjuna die universale
Form sehen möchte, um andere zu überzeugen. Er hatte keinen persönlichen Wunsch
nach Bestätigung. Krishna versteht auch, daß Arjuna die universale Form sehen
möchte, um ein Kriterium zu setzen, da es in der Zukunft viele Betrüger geben
würde, die sich selbst als Inkarnationen Gottes ausgeben würden. Die Menschen
sollten daher vorsichtig sein; wer behauptet, Krishna oder Gott zu sein, sollte
bereit sein, die universale Form zu zeigen, um seine Behauptung zu beweisen.
- Bhagavad
Gita - wie sie ist - PDF
A.C. Bhaktivedanta
Swami prabhupada
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