Bhagavad
- Gita Wie Sie Ist
von
A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Original Ausgabe von 1974
Nur Vers Übersetzung
Kapitel
14. - Die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur.
14.1
Der Höchste Herr sagte: Abermals werde Ich dir nun
die erhabenste Weisheit verkünden, die Essenz allen
Wissens, durch deren Erkenntnis alle Weisen die höchsteVollkommenheit
erreichen.
14.2
Wenn man in diesem Wissen gefestigt wird, kann man die transzendentale
Natur erreichen, die Meiner eigenen Natur gleicht. Ist man
auf dieser Ebene verankert, wird man weder zur Zeit der
Schöpfung geboren noch bei ihrer Auflösung vernichtet.
14.3
O Nachkomme Bharatas, die gesamte materielle Substanz, die
auch Brahman genannt wird, ist die Ursache der Geburt, und
es ist dieses Brahman, das Ich befruchte, sodaß alle
Arten des Lebens geboren werden können.
14.4
O Sohn Kuntis, man sollte verstehen, daß alle Arten
des Lebens durch Geburt in der materiellen Welt ermöglicht
werden, und daß Ich der samengebende Vater bin.
14.5
Die materielle Natur besteht aus den drei Erscheinungsweisen
Reinheit, Leidenschaft und Unwissenheit. Wenn das Lebewesen
mit der Natur in Berührung kommt, wird es von diesen
drei Erscheinungsweisen bedingt.
14.6
O Sündloser, weil die Erscheinungsweise der Reinheit
reiner ist als die anderen Erscheinungsweisen, erleuchtet
sie und befreit den Menschen von allen sündhaften Reaktionen.
Wer sich in dieser Erscheinungsweise befindet, entwickelt
Wissen, wird jedoch von der Vorstellung gebunden, glücklich
zu sein.
14.7
O Sohn Kuntis, die Erscheinungsweise der Leidenschaft wird
aus unbegrenzten Wünschen und Verlangen geboren, und
deshalb wird man an materielle und fruchtbringende Aktivitäten
gebunden.
14.8
O Nachkomme Bharatas, die Erscheinungsweise der Unwissenheit
verursacht die Täuschung aller Lebewesen. Die Folgen
dieser Erscheinungsweise sind Verrücktheit, Trägheit
und Schlaf, die die bedingte Seele bindet.
14.9
In der Erscheinungsweise der Reinheit wird man von Glück
bedingt, in Leidenschaft von den Früchten der Handlung
und in Unwissenheit von Verrücktheit.
14.10
O Nachkomme Bharatas, manchmal gewinnt die Erscheinungsweise
der Leidenschaft die Oberhand und besiegt die Erscheinungsweise
der Reinheit; manchmal besiegt die Erscheinungsweise der
Reinheit Leidenschaft, und ein anderes Mal besiegt die Erscheinungsweise
der Unwissenheit Reinheit und Leidenschaft. Auf diese Weise
findet ein ständiger Kampf um Vorherrschaft statt.
14.11
Die Symptome der Erscheinungsweise der Reinheit können
erfahren werden, wenn alle Tore des Körpers mit Wissen
erleuchtet sind.
14.12
O Oberhaupt der Bharatas, wenn die Erscheinungsweise der
Leidenschaft zunimmt, entwickeln sich die Symptome von Begierde,
großer Anhaftung, unkontrollierbarer Verlangen und
großer Anstrengung.
14.13
O Nachkomme Kurus, wenn die Erscheinungsweise der Unwissenheit
zunimmt, werden Verrücktheit, Illusion, Untätigkeit
und Dunkelheit manifestiert.
14.14
Wer in der Erscheinungsweise der Reinheit stirbt, erreicht
die reinen, höheren Planeten.
14.15
Wer in der Erscheinungsweise der Leidenschaft stirbt, wird
unter denen geboren, die fruchtbringenden Aktivitäten
nachgehen, und wer in der Erscheinungsweise der Unwissenheit
stirbt, wird im Reich der Tiere geboren.
14.16
Wer in der Erscheinungsweise der Reinheit handelt, wird
gereinigt. Arbeiten, die in der Erscheinungsweise der Leidenschaft
verrichtet werden, enden in Leid, und Handlungen, die in
der Erscheinungsweise der Unwissenheit ausgeführt werden,
enden in Dummheit.
14.17
Aus der Erscheinungsweise der Reinheit entwickelt sich wahres
Wissen; aus der Erscheinungsweise der Leidenschaft entwickelt
sich Leid, und aus der Erscheinungsweise der Unwissenheit
entwickelt sich Dummheit, Verrücktheit und Illusion.
14.18
Menschen, die sich in der Erscheinungsweise der Reinheit
befinden, gehen zu den höheren Planeten; diejenigen,
die sich in Leidenschaft befinden, bleiben auf den irdischen
Planeten, und diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise
der Unwissenheit befinden, fallen in die höllischen
Welten hinab.
14.19
Wenn du erkennst, daß in allen Aktivitäten allein
die Erscheinungsweisen der Natur wirken, und daß der
Höchste Herr transzendental zu ihnen ist, kannst du
Meine spirituelle Natur verstehen.
14.20
Wenn das verkörperte Wesen fähig ist, die drei
Erscheinungsweisen zu transzendieren, kann es von Geburt
und Tod, Alter und den damit verbundenen Leiden frei werden
und schon in diesem Leben Nektar genießen.
14.21
Arjuna fragte: O mein lieber Herr, an welchen Symptomen
kann man einen Menschen erkennen, der transzendental zu
den Erscheinungsweisen ist? Wie verhält er sich? Und
auf welche Weise transzendiert er die Erscheinungsweisen
der Natur.
14.22-25
Der Höchste Herr sagte: Wer Erleuchtung, Anhaftung
und Täuschung nicht haßt, wenn sie vorhanden
sind, noch nach ihnen Verlangt, wenn sie verschwinden; wer
von nichts berührt wird, da er sich jenseits der Reaktionen
der Erscheinungsweisen der materiellen Natur befindet, wer
unerschütterlich bleibt, weil er weiß, daß
allein die Erscheinungsweisen aktiv sind; wer Freude und
Schmerz mit Gleichmut betrachtet und einen Erdklumpen, ein
Stein und ein Goldstück mit gleichen Augen sieht; wer
weise ist und Ruhm und Schmach als gleich ansieht; wer in
Ehre und Unehre unverändert bleibt und Freund und Feind
gleich behandelt, und wer alle fruchtbringenden Unternehmungen
aufgegeben hat - von solch einem Menschen sagt man, er habe
die Erscheinungsweisen der Natur transzendiert.
14.26
Wer sich völlig im hingebungsvollen Dienen beschäftigt
und niemals fehlt, transzendiert augenblicklich die Erscheinungsweisen
der materiellen Natur und erreicht somit die Ebene des Brahman.
14.27
Ich bin der Ursprung des Unpersönlichen Brahman, des
voll höchsten Glücks und das unsterblich, unzerstörbar
und ewig ist.
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