Mahabharata, Adi Parva, Kapitel 109

Wohlstand im Königreich der Kurus

Nach der Geburt dieser drei Kinder gediehen Kurujangala, Kurukshetra und die Kurus. Die Erde fing an, reiche Ernten hervorzubringen und auch die Feldfrüchte hatten einen guten Geschmack. Die Wolken fingen an, zur rechten Zeit zu regnen und die Bäume waren voller Früchte und Blumen. Die Zugtiere waren alle glücklich und die Vögel und andere Tiere frohlockten außerordentlich. Die Blumen wurden duftend und die Früchte süß, die Städte und Märkte von Verkäufern, Handwerkern, Händlern und Künstlern aller Art angefüllt. Die Leute wurden mutig, gelehrt, ehrlich und glücklich. Und es gab keine Räuber und niemand war sündhaft. Es schien, das goldene Zeitalter sei über jeden Teil des Königreichs gekommen. Und die Leute, die tugendhaften Taten, Opfern und Wahrheit ergeben waren und einander mit Liebe und Zuneigung beachteten, wurden wohlhabend. Frei von Stolz, Zorn und Begehrlichkeit erfreuten sie sich an vollkommen unschuldigen Spielen. Die Hauptstadt der Kurus, angefüllt wie der Ozean, war ein zweites Amaravati, angefüllt mit Hunderten Plätzen und Herrenhäusern, und sie besaß Tore und Gewölbe so dunkel wie die Wolken. Menschen vergnügten sich fortwährend in großer Glückseligkeit bei Flüssen, Seen und Wasserbecken, in lieblichen Hainen und bezaubernden Wäldern. Die Kurus des Süden, die eine tugendhafte Rivalität zu ihren nördlichen Verwandten pflegten, wanderten in der Gemeinschaft von siddhas und charanas und Rishis umher. Nirgendwo in diesem herrlichen Land, dessen Reichtum so von den Kurus vermehrt wurde, gab es Geizhälse oder verwaiste Frauen. Die Brunnen und Seen waren stets gefüllt; in den Haine wuchsen viele Bäume; die Häuser und Wohnorte der brahmanas waren mit Reichtum angefüllt und im gesamten Königreich gab es viele Festivitäten. Rechtschaffen von Bhishma regiert, war das Königreich mit Hunderten Opferpfählen geschmückt. Das Rad der Tugend, von Bhishma in Bewegung versetzt, machte das Land derart zufriedenstellend, daß die Untertanen anderer Königreiche ihre Heime aufgaben und kamen, um dort zu leben und die Bevölkerung zu vermehren. Hoffnung erfüllte die Bürger und Leute, wenn sie die jugendlichen Taten ihrer erhabenen Prinzen sahen. In den Häusern der Anführer der Kurus, und auch in jenen der wichtigsten Bürger, waren "gib" und "iß" die einzigen Worte, die fortwährend gehört wurden. Dhritarashtra, Pandu und der sehr intelligente Vidura wurden von ihrer Geburt an von Bhishma so aufgezogen, als ob sie seine eigenen Söhne seien. Nachdem die Kinder die gebräuchlichen Riten ihrer gesellschaftlichen Stellung empfangen hatten, widmeten sie sich Gelübden und Studien. Und sie wuchsen zu herrlichen jungen Männern heran, die mit den Vedas und allen athletischen Sportarten vertraut waren. Sie erlernten die Handhabung von Pfeil und Bogen, die Reitkunst, den Kampf mit Streitkolben, Schwert und Schild, die Führung von Elefanten im Gefecht und die Wissenschaft der Ethik. Belesen in Geschichte und den Puranas, sowie verschiedener Wissenszweige, vertraut mit den Wahrheiten der Vedas und ihrer Zweige, erlangten sie Wissen, das vielseitig und tief war. Der über großes Können verfügende Pandu übertraf alle Menschen beim Bogenschießen, Dhritarashtra übertraf alle an körperlicher Kraft und niemand in den drei Welten konnte Vidura in Hingabe zur Tugend und in Wissen zu den Gesetzen der Ethik gleichkommen. Angesichts der Wiederherstellung der ausgelöschten Nachfolge von Santanu, wurde ein Sprichwort in allen Ländern geprägt, nämlich daß unter den Töchtern von Helden, die Töchter des Königs von Kasi die Ersten wären; daß unter den Ländern, Kurujangala das Erste wäre; daß unter tugendhaften Menschen, Vidura der Erste wäre und daß unter Städten, Hastinapura die Erste wäre. Pandu wurde König, da Dhritarashtra wegen seiner Blindheit und Vidura wegen seiner Geburt von einer sudra Frau das Königreich nicht erlangten. Bhishma, der Erste von jenen, die mit den Pflichten eines Staatsmannes und den Gesetzen der Ethik vertraut sind, wandte sich eines Tages an Vidura, der mit der Wahrheit von Religion und Tugend vertraut ist, und sprach wie folgt.

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