Soviel bekannt ist, wurde der folgende Artikel von einem englischen Journalisten
geschrieben und erschien im Reiseabschnitt einer Londoner Zeitung. Der Artikel
ist nur zur Unterhaltung gedacht, und soll keinesfalls als Verunglimpfung verstanden
werden. Wer das erste Mal in Indien reist, kann über unvergeßliche
Erfahrungen berichten.
Reisen in Indien ist ein beinahe halluzinatorisches
Gemisch aus Lärm, Spektakel und Erlebnis. Es ist häufig herzzerreißend,
manchmal lustig, meistens erheiternd, immer unvergeßlich - und, wenn man
sich auf den Straßen befindet, extrem gefährlich. Die meisten Straßenbenützer
beachten eine Version der "Straßenverkehrsordnung", die auf antiken Texten
beruht, wie unten beschrieben:
Paragraph I. Die Voraussetzung der Unsterblichkeit ist für alle Straßenbenützer
erforderlich.
Paragraph II. Die folgende Vorrangregelung muß zu allen Zeiten beachtet
werden. Vorrang haben in absteigender Reihenfolge: Kühe, Elefanten, schwere
Lastwagen, Dienstwagen, Kamele, leichte Lastwagen, Büffel, Jeeps, Ochsenwagen,
Privatwagen, Motorräder, Roller, Autorikschas, Schweine, Radrikschas, Ziegen,
Fahrräder (mit Waren beladen), Handkarren, Fahrräder (mit Passagier),
Hunde, Fußgänger.
Paragraph III.
Alle Räderfahrzeuge sollen entsprechend dem Grundsatz gefahren werden: Langsamer
zu werden ist Zögern, zu bremsen ist Versagen, anzuhalten ist Niederlage.
Dies ist der Mantra der indischen Fahrer.
Paragraph IV. Gebrauch
der
Hupe (auch bekannt als Schallschutzvorrichtung oder
akustisches Amulett): Autos (IV,1,a-c): Kurzes hupen (dringend) deutet auf Vormachtstellung
hin, z. B. um den Weg von Hunden, Rikschas und Fußgängern freizumachen.
Langes hupen (verzweifelt) weist auf demütiges Bitten hin, z. B. an einen
herannahenden Laster, "ich bin zu schnell unterwegs um anzuhalten, wenn du nicht
langsamer wirst, werden wir sterben." In extremen Fällen mag dies durch das
Aufleuchten der Scheinwerfer (hektisch) begleitet werden. Einzelne Huptöne
(gelegentlich) bedeuten "ich habe jemanden aus Indiens 870 Millionen gesehen,
den ich grüße," oder "da ist ein Vogel auf der Straße (der bei
dieser Geschwindigkeit durch meine Windschutzscheibe gehen könnte)," oder
"ich habe seit einigen Minuten nicht gehupt."
Laster und Busse (IV,2,a): Alle Hupsignale haben die
selbe Bedeutung, nämlich "ich habe ein Gesamtgewicht von ungefähr 12.5
Tonnen und nicht die Absicht zu stoppen, selbst wenn ich es könnte." Dieses
Signal mag durch den Gebrauch der Scheinwerfer unterstrichen werden.
Paragraph IV ist der Bestimmung der
Vorrangregelung in Paragraph II untergeordnet.
Paragraph V.
Alle Manöver, Gebrauch der Hupe und Ausweichmanöver sollen bis zum letzten
möglichen Augenblick unterlassen werden.
Paragraph VI. Beim Fehlen
von Sicherheitsgurten sollen Autoinsassen Girlanden aus Dotterblumen tragen. Diese
sollen die ganze Zeit anbehalten werden.
Paragraph VII. Vorfahrtsregeln: von links auf die Straße kommender
Verkehr hat Vorrang. Genauso Verkehr von rechts und auch Verkehr in der Mitte.
Fahrverhalten (VII,I): Jeder indische Verkehr soll zu allen Zeiten und ohne Rücksicht
auf Fahrtrichtung die Mitte der Straße einnehmen.
Paragraph VIII.
Kreisverkehr: Indien hat keinen Kreisverkehr. Scheinbare Verkehrsinseln in der
Mitte von Kreuzungen haben keine verkehrsleitende Funktion. Jeder andere Eindruck
sollte ignoriert werden.
Paragraph IX. Überholen
ist obligatorisch. Jedes fahrende Vehikel muß unbedingt jedes andere fahrende
Vehikel überholen, ohne zu berücksichtigen, ob es von diesem gerade
überholt wurde. Überholen sollte nur bei geeigneten Bedingungen unternommen
werden, wie etwa bei entgegenkommendem Verkehr, unübersichtlichen Kurven,
bei Kreuzungen und in der Mitte von Dörfern. Nicht mehr als zwei Zoll sollen
zwischen dem eigenen und dem zu überholenden Vehikel erlaubt sein, und ein
Zoll im Falle von Fahrrädern und Fußgängern.
Paragraph
X. Instant Nirwana mag durch den Frontalzusammenstoß erlangt werden.
Bitte auch unbedingt anschauen: - "mein geliebtes Indien" -
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