Mahabharata, Vana Parva, Kapitel 250Die Zuflucht der DämonenDie Dämonen schmeicheln Duryodhana; der schicksalhafte Kampf der Kurus und Pandavas auf Betreiben der Dämonen; wie Arjuna getötet werden soll; Duryodhana ist Zuflucht der Dämonen, die Pandavas Zuflucht der Götter; Duryodhana schöpft neuen Mut. Vorgeschichte: Der boshafte Duryodhana wollte sich am Leiden der Pandavas, denen er ihr Königreich geraubt und die er in die Verbannung geschickt hatte, erfreuen. Seine abscheulichen Pläne schlugen jedoch fehl und die Pandavas, an derem Elend er sich erfreuen wollte, retteten ihn aus der Gefangenschaft seiner Feinde. Von der Würde und Barmherzigkeit der Pandavas zu Tode beschämt, wollte er darauf sein Leben durch Verhungern beenden. Keiner seiner Freunde konnte ihn davon abbringen. Doch da holten ihn die Dämonen zu sich... Die
Danavas [Dämonen] sagten: Vor langer Zeit, o König, haben wir dich durch asketische Entsagungen von Mahesvara [Siva] erhalten. Der obere Teil deines Körpers ist vollständig aus einer Assemblage von vajras gemacht und ist deswegen gegen jede Art von Waffen unverwundbar, o Sündloser. Der untere Teil deines Körpers, der geeignet ist, das weibliche Herz durch seine Schönheit zu fesseln, wurde von der Gottheit selbst, der Gemahlin Mahadevas, aus Blumen gemacht. Deswegen ist dein Körper, o Bester der Könige, eine Schöpfung von Mahesvara selbst und seiner Göttin. Deshalb bist Du von göttlicher Abstammung und nicht menschlicher, O Tiger der Könige. Andere tapfere ksatriyas mit großer Kraft, angeführt von Bhagadatta, und alle mit göttlichen Waffen vertraut, werden deine Feinde erschlagen. Deshalb beende deinen Kummer.
Du hast keinen Grund, Angst zu haben. Um dich zu unterstützen wurden viele heldenhafte Danavas auf der Erde geboren. Andere asuras [Dämonen] werden auch Bhisma und Drona und Karna und andere in Besitz nehmen. Von diesen asuras besessen, werden diese Helden ihre Güte aufgeben und mit deinen Feinden kämpfen. In der Tat, wenn die Danavas ihr Herz betreten und sie völlig in Besitz haben werden, dann werden diese Krieger, all ihre Zuneigungen von sich werfend und hartherzig werdend, auf jeden eindreschen, der ihnen im Kampf ablehnend gegenübersteht, ohne Söhne, Brüder, Väter, Freunde, Schüler, Verwandte zu schonen, selbst nicht Kinder und alte Männer. Von Unwissenheit und Zorn blind gemacht, und vom Schicksal getrieben, das vom Schöpfer bestimmt wurde, werden diese Tiger unter den Menschen, mit in Sünde versunkenen Herzen, o du Erster der Kurus, die Erde entvölkern, indem sie alle Arten von Waffen mit großer Mannhaftigkeit und Kraft werfen und schießen und sich stets gegenseitig prahlerisch mit Worten wie 'Du sollst bei mir heute nicht mit deinem Leben davonkommen' anreden. Und diese illusteren Söhne Pandus, fünf an der Zahl, werden mit ihnen kämpfen. Und mit mächtiger Kraft ausgestattet und vom Schicksal begünstigt werden jene diese vernichten. O König, und auch viele Daityas [Dämonen] und raksasas [Menschenfresser], die unter den ksatriyas geboren worden sind, werden mit großer Kühnheit im Kampf mit deinen Feinden streiten, Keulen und Knüppel und Lanzen und verschiedene andere Waffen höherer Art gebrauchend. O Held, und hinsichtlich der Furcht, die in deinem Herzen von Arjuna ausgeht, haben wir schon die Mittel, um Arjuna zu erschlagen, bestimmt. Die Seele des erschlagenen Naraka hat die Gestalt von Karna angenommen. Sich an seine frühere Feindschaft erinnernd, wird er Kesava und Arjuna entgegentreten. Und dieser mächtige Krieger und Erste der Schläger wird, auf seine Kühnheit stolz seiend, Arjuna im Kampf besiegen, wie auch all deine Feinde. Der Träger des Donnerkeils, dies alles wissend und sich mit dem Wunsch tragend Arjuna zu retten, wird verkleidet Karna seine Ohrringe und sein Panzerhemd wegnehmen. Wir haben aus diesem Grund auch Hunderte und Tausende an Daityas und raksasas berufen, nämlich jene, die unter dem Namen samsaptakas (lit. Soldaten, die geschworen haben, zu erobern oder zu sterben) bekannt sind. Diese gefeierten Krieger werden den heldenhaften Arjuna erschlagen. Deswegen, sorge dich nicht, o König. Du wirst die ganze Erde regieren, o Monarch, ohne einen Rivalen. Gib dich nicht der Mutlosigkeit hin. Ein solches Verhalten geziemt sich dir nicht. O du aus dem Geschlecht der Kurus, wenn du stirbst, wird unsere Partei schwach werden. Gehe, o Held, und laß deinen Geist nicht von irgendeiner anderen Handlungsweise geleitet werden. Du bist stets unsere Zuflucht, so wie die Pandavas die Zuflucht der Götter sind."
Vaisampayana
[Erzähler des Mahabharata] fuhr fort: Als die Nacht vergangen war, sprach Karna, jener Sprößling der Sonne, lächelnd und mit gefalteten Händen diese weisen Worte zu König Duryodhana: 'Kein toter Mann besiegt seine Feinde: nur wenn er am Leben ist, kann er sein Gutes sehen. Wo gibt es das Gute einer toten Person, o Kauraveya? Und wo ist deren Sieg? Deswegen ist dies keine Zeit für Gram oder Furcht oder Tod.' Und nachdem er jenen Starkarmigen umarmt hatte, sagte er weiter: 'Stehe auf, o König! Warum liegst du nieder? Warum grämst du dich, o Feindvernichter? Nachdem du deine Feinde mit deiner Tüchtigkeit betrübt hast, warum wünscht du dir den Tod? Oder (vielleicht) hat angesichts Arjunas Tapferkeit Furcht von dir Besitz ergriffen? Ich verspreche dir aufrichtig, daß ich Arjuna im Kampf erschlagen werde. O Herr der Menschen, ich schwöre bei meiner Waffe, daß wenn die drei und zehn Jahre vorüber sind, ich dir die Söhne Pritas unterwerfen werde. So von Karna angesprochen und sich an die Worte der Daityas und an die Bitten (seiner Brüder) erinnernd, stand Suyodhana auf. Und nachdem er diese Worte der Daityas gehört hatte, ordnete dieser Tiger unter den Menschen mit fest entschlossenem Herzen seine Armee, die reich an Pferden und Elefanten und Wagen und Fußtruppen war. O Monarch, und diese mächtige Armee, als sie sich wie das Wasser der Ganga bewegte, von weißen Schirmen, Wimpeln, weißen camaras und Wagen und Elefanten und Fußsoldaten wimmelnd, sah so erhaben wie das Firmament aus, zu einer Jahreszeit wenn sich die Wolken aufgelöst und sich die Zeichen des Herbstes teilweise ausgebildet haben. O Erster der Könige, und von den Besten der brahmanas, mit Sieg segnend, wie ein Monarch gepriesen, ging dieser Herr der Menschen, Suyodhana, Dhritarastras Sohn, die von zahllosen gefalteten Händen dargebrachten Ehren erhaltend und im höchsten Glanz flammend, nach vorne, begleitet von Karna und jenem Spieler, dem Sohn von Suvala. Und all seine Brüder, mit Dussasana als ihrem Kopf, und Bhurisrava und Somadatta und der mächtige König Vahlika, folgten diesem Löwen unter den Königen auf seinem Weg, mit Wagen von verschiedenartiger Form und Pferden und den Besten der Elefanten. O Erster der Könige, nach kurzer Zeit betraten diese Sprößlinge aus dem Geschlecht der Kurus ihre eigene Stadt." |