Indische vs. Westliche Musik


Flute Playing Musik of Krishna

Während das Tonsystem der westlichen MusiK die Oktave (Frequenzverhältnis 2:1 zum Grundton) in 12 verschiedene Halbtönen unterteilt, teilt die indische Musiklehre die Oktave in 22 verschiedene Töne. Diese werden Srutis oder auch Shrutis genannt.

Man unterscheidet zwischen zwei Richtungen, die zwar auf den gleichen Prinzipien basieren, sonst aber grundlegend verschieden sind:

  • südindische Musik (Karnatische Musik): ursprünglicherer, älterer Stil; sehr erdig mit vielen melodiösen und rhythmischen Variationen, eher durchkomponierte Arrangements.
  • nordindische Musik (Hindustanische Musik): stark vom persischen Kulturraum beeinflusste Musik; viel klarer, mit vielen Verzierungen und wesentlich mehr Improvisation.

Die klassische indische Musik besteht aus einem für europäische Musikkenner oft überraschendem Nebeneinander von Freiheit und Disziplin. Diese Art von Musik ist vorwiegend Solomusik, das heißt, ein Musiker arbeitet die Melodiestruktur aus, die anderen unterstützen ihn dabei, wobei die Rollen im Laufe eines Konzerts aber oft wechseln. Eine Reihe von allgemeingültigen Regeln erlaubt es Musikern, die einander vorher noch nie gesehen haben, sofort ein Konzert miteinander zu spielen: 80 - 90 % eines Konzerts sind frei improvisiert und orientieren sich an feststehenden Grundprinzipien. Die wesentlichen Säulen eines Musikstücks sind Raga und Tala. Unserer Aufteilung der Oktave in Halbtöne entspricht in der indischen Musik die Aufteilung der Oktave in Srutis.

Der Raga oder Rag (ragam) stellt die melodische Grundstruktur der klassischen indischen Musik dar. Es handelt sich dabei um eine feststehende auf- und absteigende Tonskala, ähnlich wie die westlichen Kirchentonarten. Der Raga schreibt vor, welche Töne zu einem Musikstück passen. Ferner gibt der Raga bestimmte melodische und ornamentale Elemente, sowie für einige Töne geltende Spielvorschriften an.

Der Raga enthält zwei Haupttöne (1.Hauptton -> Vadi und 2.Hauptton -> Samvadi), auf denen die Melodiefiguren beginnen und enden, und die den Ausdrucksgehalt der Raga bestimmen. Es gibt eine Unzahl überlieferter Ragas, die oft einer bestimmten Tageszeit (z. B. Todi - Morgen-Raga, Desh - 21-24 Uhr) oder Situation (z B. Megh - Regen-Raga, Basant - Frühling) zugeordnet sind und mit der emotionalen Qualität des jeweiligen Zeitpunkts übereinstimmen. Unter Alap versteht man die Einführung zu dem Raga. Der Alap entfaltet und schmückt die Charakteristiken eines Raga in Bezug auf die Melodie (Phrasen, wichtige Noten, Tonbereich usw.).

Ein Tala (aus dem Sanskrit) oder Taal (Hindi) ist eine zyklisch wiederholte rhythmische Struktur in der klassischen indischen Musik, und zählt damit neben dem Konzept des Raga, das die melodiöse Struktur festlegt zu deren Grundprinzipien. Indische Rhythmik unterscheidet sich vom westlichen "Takt"-System grundsätzlich dadurch, dass hier mit längeren Einheiten gearbeitet wird. Ein Tala besteht aus einer bestimmten Anzahl von Schlägen (Matra), die in Gruppen (Vibhag) eingeteilt sind. Das erste Matra einer solchen Gruppe trägt eine gewisse Betonung. Die stärkste Betonung trägt das erste Matra des Zyklus (Sam = gemeinsam, zusammen).

Während die Musiker ihre rhythmischen Variationen spielen, treffen sie einander immer wieder auf dieser "Eins". Dadurch bauen sich häufig interessante Spannungen auf, die sich mit diesem gemeinsamen Schlag wieder lösen. Ein Musikstück endet stets auch auf Sam. Manche Vibhags beginnen mit einem unbetonten Matra, dem Khali (wörtlich: leer). Die Abfolge eines Talas kann durch Gesten der Hände angezeigt werden: Das erste Matra jedes Vibhags wird durch Klatschen angezeigt, der Khali jedoch durch eine winkende Bewegung mit der Hand, wobei der Handrücken nach unten zeigt.

Pandit Ravi Shankar:
Die indische Musik basiert, wie die westliche Musik, auf Melodie und Rhythmus, hat jedoch kein vergleichbares System von Harmonie und Kontrapunkt. Sie ist eher aufs Höchste entwickelte und verfeinerte Melodie mit einer unendlichen Vielfalt von subtilen Nuancen, die in der westlichen Musik völlig unbekannt sind.

Ein weiterer deutlicher Unterschied zwischen den beiden Musikarten besteht darin, daß eine westliche Komposition auf vielen Stimmungen und tonalen Färbungen beruhen kann, die oft scharf miteinander kontrastieren, während die indische Melodie sich ganz auf nur eine Hauptstimmung oder ein Gefühl konzentriert, darauf verweilt, es ausweitet und ausführt. So entsteht eine intensive und hypnotische, oft magische Wirkung.

Mit 22 Mikrotönen - theoretisch besteht die indische Oktave aus sechs-und sechzig noch kleineren Einheiten (gegenüber 12 Halbtönen in der westlichen Musik) und bis zu 72 Tonarten (im Westen sind lediglich 2 bekannt: Dur und Moll), drückt die indische Musik, zu 90 % improvisiert, Freude aus oder Leid, das Sterben oder die Entrückung (9 bzw. 10 Grundgefühle)."

 

Krishna's Flute Playing

Flute Playing Musik of Krishna

 

Nectar of Devotion Chapter 26: "As far as Krishna's flute is concerned, it is said that the vibration of this wonderful instrument was able to break the meditation of the greatest sages. Krsna was thus challenging Cupid by advertising His transcendental glories all over the world.

There are three kinds of flutes used by Krsna.

1) One is called venu,
2) one is called murali,
3) and the third is called vamsi.

Venu is very small, not more than six inches long, with six holes for whistling.

Murali
is about eighteen inches long with a hole at the end and four holes on the body of the flute. This kind of flute produces a very enchanting sound.

The vamsi flute is about fifteen inches long, with nine holes on its body. Krsna used to play on these three flutes occasionally when they were needed.
Krsna uses the Venu flute to attract to Gopis, like Venum kvanantam from the Brahma Samhita.

Krsna has a longer vamsi, which is called mahananda, or sammohini. When it is still longer it is called akarsini. When it is even longer it is called anandini. The anandini flute is very pleasing to the cowherd boys and is technically named vamsuli.

These flutes were sometimes bedecked with jewels. Sometimes they were made of marble and sometimes of hollow bamboo. When the flute is made of jewels it is called sammohini. When made of gold, it is called akarsini.

The low, deep sound of His long murali flute will call out, "Radhe. . . Radhe. . ."-the very name of my own worshipable Queen! Startled with wonder by hearing such a sound, this maidservant will jump up in great haste with an extremely anxious heart, not knowing what to do next. [Gita-mala, Song 5 Text 4]

Krishna's flute named Sarala makes a low, soft tone like the sound of a softly singing cuckoo. Krishna is very fond of playing this flute in the ragas gaudi and garjari. Krishna has another flute named Mahananda, which is like a fishook that captures the fish of Srimati Radharani's heart and mind. Another flute, which has six holes is known as Madanajhankriti.

So this flute playing of Krsna is very special, it is explained that Krsna also plays different melodies for different purposes.

There are 8 different tunes that Krsna plays.

1) Demigods like Lord Brahma and Lord Siva's meditation is broken and they forget everything in astonishment and Lord Anantadeva sways His head like in hypnosis.
2) Second tune makes the Yamuna flow backwards
3) Third tune makes the moon stop moving
4) Fourth tune makes the cows run to Krsna and get stunned listening to the flute
5) The 5th note attracts the gopis and make them come running to him
6) 6th Tune makes the stones melt and creates autumn season
7) 7th note manifests all seasons
8) 8th Note is meant exclusively for Srimati Radharani, it takes Her name and calls for Her, and She comes running to Him putting Her cloth wrong and mascara also.

Radha tasting the nectar of Krishnas Flute

 

Ein Gandharva in Amerika

Pressemeldung von: Deutsche Nachrichten Agentur New York
Bericht: Peter Kiefer

http://www.deutsche-nachrichten-agentur.de/de/verzeichnis/magazin/internet/1674899864

Junge Amerikaner entdecken die Musik der Vedischen Hochkultur

Gandharvas - so heißen die „himmlischen Musiker“ der Vedischen Tradition, „die den Nektar der Götter trinken“. Seit über drei Jahren unterrichtet der Gandharva-Musiker Binay Krishna Baral an der Maharishi University of Management und an der Maharishi School of the Age of Enlightenment in Fairfield, Iowa, USA. Sein Instrument: die Bambusflöte (Bansuri).

Einer seiner Schüler, Josh Adams, Upper School 12th Grade, an der Maharishi School of Age of Enlightenment in Fairfield, sagt:“Binay Krishna Baral ist seit über 3 Jahren mein Lehrer. In dieser Zeit habe ich die Freuden des Musikmachens kennen gelernt. Binay-Ji ist ein sehr geduldiger und verständnisvoller Lehrer. Er möchte wirklich, dass seine Schüler glücklich sind, sich in ihrer Musik weiterentwickeln und in allen Bereichen des Lebens wachsen. Sein Verständnis des Gandharva-Veda ist so vollständig, dass er in seinem Unterricht oft das Musikstück, das wir gerade spielen, zum Leben im Allgemeinen in Beziehung setzt. Das erreicht zweierlei: Ein besseres Verständnis von dem, was und wie wir spielen, und ein besseres Verständnis eines bestimmten Lebensbereichs. Binay-Ji‘s Unterricht ist so viel mehr als eine Flöten-Klasse. Ich bin nicht nur ein glücklicher Musiker geworden, ich habe auch viel über mich selbst und die Welt gelernt.“

Dr. Craig Pearson, Vizepräsident der Maharishi University of Management, urteilt über Binay Krishna Baral: “Wir hatten seit 1988 eine ganze Reihe Gandharva-Musiker und -Lehrer an unserer Universität. Mr. Baral ist das professionellste und idealste Mitglied der Gandharva-Fakultät. Wir schätzen uns glücklich, mit Mr. Baral einen Musiker und Interpreten mit großem Talent, Erfahrung und Hingabe an unserer Universität zu haben, und wir wünschen uns, dass er noch viele Jahre bei uns sein kann.”

Ragas

Binay Krishna Baral erläutert: „Der Gandharva-Veda, ein Sektor der Vedischen Literatur, beruht auf Tonfolgen, die Ragas genannt werden. Jeder Raga hat seine eigene Struktur und Regeln. Dem Musiker ist erlaubt innerhalb des festen Rahmens frei zu improvisieren und die Stimmung des Ragas im Bewusstsein des Zuhörers und in der Umwelt zu beleben. Jeder Raga basiert auf einer von zehn Grundtonleitern, die Thaat heißen. Diese bestimmen die Noten, die in einem Raga verwendet werden dürfen.“

Praharas

Die Zeit-Theorie des Maharishi-Gandharva-Veda legt fest, zu welcher Tages- oder Nachtzeit die Ragas gespielt werden sollten. Diese Theorie basiert auf so genannten Praharas – 3-stündigen Zeiteinheiten. Die Praharas entsprechen den Schwingungen der Natur, die sich von Tageszeit zu Tageszeit ändern, erklärt Binay Krishna Baral: „Wenn Sie Gandharva-Veda-Musik zuhören wollen, machen Sie es sich bequem, und am besten schließen Sie die Augen.“

Maharishis Festivals für den Weltfrieden
1986 führte Maharishi Mahesh Yogi sein Weltfriedensprogramm ein, um durch Gandharva-Veda-Musik Gleichgewicht in der Natur und Frieden in der Welt zu fördern. Seither geben Interpreten des Gandharva-Veda das ganze Jahr über in aller Welt Konzerte.

Indian Raga – The Sound of India

Traditionelle indische Musiklehre

by Friedrich Glorian

Im Laufe meiner langjährigen Studien und praktischen Ausbildung im traditionellen Lehrer-Schüler-Verhältnis (guru-shishya-parampara) in Nordindien ist mir klargeworden, daß es nur im unmittelbaren Erleben, im tiefen inneren Nachempfinden der Intervallstruktur und Architekturder Ragas möglich ist, den harmonikalen Zusammenhang der shrutis zuverstehen und folglich musikalisch wiedergeben zu können. IndischeMusik wurde nie notiert, sondern immer direkt aus dem Munde des Lehrers an das Ohr des Schülers weitergegeben, ohne das Herz dabei zu vergessen. 

Nur so war und ist es heute noch möglich, die traditionellen Stile und Musikformen über Jahrhunderte hinweg zu bewahren.

Seit mehr als zweitausend Jahren befaßt sich die Musiktheorie Indiens und des Abendlandes (natürlich auch anderer Kulturen) mit dem Intonationssystem ihrer Musik, und beiden Kulturen ist das Konsonanzprinzip zur Bildung von Tonleitern gemeinsam. Als wichtigstes Konsonanzprinzipwird dabei die Oktave (2/1 oder 22 shrutis), die reineQuinte (3/2 oder 13 shrutis) und deren Umkehrung, die reine Quarte (4/3 oder 9 shrutis) angesehen. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Kulturen liegt darin, daß im Abendland (wie auch in der chinesischen und arabischen Musiktheorie) arithmetische Proportionen der Skalenbildung zugrunde liegen, während Indien eine topologische Sichtweise bevorzugt, d. h. die Intervalle werden durch ihre Lage und Anordnung im Oktavraum bestimmt.

Anders ausgedrückt entspricht das Eine (Abendland) einem wissenschaftlich logischen und analytischen Denkansatz, das Andere (Indien) mehr einem ganzheitlichen, intuitivem Empfinden.

Deshalb findet sichauch in keiner der frühen musiktheoretischen Schriften Indiens (sangit shastra) irgend ein Hinweis auf die Definition von rationalen Intervallverhältnissen, die als Grundlage zur Skalenbildung von Ragas dienen könnten. Stattdessen liegen Intervallbestimmungen vor, die sich einzig darauf beziehen, was das Ohr, der Gehörsinn als musikalisch stimmig empfindet. Das indische Musiksystem ist im Laufe seiner langen Geschichte eng mit der vedischen Philosophie verflochten, und die Aufzeichnung der Musiktheorie wird denselben rishis (Weisen) zugeschrieben, die die Hymnen der Veden und die philosophischen Konzepte der Upanishaden niederschrieben.

Eine musiktheoretische Abhandlung des 13. Jahrhunderts (sangit-ratnakar) führt erst umfassend in organische und esoterische Anatomie (Entstehungsgeschichte des menschlichen Organismus aus metaphysischer und physiologischer Sicht), in psychoakustische und energetische Aspekte (wie z. B. Chakren und Meditation) und in das Phänomen des universellen Klanges nada ein, bevor überhaupt die musiktheoretischen Grundlagen behandelt werden.

Bereits zu Beginn der christlichen Ära, wenn nicht sogar früher, entstehen in Indien musiktheoretische Texte von höchster Brillianz, geschrieben oder zusammengefaßt von Autoren wie Bharata (natya-shastra) und Dattila (dattilam), die zur Intonation, zu Struktur, Form und Aufführungspraxis von Ragas Stellung nehmen. In diesen Texten sind u. a. Experimente beschrieben, bei denen mit zwei mehrsaitigen und gleichgestimmten Saiteninstrumenten (vina) durch ein systematisches Einstimmen in Quint-, Quart- und Terzintervallen die 22 shruti-Positionenerhalten werden. Noch heute stützen sich Musiktheorie und Aufführungspraxis in Indien im wesentlichen auf dieses Modell.

Ein mehr rationaler Ansatz, der die harmonikalen Intervallverhältnisse im Ragasystem untersucht, entwickelte sich in Indien gegen Ende des letzten und Anfang dieses Jahrhunderts unter dem Einfluß der englischen Kolonialherrschaft. Indische und westliche Musikwissenschaftler und Theoretiker sind seither darum bemüht, die “legendären” 22 shrutis (Intervallschritte pro Oktave) in ein rationales harmonikales System oder Modell zu übertragen.

In diesem Sinne, zur gleichen Zeit wurde damit begonnen den traditionellen indischen Tanz zu bewahren, in seiner Ursprünglichkeit zu finden/zusammenzufassen und sich als Kultur und Eigenständigkeit gegenüber zeitgenössischer Strömungen und Missverständnisse behaupten (“bollywood”) zu können, – und somit für künftige Generationen bewahrt werden.

Dieser Beitrag soll sich auf Struktur und Inhalt der Aufführungspraxis nordindischer Ragas der jüngeren Vergangenheit beschränken, mit einem zum Verständnis notwendigen Rückblickauf Geschichte und philosophische Überlieferung.

Indische Instrumentalmusik und die “voice culture” (Stimmbildung) des klassischen Gesanges orientieren sich an einem obertonreichen Grundklang, der im klar definierten Klanggewebe der Tanpura seinen Ausdruck findet. Auf dieser Basis können die Musiker in Indien einenäußerst verfeinerten Sinn für Intonation im melodischen Ablauf entwickeln.

Wie können wir also das Phänomen “Raga” erfassen? Wie unterscheidet sich ein Raga vom bloßen Tonvorrat einer modalen Leiter, und was drückt er dadurch inhaltlich aus? Stehen dahinter universelle Gesetzmäßigkeiten, oder ist dieses Phänomen nur innerhalb der indischen Kultur zu verstehen? Da es sich hierbei um ein äußerst komplexes Thema handelt, will ich der besseren Übersicht wegen die einzelnen Elementegetrennt behandeln, beginnend mit der Obertonstruktur der Tanpura als harmonikale Grundlage indischer Musik, danach die Ableitung der 22 shrutis aus der tonalen Struktur der Obertonreihe. Auf der anderen Seite sollen aber auch, soweit notwendig, ansatzweise die Zusammenhänge zwischen philosophischer Überlieferung, psychoakustischen Gegebenheiten sowie universellen Gesetzmäßigkeiten des indischen Musiksystems aufgezeigt werden.

“Ein Raga ist so etwas wie eine reich verzierte, geschnitzte Tür. Sie ist in sich wohl schön, doch ihr wahrer Wert liegt letztlich darin, daß sie sich öffnen läßt und neue Ausblicke gewährt…. Jedenfalls wird man sich stets bewußt sein, daß ein Raga immer weit mehr enthält als die bloße Geometrie und Abfolge der Töne.”

Der Begriff “Raga” läßt sich schwerlich direkt übersetzen. Aus der vedischen Philosophie kennen wir das polare Wortpaar raga (anziehende Kraft) und dvesa (abstoßende Kraft) dass sich in Monismus (advaita) aufhebt, und aus psychologischer Sicht betrachtet auch soviel wie Sympathie und Antipathie bedeutet. “Raga” könnte etwa mit “das was gefällt, oder “das was anziehend wirkt” übersetzt werden. Es wird auch angenommen, daß der Wortstamm von ranga (Farbe) im Begriff Raga enthalten ist, da den sieben grundlegenden Tönen der modalen Skala unterschiedliche Farben zugeordnet sind, und die 22 shrutis stellen sozusagen farbliche Schattierungen dieser Töne (Chakrenlehre) dar. Wir können uns deshalb leicht vorstellen, daß mit einer bestimmten Auswahl dieser shruti-Farbtöne Raga-Klangbilder auf die musikalische Leinwand gemalt werden können, welche sich auf den emotionalen Zustand der Zuhörer auswirken, “ihren Geist, ihre Seele färben” können. In den Ragamala-Paintings werden Ragas, oder vielmehr deren Charaktereigenschaften und psychologischer Gehalt visuell dargestellt, ähnlich den verschlüsselten Bildern der mittelalterlichen Alchemie.

Tantra, Raga, Yantra: …. Jeder Klangschwingung läßt sich ein visueller Aspekt zuordnen. Nehmen wir, wie es > Johannes Kepler in seiner Weltharmonik (Buch IV) < angeregt hat, eine gerade gespannte Saite und biegen sie zu einem Kreis, indem die beiden Enden zusammengebracht werden, dann läßt sich mittels der harmonikalen Teilung der Saite eine dem Kreis einbeschriebene geometrische Figur darstellen. Übertragen auf die Intervalle der Tanpura entspricht die ganze Saitenlänge, also der tiefere Grundton, dem vollen Kreis. Der halbe Kreis ergibt die Oktave. Die Dreiteilung des Kreises führt zur Quinte (im Kreis entsteht ein gleichschenkliges Dreieck) und mit der Vierteilung erhalten wir die Quarte (das Quadrat im Kreis):

“Die tantrische Lehre Indiens bedient sich dieser geometrischen Grundelemente, Yantras genannt, zur Meditation und Kontemplation: “Yantras sind visuelle Meditationshilfen, die entweder der Zentrierung dienen oder in symbolischer Form die Struktur der Energiemuster einer Gottheit wiedergeben.”

  • 1 Prime, Raum, Ursprung, in sich ruhend, alles in sich fassend (Aspekt der Konjunktion)
  • 2 Oktave (Aspekt der Opposition)
  • 3 Quinte, Feuer, Dynamik, auch Gleichgewicht (Trigon)
  • 4 Quarte, Erde, statisch, Struktur, fest (Quadrat) Auch Johannes Kepler hat diese Formen als geometrische Archetypen erkannt und einen Zusammenhang zwischen astrologischen Aspekten und musikalischen Intervallen hergestellt. So lassen sich z. B. aufgrund der bekannten astrologischen Aspekte den entsprechenden Intervallen charakteristische Eigenschaften zuordnen…

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