Als Sri Krishna auf Seiner Flöte
zu spielen begann, waren die gopis überall in Vrindavana wie verzaubert, und der
aufgehende Mond, der rötliche Horizont, die kühle und stille Atmosphäre und die
überall erblühenden Blumen ließen die Sehnsucht der gopis beim Erklingen von Krishnas
Flöte um ein Tausendfaches anwachsen. Die gopis fühlten sich alle von Natur aus
zu Krishnas Schönheit hingezogen, und als sie den Klang Seiner Flöte vernahmen,
wurden sie sehr begierig, Krishnas Sinne zu erfreuen.
Als
die gopis den Klang der Flöte hörten, ließen sie ohne zu zögern alles stehen und
liegen und eilten zu dem Ort, wo Sich Krishna befand. Ihre Ohrringe tanzten hin
und her, als sie versuchten, so schnell wie möglich zum Ort zu gelangen, den sie
als Vamsivata kannten. Einige waren gerade am Melken; doch sie liefen einfach
zu Krishna, obwohl sie die Kühe noch nicht fertiggemolken hatten. Eine der gopis
hatte die frischgemolkene Milch schon zum Kochen auf den Herd gestellt, doch sowie
sie Krishnas Flöte hörte, verließ sie das Haus, ohne sich darum zu kümmern, daß
die Milch überkochen würde. Einige waren gerade dabei, ihre Kinder zu stillen,
und andere teilten der Familie, die sich zu Tisch gesetzt hatte, das Essen aus,
doch sie alle vergaßen ihre Pflichten und liefen sofort zu dem Ort, wo Krishna
auf Seiner Flöte spielte.
Einige der gopis
waren dabei, ihre Ehemänner zu bedienen, und einige aßen gerade selbst, doch auch
sie liefen alle weg, und es kümmerte sie nicht, ob ihre Ehemänner warteten oder
ob sie selbst gegessen hatten oder nicht. Einige der gopis hatten sich noch schminken
und besonders anmutig kleiden wollen, bevor sie zu Krishna gingen, aber leider
waren sie nicht in der Lage, sich fertig zuschminken oder ihre Kleider richtig
anzulegen, denn ihr Verlangen, Krishna zu sehen, war zu stark. Ihre Gesichter
waren nur flüchtig und in aller Eile geschminkt, und einige hatten in der Überstürzung
sogar die Oberteile ihrer Kleider mit den Unterteilen verwechselt und die Unterteile
mit den Oberteilen.
Als die gopis
eilig ihre Häuser verließen, wurden sie von ihren Ehemännern, Brüdern und Vätern
voller Verwunderung gefragt, wohin sie gehen wollten; schließlich waren sie junge
Mädchen und mußten entweder von ihrem Ehemann, ihrem Vater oder von den älteren
Brüdern sorgfältig behütet werden. Alle Verwandten untersagten es ihnen, zu Krishna
zu gehen, doch die gopis ließen sich nicht zurückhalten. Wenn sich jemand so sehr
zu Krishna hingezogen fühlt und völlig ins Krishna-Bewußtsein vertieft ist, kümmert
er sich nicht mehr um weltliche Pflichten, auch wenn diese noch so dringlich erscheinen.
Das Krishna-Bewußtsein ist so mächtig, daß es jeden vom materiellen Leben befreien
kann.
Srila Rupa Gosvami
verfaßte einmal einen sehr schönen Vers, in dem eine gopi zu einer anderen sagt:
"Liebe Freundin, wenn du immer noch den Wunsch hast, materielle Gesellschaft,
Freundschaft und Liebe zu genießen, dann gehe lieber nicht zu dem lächelnden Jüngling
Govinda, der am Ufer der Yamuna steht und auf Seiner Flöte spielt und dessen Lippen
in den Strahlen des Vollmondes leuchten." Srila Rupa Gosvami sagt damit indirekt,
daß jeder, der von dem wunderbaren, lächelnden Gesicht Krishnas bezaubert wird,
jegliche Anziehung zu materiellen Freuden verliert. Das ist das Merkmal des Fortschritts
im Krishna-Bewußtsein; mit anderen Worten, wie fortgeschritten jemand im Krishna-Bewußtsein
ist, kann man daran sehen, inwieweit er das Interesse an materiellen Tätigkeiten
und eigener Sinnenbefriedigung verloren hat.
Einige der gopis
wurden von ihren Ehemännern tatsächlich daran gehindert zu Krishna zu gehen, und
wurden mit Gewalt in ihre Zimmer zurückgebracht und dort eingeschlossen. Da es
ihnen nicht möglich war, zu Krishna zu gehen, schlossen sie ihre Augen und begannen,
über Seine transzendentale Gestalt zu meditieren; längst schon hatte sich Krishnas
Gestalt in ihre Gedanken eingeprägt. Dies alles beweist, daß die gopis erhabener
waren als die größten yogis, denn wie es in der Bhagavad-gita heißt, ist derjenige
der höchste aller yogis, der ständig mit Glauben und Liebe an Krishna in seinem
Herzen denkt. Derjenige, der tatsächlich echten yoga praktiziert, konzentriert
seinen Geist auf die Gestalt Sri Vishnus, und Krishna ist die ursprüngliche Form
aller Vishnu-tattvas. Da diese gopis nicht persönlich zu Krishna gehen konnten,
versanken sie, als vollkommene yogis, einfach in Meditation über Ihn.
Als die gopis
über die süßen Töne von Krishnas Flöte meditierten, erinnerten sie sich auch an
ihre Begegnungen mit Ihm; dadurch wurden sie ganz verwirrt, und sie waren nicht
mehr imstande, passende Worte zu finden, um die wunderbaren Klangschwingungen
zu beschreiben.
Während sie miteinander
über die transzendentalen Klänge sprachen, erinnerten sie sich daran, wie Krishna
gekleidet und geschmückt war: Er trug eine Pfauenfeder im Haar, genau wie ein
Tänzer, und hatte Sich blaue Blumen hinter das Ohr gesteckt. Sein Gewand leuchtete
goldgelb, und Er trug eine vaijayanti-Girlande um den Hals. Auf diese Weise gekleidet,
wirkte Krishna auf alle anziehend, und Er füllte die Tonlöcher Seiner Flöte mit
dem Nektar, der von Seinen Lippen strömte. Die gopis erinnerten sich an Ihn, wie
Er den Wald von Vrindavana betrat, der immer von Seinen Fußspuren und denen Seiner
Gefährten verherrlicht wird.
Krishna spielte
Seine Flöte mit unvorstellbarer Meisterhaftigkeit, und die gopis wurden von den
Klängen der Flöte bezaubert, die nicht nur auf sie eine Anziehungskraft ausübten,
sondern auch auf alle anderen Lebewesen, die sie vernahmen.
Eine der gopis
sagte zu ihren Freundinnen: "Die höchste Vollkommenheit der Augen ist es,
Krishna und Balarama zu sehen, wie Sie gerade den Wald betreten und auf Ihren
Flöten spielen, während sie gemeinsam mit Ihren Freunden die Kühe hüten."
Eine gopi fragte
ihre Freundin: Liebe Freundinnen, wie sollten wir jemals Seine Bambusflöte verstehen
können? Welch fromme Werke die Bambusflöte vollbracht haben muß, daß sie nun den
Nektar der Lippen Krishnas genießen darf!" Krishna küßt manchmal die gopis;
daher ist der transzendentale Nektar Seiner Lippen nur ihnen allein zugänglich,
und Seine Lippen werden als ihr Eigentum angesehen. Die gopis fragten sich also:
"Wie nur ist es möglich, daß die Flöte, die nichts als ein Bambusrohr ist,
immerzu den Nektar von Krishnas Lippen genießen darf? Weil die Flöte im Dienst
des Höchsten Herrn beschäftigt ist, müssen auch die Mutter und der Vater der Flöte
sehr glücklich sein."
Die Seen und Flüsse
werden als die Mütter der Bäume betrachtet, weil die Bäume nur von ihrem Wasser
leben. Deshalb war das Wasser der Seen und Flüsse Vrindavanas voll von glücklichen
Lotosblumen, denn das Wasser dachte: "Wie kommt es nur, daß unser Sohn, der
Bambusstab, den Nektar von Krishnas Lippen genießt?" Die Bambusbäume am Ufer
der Flüsse und Seen waren ebenfalls glücklich, ihren Abkömmling auf diese Weise
im Dienst des Herrn beschäftigt zu sehen, genau wie sich auch ein fortgeschrittener
Transzendentalist freut, wenn er sieht, daß sich seine Nachkommen im Dienst des
Herrn betätigen. Die Bäume waren alle von Freude überwältigt und lieferten ständig
Honig, der aus den Bienennestern troff, die in ihren Zweigen hingen.
Eine andere gopi
sagte: "Meine lieben Freundinnen, seht nur die Rehe! Obwohl sie unwissende
Tiere sind, haben sie sich dem Sohne Maharaja Nandas, Krishna, genähert. Sie fühlen
sich nicht nur zu Krishnas und Balaramas Gewändern hingezogen, sondern bringen
dem Herrn, sowie sie Sein Flötenspiel hören, gemeinsam mit ihren Gatten ihre respektvollen
Ehrerbietungen dar, indem sie Ihn mit großer Zuneigung anschauen." Die gopis
beneideten die Rehe, weil die Rehe in der glücklichen Lage waren, Krishna gemeinsam
mit ihren Ehemännern zu dienen. Sie selbst hielten sich nicht für so begünstigt,
denn immer, wenn sie zu Krishna gehen wollten, waren ihre Ehemänner sehr unzufrieden.
Eine andere gopi
sagte: "Liebe Freundinnen, Krishna ist so schön gekleidet, daß es so scheint,
als ob Er die Frauen dazu ermuntere, verschiedene Zeremonien durchzuführen. Sogar
die Frauen der Halbgötter fühlen sich zum transzendentalen Klang Seiner Flöte
hingezogen. Obwohl sie mit ihren Himmelsflugzeugen in der Luft umherreisen und
dabei das Zusammensein mit ihren Ehemännern genießen, werden sie sofort verwirrt,
wenn sie die Töne von Krishnas Flöte vernehmen. Ihr Haar löst sich, und ihre enganliegenden
Kleider lockern sich." Die transzendentalen Klänge von Krishnas Flöte drangen
also in alle Winkel des Universums. Auch ist es von Bedeutung, daß die gopis über
die verschiedenen Flugzeuge, die am Himmel flogen, Bescheid wußten.
Wieder eine andere
gopi sagte zu ihren Freundinnen: "Meine lieben Freundinnen, auch die Kühe
sind ganz bezaubert, wenn sie den transzendentalen Klang von Krishnas Flöte hören.
Diese Töne erscheinen ihnen wie ein Strom von Nektar, und sie richten sogleich
ihre langen Ohren auf, um den flüssigen Nektar der Flötenklänge aufzufangen. Und
die Kälber stehen zwar noch bei ihren Müttern und halten die Zitzen im Mund, aber
sie sind nicht imstande, die Milch zu saugen. Sie sind wie erstarrt vor Hingabe,
und Tränen rollen aus ihren Augen, die deutlich zeigen, mit welcher Liebe sie
Krishna im Herzen umarmen." All das deutet darauf hin, daß selbst die Kühe
und die Kälber in Vrindavana so erhaben waren, daß sie nach Krishna weinten und
Ihn im Innersten ihres Herzens umarmten. Tatsächlich kann die Zuneigung im Krishna-Bewußtsein
im Vergießen von Tränen gipfeln.
Eine jüngere gopi
sagte zu ihrer Mutter: "Liebe Mutter, die Vögel, die alle Krishna beim Flötenspielen
zuschauen, sitzen auf den Zweigen und Ästen der Bäume und zeigen große Aufmerksamkeit.
An ihrem Aussehen kann man erkennen, daß sie alles vergessen haben und nur noch
Krishnas Flöte zuhören. Das zeigt, daß sie keine gewöhnlichen Vögel sind. Sie
sind große Weise und Gottgeweihte, und nur um Krishnas Flöte zu hören, sind sie
im Wald von Vrindavana als Vögel erschienen." Alle großen Weisen und Gelehrten
befassen sich mit dem vedischen Wissen, aber was die Essenz des vedischen Wissens
ist, wird in der Bhagavad-gita beschrieben: vedais ca sarvair aham eva vedyah.
Das Studium der Veden muß dazu führen, daß man Wissen über Krishna erlangt. Aus
dem Verhalten der Vögel wurde deutlich, daß es sich bei ihnen um große Gelehrte
der Veden handelte, die alle Zweige des vedischen Wissens zurückgewiesen hatten,
um sich ausschließlich Krishnas transzendentalem Flötenspiel zuzuwenden.
Wenn Krishna und
Balarama auf Ihren Flöten spielend durch den Wald von Vrindavana ziehen und mit
allen sich bewegenden und sich nicht bewegenden Lebewesen enge Freundschaft schließen,
dann, so sagte eine gopi, zeige sich alles von seiner schönsten Seite. Wenn Krishna
und Balarama auf Ihren transzendentalen Flöten spielten, verharrten die sich bewegenden
Geschöpfe regungslos, und die sich nicht bewegenden Geschöpfe, wie die Bäume und
Pflanzen, begannen vor Ekstase zu zittern.
Während Krishna
dabei war, die Kühe im Wald von Vrindavana oder auf dem Govardhana-Hügel zu hüten,
waren die gopis im Dorf stets in Gedanken bei Ihm, und sie sprachen miteinander
über Seine verschiedenen Spiele. Das ist das vollkommene Beispiel für Krishna-Bewußtsein:
auf irgendeine Weise immer in Gedanken an Krishna versunken zu sein. Jede Handlung
der gopis war ein eindrucksvolles Beispiel für diese Vollkommenheit, und deshalb
erklärte Sri Chaitanya, daß niemand den Herrn auf bessere Weise verehren könne
als die gopis. Der einzige Wunsch der gopis war es, immer in Gedanken bei Krishna
zu sein.
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 21. Kapitel
des Krishna-Buches: "Krishnas Flötenspiel bezaubert die gopis"
Erläuterung
Die Flöte Krishnas
rief die frommen Gopis, die Mädchen von Vrahja, herbei, um ihren geliebten Herrn
an den Ufern des heiligen Yamuna-Flusses zu treffen. Der Klang dieser göttlichen
Flöte ließ die Herzen vor stürmischer Freude erbeben und flößte neues Leben und
Freude ein. Es rief Gottverzückung in allen Wesen hervor und flößte sogar empfindungslosen
Dingen Leben ein. Die Süße der Musik war unübertroffen. Wer einmal die Musik von
Krishnas Flöte gehört hatte, kümmerte sich nicht um den Nektar des Himmels oder
die Wonne von Moksha.
Die Flöte Krishnas
und ihre Musik hat die Herzen der Gopis bewegt. Sie verloren vollkommen die Kontrolle
über sich, wenn sie die wundervollen Klangschwingungen aus Krishnas Flöte vernahmen.
Weltliche Angelegenheiten waren nichts mehr für sie. Sie fühlten sich unwiderstehlich
zu Krishna hingezogen. Sie hatten weder Scham noch Furcht, ihr Haus und Heim zu
verlassen. In ihnen fand eine Umwandlung statt. Ihre Herzen wurden unwiderstehlich
von Krishna angezogen. Der Sanskrit Name Krishna bedeutet: der Alles-Anziehende.
Ihre Ehemänner und Brüder hielten sie vergeblich zurück. Die Liebe, die die Gopis
Krishna entgegenbrachten, war göttliche Liebe. Wer kann dem Strom göttlicher Liebe
widerstehen?
Krishna lehrte
Prema durch Seine Flöte. Radha fragte Krishna: Oh mein Lieber! Warum liebst
Du die Flöte mehr als mich? Welche guten Taten hat sie getan, daß sie in engem
Kontakt mit Deinen Lippen sein kann? Erkläre mir bitte, mein Herr, das Geheimnis.
Ich möchte es so gerne hören. Sri Krishna sagte: Diese Flöte ist mir
sehr lieb. Sie hat einige wunderbare Tugenden. Sie ist von jedem Ich-denken geleert
und frei vom falschen Ego. Sie hat Ihr Inneres ganz leer gemacht und sich mir
völlig hingegeben. Sie kann jede Melodie hervorbringen, Raga oder Ragini, zu Meiner
Freude und nach Meinem süßen Willen. Wenn auch Du Dich Mir gegenüber genauso verhältst
wie diese Flöte, wenn Du Dein Ich-denken vollkommen beseitigst und Dich mir vollkommen
hingibst, dann werde ich auch Dich auf die gleiche Weise lieben, wie ich diese
Flöte liebe.
Krishna's flute named Sarala makes a low, soft tone like the sound
of a softly singing cuckoo. Krishna is very fond
of playing this flute in the ragas gaudi and garjari. Krishna
has another flute named Mahananda,
which is like a fishook that captures the fish of Srimati Radharani's heart and
mind. Another flute, which has six holes is known as Madanajhankriti.
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