adau sraddha tatah sadu-sango 'tha bhajana-kriya
tato 'nartha-nivrttih syat tato nistha rucis tatah
athasaktis tato bhavas tatah premabhyudancati
sadhakanam ayam premnah pradurbhave bhavet
kramah
"Am
Anfang ist ein gewisses Vertrauen erforderlich, durch das
das Interesse geweckt wird, mit reinen Gottgeweihten Umgang
zu pflegen. Hierauf wird man vom spirituellen Meister eingeweiht
und befolgt unter seiner Aufsicht die regulierenden Prinzipien.
So wird man von allen unerwünschten Gewohnheiten befreit und
wird standfest im hingebungsvollen Dienst, wodurch man Geschmack
und Anhaftung entwickelt. Dies ist der Vorgang des sadhana-bhakti,
des Ausübens hingebungsvollen Dienstes gemäß den regulierenden
Prinzipien. Nach und nach verstärken sich die Empfindungen,
und schließlich erwacht die Liebe. So findet die schrittweise
Entwicklung der Liebe zu Gott für die Gottgeweihten statt,
die sich für das Krishna-Bewußtsein interessieren." (CC
Madhya-lila 23.14-15 - B.R.S. 1.4.15-16)
In letzter
Zeit gab es einige Diskussionen über die Qualifikationen eines
echten spirituellen Meisters. Seit die Ansicht in unserer
Gesellschaft stark befürwortet wurde, daß ein madhyama-adhikari-
Prediger dafür qualifiziert ist ein guru zu sein und
viele Beweise für diese Sichtweise von verschiedenen Autoren
angeführt wurden, scheint es, daß einige Forschungen durchgeführt
werden sollten, um festzustellen, ob diese Sichtweise richtig
ist oder nicht. Wenn sie tatsächlich korrekt ist, dann sollte
ebenfalls festgestellt werden, auf welcher Stufe eines madhyama-adhikari
ein Prediger situiert sein sollte, um seinen Dienst - bedingte
Seelen aus dem Kreislauf von Geburt und Tod zu befreien, indem
er als der ewige Lehrer solcher bedingter Seelen agiert -
überhaupt ausführen zu können.
In einem Artikel mit dem Titel "From Here To Eternity", der
in dem nun nicht mehr erscheinenden Vaishnava Journal veröffentlicht
wurde, publizierte ich einige Forschungsarbeit aus Srila Prabhupadas
Büchern sowie auch aus den Schreiben von Thakura Bhaktivinoda
zu diesem Thema. Der Artikel wurde allgemein gut aufgenommen
und dieser aktuelle Artikel kann als Erweiterung des ursprünglichen
Artikels mit weiteren Einsichten aus dem Madhurya-kadambini
von Srila Visvanatha Cakravarti Thakura betrachtet werden.
Es wird allgemein
verstanden und anerkannt, daß sich jemand mindenstens auf
der Stufe von nishtha befinden sollte, um eine reelle
Chance zu haben, erfolgreich den Dienst eines diksa-gurus
ausführen zu können. Obwohl dieses Verständnis etabliert ist,
wird offensichtlich fortgesetzt mißverstanden, was genau die
symptomatischen Anzeichen von jemandem sind, der diese Stufe
erreicht hat und was die Symptome sind, wenn man die anartha-nivritti
Plattform erreicht hat. Es erscheint, daß einige Gottgeweihte
annehmen, daß sie diese Ebene erreicht oder übertroffen haben,
doch eine sorgfältige Studie der verschiedenen Ebenen sollte
ihnen aufzeigen, ob sie recht haben oder nicht. Srila Prabhupada
gibt uns einen Hinweis in seinem Kommentar zum Caitanya-Caritamrta,
Madhya-lila 23.13: "Je mehr man sich für Hören und Chanten
interessiert, um so mehr wird man von der materiellen Verunreinigung
befreit. Befreiung von der materiellen Verunreinigung wird
anartha-nivritti genannt und ist von einer Verminderung
aller unerwünschten Dinge gekennzeichnet. Dies ist der Test,
ob man im hingebungsvollen Dienst Fortschritte macht. Wenn
man tatsächlich eine ergebene Haltung entwickeln möchte, muß
man von der materiellen Verunreinigung durch unerlaubte Sexualität,
Berauschung, Glücksspiel und Fleischessen frei sein. Dergestalt
sind die einleitenden Symptome. Wenn man dann von jeder materiellen
Verunreinigung befreit ist, erwacht das feste Vertrauen [nishtha]
auf den Pfad des hingebungsvollen Dienstes." Von den vier
sündhaften Neigungen frei zu sein, ist ein vorhergehendes
Merkmal von anartha-nivritti, und wenn jemand komplett
von allen materiellen Verunreinigungen befreit ist, erreicht
er die Stufe von nishtha.
I. Bhajana-kriya
Srila Visvanatha
Chakravarti Thakura beschreibt zwei Arten von bhajana-kriya,
oder die Ausführung von reguliertem hingebungsvollem Dienst
für Krishna: 1. Unbeständig (anishthita) und 2. Beständig
(nishthita). Der beständigen (nishthita) folgt
anartha-nivritti. Beide Stufen werden kurz beschrieben.
Wenn der Ausführende
den Vorgang des hingebungsvollen Dienstes beginnt, ist seine
bhakti anishthita, und diese Stufe hat sechs
Merkmale: 1. Übermäßiges Selbstvertrauen (utsaha-mayi),
2. Gelegentliche Bemühung (ghana-tarala), 3. Unentschlossenheit
(vyudha-vikalpa), 4. Kampf mit maya (visaya-sangara),
5. Unfähigkeit Gelübde einzuhalten (niyamakshama),
und 6. Die Wellen genießen (taranga-rangini). Diese
6 werden weiterhin wie folgt beschrieben:
Utsaha-mayi
(übermäßiges Selbstvertrauen):
So wie ein
Kind, das gerade erst das Studium der Schriften begonnen hat,
denkt, es sei sofort ein großer Gelehrter geworden, der jedermanns
Lob würdig ist, so mag eine Person, die gerade erst hingebungsvoller
Dienst begonnen hat, die Kühnheit entwickeln, zu denken, daß
sie nun alles gemeistert hat. So jemand wird utsaha-mayi,
oder aufgeblasen mit Enthusiasmus genannt.
Ghana-tarala
(gelegentliche Bemühung):
Ein Kind ist
fleißig mit seinen Studien beschäftigt, doch zu anderen Zeiten,
aufgrund seines Unvermögens, die Schriften zu verstehen und
aufgrund des Mangels an richtigem Geschmack, wird es völlig
nachlässig. Auf dieselbe Weise führt ein neuer Gottgeweihter
manchmal die verschiedenen Aktivitäten des hingebungsvollen
Dienstes aus und vernachlässigt sie manchmal. Manchmal eifrig
und zu anderen Zeiten nachlässig zu sein - diese Bemühung
wird ghana-tarala (eingedickt und verwässert oder dick
und dünn) genannt.
Vyudha-vikalpa
(Unentschlossenheit):
Diese Stufe
wird so beschrieben: "Soll ich mein Leben glücklich mit der
Familie verbringen, meine Frau und Kinder Krishna-bewußt machen
und den Herrn verehren; oder soll ich sie alle aufgeben, nach
Vrindavana gehen und wirklich erfolgreich werden, durch die
ganztägige Beschäftigung im Hören und Chanten ohne Abweichung?
Soll ich bis zur letzten Stufe abwarten, nachdem alle Arten
von Vergnügungen gekostet sind, wenn ich verstanden habe,
daß die gesamte materielle Welt einfach ein Waldbrand des
Elends ist, oder soll ich jetzt Abstand nehmen? Soll ich dieses
Familienleben als Tod betrachten, ein vom Gras verborgener
tiefer Brunnen, und als Junger dieses unzuverlässige Familienleben
aufgeben? Oder soll ich bis zum Tod meiner alten Eltern warten,
bevor ich entsage? Wenn ich Familienleben in einem unbefriedigtem
Zustand aufgebe, werde ich nach der Entsagung an Familienleben
denken. Wenn ich in dieser Verfassung sterben sollte, werde
ich zur Hölle gehen. Durch diese Art der Entsagung werde ich
keine Kraft bekommen. Deshalb werde ich in diesen Umständen
gerade soviel arbeiten, um meinen Körper am Leben zu erhalten,
und später, nachdem ich all meine Wünsche befriedigt habe,
werde ich nach Vrindavana gehen und mich den ganzen Tag mit
der Verehrung des Herrn beschäftigen. Ebenso wie die Schriften
darauf aufmerksam machen, es sei falsch zu denken, bhakti
entstehe durch Entsagung; doch jemand kann sagen, daß bhakti
zu Entsagung führt, Entsagung ist von bhakti abhängig.
Doch im Lebensstand der Entsagung gibt es natürlich keine
Sorge um den Unterhalt, denn wo immer man hingeht, wird einem
Essen angeboten. Andererseits ist Haushälterleben nur für
jene ein Gefängnis, die daran angehaftet sind. Wenn jemand
ein Gottgeweihter ist, kann das Haushälterleben nicht schaden."
Auf diese Weise beschäftigt sich der Geist damit, zwischen
Haushälterleben und Entsagung zu schwanken. "Soll ich mich
im chanten oder lieber im hören beschäftigen, oder soll ich
mich im Dienst beschäftgen? Laß mich lieber in vielen Vorgängen
der bhakti beschäftigt sein, wie Ambarisha Maharaja."
Wenn sich jemand all diese Arten von Möglichkeiten in dieser
Weise überlegt, wird dies vyudha-vikalpa oder umfassende
Spekulation genannt.
Visaya-sangara
(Kampf mit maya):
"Jemand, dessen
Herz in Materialismus verloren ist, ist weit davon entfernt,
Hingabe an Visnu zu erlangen. Kann ein Mensch, der nach Osten
geht, etwas erlangen, das in die andere Richtung geht?" Der
Gottgeweihte mit diesem Verständnis - daß er nicht Beständigkeit
im Dienst zu Krishna ohne Entsagung oder Loslösung von materiellem
Genuß erlangen kann - beschließt seine Anhaftung aufzugeben.
Doch seine Versuche sich loszulösen enden oft im Genuß von
dem, was er zu entsagen versucht. Solch eine Person wird im
Bhagavatam so beschrieben: "Jemand, der sich nicht unter Kontrolle
hat, fügt sich seiner Lust, obwohl er seine materiellen Wünsche
aufzugeben versucht." Dieser fortgesetzte Kampf mit seinen
vorher angeeigneten Wünschen nach Sinnenbefriedigung, bei
dem er manchmal siegreich ist und manchmal unterliegt, wird
visaya-sangara oder Kampf mit Sinnenbefriedigung genannt.
Niyama-akshama
(Unfähigkeit Gelübde einzuhalten):
Dann beschließt
der Gottgeweihte: "Von heute an werde ich eine so und so große
Anzahl von japa-Runden chanten und werde so viele Ehrerbietungen
erweisen. Und ich werden Dienst für die Gottgeweihten ausführen.
Ich werde nicht über irgend etwas anderes außer dem Herrn
reden und werde jede Verbindung mit Personen aufgeben, die
über materielle Dinge sprechen." Obwohl er jeden Tag solche
Beschlüsse fast, ist er immer außerstande, sie auszuführen.
Dies wird niyama-akshama oder Unfähigkeit den Regeln
zu folgen genannt. Visaya-sangara ist die Unfähigkeit
materiellen Genuß aufzugeben, niyama-akshama ist die
Unfähigkeit seinen hingebungsvollen Dienst zu steigern.
Taranga-rangini
(Die Wellen genießen):
Es ist wohlbekannt,
daß es die eigentliche Natur von bhakti ist, anziehend
zu sein - so werden alle Arten von Personen zu dem Gottgeweihten,
den Aufenthaltsort von bhakti, hingezogen. Und wie
das weitverbreitete Sprichwort sagt, "Durch das Anziehen der
Volksmasse wird man reich." Bhakti produziert viele
Gelegenheiten für materiellen Gewinn, Verehrung und Position.
Dies sind die Unkräuter rund um die Kletterpflanze der bhakti.
Aktivitäten verrichten oder sein Vergnügen (ranga)
unter diesen unkrautgleichen Gelegenheiten, die kleine Wellen
(taranga) im Ozean der bhakti sind, wird taranga-rangini,
Freude an materiellen Möglichkeiten, genannt.
II. Anartha
nivritti
Nach bhajana-kriya
folgt anartha-nivritti, oder Reinigung von schlechten
Eigenschaften, die den Fortschritt von bhakti behindern.
Anarthas können entsprechend ihres Ursprunges in vier
verschiedene Kategorien unterteilt werden: 1. Jene die von
vorherigen sündhaften Aktivitäten herrühren, 2. Jene die von
vorherigen frommen Aktivitäten herrühren, 3. Vergehen gegen
hingebungsvollen Dienst (seva- und nama-aparadha)
und 4. Jene die von bhakti (mangelhaft ausgeführt)
herrühren.
Vorherige-Sünden-anarthas:
entstehen aus vorherigen sündhaften Aktivitäten
und fallen in die Kategorie von fünf klesas (Gebrechen):
Unwissenheit, falsches Ego, Anhaftung, Haß und Anhaftung an
Schlechtes.
Fromme-Aktivitäten-anarthas:
sind die Anhaftungen an das Ergebnis
von frommen Handlungen (Sinnenbefriedigung in der Erscheinungsweise
der Tugend und mukti). Manche Leute beziehen die von
frommen Tätigkeiten herrührenden anarthas in die Kategorie
der fünf klesas (Gebrechen) ein, da das Vorhandensein
von Sinnenbefriedigung und Befreiung eine Person der bhakti
beraubt, und deshalb deren Existenz in der materiellen Welt
verlängert.
Vergehen
gegen hingebungsvollen Dienst:
Diese anarthas rühren von Vergegen her, die sich auf
jene beziehen, die von den nama- und seva-aparadhas
herstammen. Es gibt zehn Vergehen gegen den heiligen Namen,
und solange jemand noch nicht von diesen Vergehen gereinigt
ist und zur vergehenlosen Ebene des Chantens gelangt, hat
er die anartha-nivritti-Ebene nicht vollständig erreicht.
Weiteres gibt es zweiundreißig hauptsächliche seva-aparadhas,
die man während des Dienstes für die Bildgestalt begehen kann
und die im Bhakti-rasamrita-sindhu aufgezählt werden. Diese
müssen ebenfalls vermieden werden. Von diesen beiden ist nama-aparadha
ernster zu nehmen, da seva-aparadha im allgemeinen
durch konstanten Dienst, durch das Chanten des heiligen Namen
und die Rezitation von verschiedenen stotras bereinigt
wird. Wie dem auch sei, wenn jemand nachlässig wird und sich
Vorteile aus dem oberen Prinzip zu verschaffen versucht, wird
aus diesem seva-aparadha ein nama-aparadha,
ein anartha, welches den Fortschritt behindern wird.
Es läuft darauf hinaus, daß eine Sünde im Vertrauen auf die
Kraft des Chantens begangen wird. Sadhu-ninda, kritisieren
von Vaishnavas, ist ein besonders ernstes Hindernis. Man sollte
nicht fälschlicherweise denken, daß sich dies nur auf befreite
Vaishnavas bezieht. Es bezieht sich auch auf sadhakas.
Wenn jemand dieses Vergehen begeht, ist er verpflichtet, sich
selbst bei den Füßen dieses Vaishnavas niederzuwerfen, ihn
um Vergebung zu bitten und ihm alles an Achtung und Dienst
zu erweisen. Wenn der Vaishnava trotzdem noch nicht zufrieden
ist, sollte man sich bereithalten, jedem Wunsch dieses Vaishnavas
Folge zu leisten. Wenn der Vaishnava immer noch nicht beschwichtigt
ist, dann sollte man alles aufgeben und ununterbrochen den
Heiligen Namen chanten. Man kann nicht sofort mit ununterbrochenem
Chanten beginnen, bis man zuerst versucht hat, den gekränkten
Vaishnava in jeder Weise zufriedenzustellen. Wenn all diese
Bemühungen keinen Erfolg haben, dann kann man alles andere
aufgeben und mit ununterbrochenem Chanten beginnen. Schließlich
wird man von dem Vergehen befreit werden. Guror avajna,
das dritte Vergehen, kann in der selben Weise wie sadhu-ninda
(kritisieren von Vaishnavas) behandelt werden. Wenn jemand
die vedische Literatur nicht respektiert, dann muß er das
Vergehen durch das Loben der Schriften und deren Befolger
und das laute Chanten des Heiligen Namens aufheben. Im allgemeinen
werden nama-aparadhas, selbst wenn sie schon seit langer
Zeit bestehen, unbeabsichtigt begangen. Ihr Vorhandensein
wird aus dem Ergebnis geschlossen: Mangel an Fortschritt.
Die Bedeutung der Beseitigung aller Vergehen ist schlußendlich
konstantes chanten des Heiligen Namens.
Anarthas,
die von bhakti
herrühren: So wie mit der Hauptpflanze zusammen viele
Unkräuter gedeihen, so erscheint gemeinsam mit bhakti
die Errungenschaft materiellen Reichtums und andere Möglichkeiten,
wie Verehrung und Achtung, eine komfortable Position, Ruhm
und Ehre usw. Durch die ihnen eigene Natur haben sie die Macht,
das Herz des Gottgeweihten zu beeinflussen, größer zu werden
und die Hauptpflanze, die bhakti-lata, die eigentlich
zum Kultivieren bestimmt ist, zu überdecken.
Die oberen
vier Aufteilungen werden von Srila Visvanatha Cakravarti Thakura
erwähnt. Diese vier Arten von anarthas haben fünf Stufen
der Beseitigung: 1. Beschränkt (auf ein anartha), 2.
Verbreitet (betrifft mehrere anarthas), 3. Allgemein,
4. Vollständig und 5. Absolut.
Anarthas,
die durch nama-aparadha entstehen,
werden in den folgenden Stufen beseitigt. Man sollte verstehen,
daß sich das Wort "beseitigen" (nivritti) nicht nur
auf die vollständige Abwesenheit der anarthas bezieht,
sondern genauso auf jede der ansteigenden Stufen der Beseitigung.
So gibt es Beseitigung durch die Ausführung von hingebungsvollen
Tätigkeiten (bhajana-kriya), doch die vollständige
Beseitigung ist beschränkt (1. Stufe der Beseitigung). Mit
dem Erscheinen von nishtha-bhakti ist die Beseitigung
verbreitet (2. Stufe der Beseitigung). Mit dem Erscheinen
von rati oder bhava ist die Beseitigung allgemein
(3. Stufe). Mit dem Erscheinen von prema ist die Beseitigung
vollständig (4. Stufe). Mit dem Erlangen der Lotosfüße des
Herrn ist die Beseitigung absolut (5. Stufe).
Die Beseitigung
der von vorherigen Sünden herstammenden anarthas ist
wie folgt: Mit der Ausführung von bhajana-kriya ist
die Beseitigung allgemein, mit dem Erscheinen von nishtha-bhakti
ist die Beseitigung vollständig, und mit dem Erscheinen von
asakti ist sie absolut.
Die Beseitigung
der von bhakti herstammenden anarthas ist folgendermaßen:
Mit der Ausführung von bhajana-kriya ist die Beseitigung
beschränkt. Mit dem Erscheinen von nishtha-bhakti ist
sie vollständig und mit dem Erscheinen von ruchi ist
sie absolut.
III.
Nishta-bhakti
srnvatam
sva kathah krishnah punya sravana kirtanah
hrdy antah stho hy abhadrani vidhunoti suhrt satam
nasta prayesv abhadresu nityma
bhagavata sevaya
bhagavaty uttama sloke bhaktir bhavati
naisthiki
Der erste Vers
bezieht sich auf die Stufe von anishthita oder unbeständige
bhakti, im nächsten Verse wird naishtiki-bhakti
erwähnt. Im ersten Vers bezieht sich abhadrani vidhunoti
(Vernichtung ungünstiger Elemente) auf die Stufe von anartha-nivritti.
Die Worte nasta praya (fast vernichtet) bedeuten, daß
die anarthas bis zu einem kleinen Grad weiterhin bestehen.
Deshalb ist die richtige Anordnung gemäß dem Srimad Bhagavam
bhajana-kriya, anartha-nivritti, nishtha. Nishtha bedeutet
die Eigenschaft der Beständigkeit. Obwohl eine Person jeden
Tag Beständigkeit zu erreichen versucht, während anarthas
immer noch vorhanden sind, wird sie Beständigkeit nicht erreichen.
Dies ist auf die anhaltenden Hindernisse von laya (geistige
Inaktivität oder Schlaf), vikshepa (Ruhelosigkeit),
apratipatti (spirituelle Gleichgültigkeit), kasaya
(sündhafte Gewohnheiten) und rasasvad (Geschmack für
materiellen Genuß) zurückzuführen. Wie auch immer, nach der
Stufe von anartha-nivritti, wenn alle diese Hindernisse
fast vollständig vernichtet sind, erlangt man nishthita
bhakti. Das Merkmal der Beständigkeit ist die Abwesenheit
der oben angeführten schlechten Gewohnheiten.
Laya
(geistige Inaktivität oder Schlaf) bezieht
sich auf die Neigung, während kirtana, sravana (hören)
und smarana (sich erinnern) (in der Reihenfolge zunehmender
Neigung) zu schlafen. Vikshepa (Ruhelosigkeit) bezieht
sich auf die Neigung zu materiellen Themen, während der Ausführung
von kirtana usw. Apratipatti (spirituelle Gleichgültigkeit)
bezieht sich auf den Zustand unfähig zu sein kirtana
usw. auszuführen, trotz der Abwesenheit von laya oder
vikshepa. Kasaya (sündhafte Gewohnheiten) bedeutet
die Neigung in Zorn, Geiz, Stolz und anderen unwürdiger Gewohnheiten
zu schwelgen. Rasavad (Geschmack für materiellen Genuß)
beziehen sich auf die Unfähigkeit, den Geist in kirtana
zu vertiefen, wenn man die Möglichkeit für materielle Sinnenbefriedigung
bekommt. Nishtha-bhakti erscheint in der Abwesenheit
dieser Fehler.
tada rajas
tamobhavah kam lobhadayas ca ye
ceta etair anaviddham sthitam sattve prasidati
Zu dieser Zeit
ist man vollkommen frei vom Einfluß von tama und raja
guna; man ist in sattva verankert. Da alle Unreinheiten
einzig auf der Stufe von bhava vollständig entfernt
werden, bedeutet dies, daß deren geringes Vorhandensein nicht
als Hindernis auf der Stufe von nishtha in Erscheinung
tritt.
Nishtha-bhakti
bedeutet auf zweierlei Art Beständigkeit:
was bhakti selbst anbelangt und was die für bhakti
günstigen Elemente anbelangt. Beständigkeit in bhakti besteht
aus drei grundsätzlichen Bereichen - körperlich, in Worten
und geistig. Gemäß einigen Autoritäten erreicht man zuerst
Beständigkeit im körperlichen Dienst, dann in stimmlichen
Aktivitäten (kirtana, etc.), und schlußendlich in mentalen
Aktivitäten (Erinnerung, Meditation). Wie auch immer, andere
sind mit dieser Reihenfolge nicht einverstanden und sagen,
daß sich Beständigkeit in einem bestimmten Bereich entsprechend
der individuellen Fähigkeiten der verschiedenen Gottgeweihten
entwickeln wird.
Beständigkeit
in die für bhakti günstigen Elemente bezieht sich auf
Beständigkeit in solchen Eigenschaften wie Demut und anderen
Achtung erweisen, Freundlichkeit und Barmherzigkeit. Wenn
jemand sogar Beständigkeit in bhakti (nishtha- oder
naishtiki-bhakti) erlangt hat, sind die Eigenschaften
von raja und tama-guna vollständig abwesend.
Durch diese
Beschreibung und die Beschreibungen in den Schriften der Gosvamis,
als auch Srila Bhaktivinoda Thakuras und Srila Bhaktisiddhanta
Sarasvati Thakuras, ist es offensichtlich, daß nishtha-bhakti
eine außergewöhnliche, hohe Stufe ist, die nicht einfach zu
erreichen ist. Auf dieser Stufe ist man mehr oder weniger
befreit, da man von dem Einfluß der niederen Eigenschaften
frei und im spirituellen Bewußtsein gefestigt ist: brahma-nishtham,
brahma-bhuta. Dies wird von Srila Prabhupadas Erläuterungen
zu den Versen im ersten Canto des Srimad Bhagavatams bestätigt,
die selben Verse, die von Srila Visvanatha Chakravarti Thakura
am Anfang seines Abschnittes zitiert werden. Ab dieser festen
Stufe mag die Lehrerschaft beginnen. Bezüglich der weiter
fortgeschrittenen Stufen von madhyama-adhikara sind
hier einige Auszüge aus dem Madhurya-kadambini aufgeführt:
IV. Ruchi
"Wenn
die goldene Münze der bhakti, strahlend glänzend im
Feuer der beständigen Praxis und von ihrer eigenen Energie
angetrieben, im Herzen des Gottgeweihten fixiert wird, erscheint
ruchi... Wenn eine Person Geschmack an den Tätigkeiten
der bhakti (wie hören und chanten) entwickelt, der
weitaus größer ist, als die Anziehungskraft zu irgend etwas
anderem, dann wird dies ruchi genannt. Im Gegensatz
zu den vorherigen Stufen resultiert die Ausführung von fortwährendem
hören und chanten nicht im geringsten in Ermüdung... Es gibt
zwei Arten von ruchi: diejenige, die auf der Vorzüglichkeit
der Umstände beruht und jene, bei der das nicht der Fall ist.
Eine Person mit der zweiten Art von ruchi wird große
Freude erfahren wo und wann auch immer kirtana ausgeführt
wird. Sie ist nicht von der Vorzüglichkeit der Umstände abhängig
weil sie tatsächlich tiefen Geschmack hat. Sie hat nicht eine
Spur Unreinheit im Herzen... der Gottgeweihte wird über die
vorherige Stufe seines Bewußtseins mit Abscheu erfüllt und
darüber verzweifelt sein. Dann, an einem abgelegenen Ort,
wird er wie ein Schwan die nektargleichen Themen über den
Herrn, der Saft der Frucht des Wunschbaumes, die mystische
Wissenschaft der bhakti, zu kosten und ehrfürchtig
zu rezitieren beginnen. Darauf wird er sich fortwährend darüber
mit Gottgeweihten unterhalten, bis zum Ausschluß aller anderer
Themen... Er wird beim dhama des Herrn Zuflucht nehmen
und er wird sich selbst völlig im Dienst des Herrn fixieren.
Unwissende Leute werden denken, daß er verrückt wird... er
wird eine außergewöhnliche, unvorstellbare Glückseligkeit
erfahren."
V. Asakti
"Danach, wenn
der Geschmack für bhajana extreme Tiefe erreicht und
Krishna der Gegenstand der hingebungsvollen Tätigkeiten
wird, dann wird dies asakti oder Anhaftung genannt.
Auf der Stufe der asakti trägt die Kletterpflanze der
bhakti büschelweise Knospen. Diese Knospen werden auf
der Stufe von bhava im Nu zu Blumen und dann, auf der
Stufe der prema zu Früchten... Asakti poliert
den Spiegel des Herzen derart, daß der Herr dort plötzlich
sichtbar werden mag. Bevor der Gottgeweihte die Stufe von
asakti erreicht, nachdem er realisiert hat, daß sein
Geist von materiellen Gegenständen und Wünschen überwältigt
wurde, zieht er seinen Geist zurück und fixiert ihn durch
eine überlegte Bemühung auf die Form, die Eigenschaften und
Tätigkeiten des Herrn. Wie auch immer, auf der Stufe der asakti
ist die Absorbierung des Geistes in den Herrn automatisch,
ohne Bemühung. Selbst ein Gottgeweihter auf der Stufe der
nishtha-bhakti kann nicht verhindern, daß sich sein
Geist manchmal vom Herrn abwendet und sich auf materielle
Angelegenheiten fixiert. Eine Person auf der Stufe von asakti
zieht ihren Geist spontan von materiellen Themen zurück und
beschäftigt ihn mit Themen über den Herrn. Diese letzterwähnte
Eigenschaft ist nicht in jenen zu finden, die nicht asakti
erreicht haben (selbst jene mit ruchi...)..."
"Wenn er gefragt
wird was ihm fehlt, wird er manchmal wie ein Stummer reagieren
und zu anderen Zeiten wird er so tun als ob er normal wäre.
Seine Freunde werden entschuldigend vorbringen: 'Zuvor war
er in Ordnung, doch nun wurde seine Intelligenz bedeckt.'
Jene Nachbarn, die mit ihm nicht vertraut sind, werden schlußfolgern,
daß er schon vom Tag seiner Geburt an ein Idiot war. Die Nachfolger
der vedischen Rituale werden ihn als dumm betrachten. Die
Unpersönlichkeitsanhänger werden ihn als sich in Illusion
befindend ansehen. Die Nachfolger frommer Aktivitäten werden
sagen, daß er gefallen ist. Die Gottgeweihten werden sagen,
daß er großes Glück erlangt hat. Und die Übeltäter werden
sagen, daß er sich verstellt."
"Doch der Gottgeweihte,
weit entfernt von Überlegungen bezüglich Respekt und Disrespekt,
der in die Strömung des großen himmlischen Flusses der Anhaftung
(asakti) an den Herrn gefallen ist, wird auf dieselbe
Weise weitermachen."
Hiermit haben
wir zusammenfassend die Stufen des Fortschrittes von bhajana-kriya
bis zu asakti präsentiert, die Stufen, aus denen sich
madhyama-adhikara zusammensetzt. Sie umfassen den Neulings-Vaishnava,
der mit seinen anarthas kämpft, bis hin zu dem befreiten
raganuga-Gottgeweihten, der asakti erfährt,
der manchmal Krishna im Kern seines Herzens sieht und der
niemals, nicht einmal für einen Augenblick, materiell verwirrt
ist. Unsere Schlußfolgerung ist, daß solange der madhyama-adhikari
nicht mindestens die nishtha-Stufe erlangt hat, besser
noch ruchi oder asakti, er es nicht wagen sollte,
den Dienst, andere zu befreien, aufzunehmen und deswegen von
der Welt verehrt zu werden, mit all den Gefahren, die eine
solche Stellung mit sich bringt. Auf der unbeständigen Stufe
kann man leicht durch Ehre, materielle Möglichkeiten usw.
verwirrt sein und man kann deswegen von den verschiedenen
Feinden wie Stolz, Zorn, usw. besiegt werden und zu der kanistha-Stufe
oder noch schlimmer hinunterfallen.
Nichts liegt
dem Autor ferner, als die Hingabe anderer zu beurteilen, da
er sich bewußt ist, daß er selbst voller anarthas und
anstößiger Neigungen ist. Nichtsdestoweniger hat man die Pflicht,
das Ausmaß seiner bhakti zu beurteilen und so sicherzustellen,
daß angemessener Fortschritt gemacht wird. Wenn diese Beschreibung
als Faustregel benutzt wird, dann werden vielleicht jene,
die es erwägen guru zu werden, weiteren Stoff zum nachdenken
haben. Es stimmt, daß ein sehr weit fortgeschrittener Vaishnava
sich selbst nicht als fortgeschritten betrachtet, doch wenn
Krishna oder Sein reiner Stellvertreter ihn direkt dazu auffordern,
wird er nach vorne treten und der Welt bekanntgeben, daß er
ein acarya ist und für die Erlösung der Gefallenen
gekommen ist. Solche Kühnheit ist nur für jemanden legitim,
möglich und praktikabel, der auf diese Weise eine Anordnung
vom Herrn und Seiner Stellvertretung empfangen hat. Wie Srila
Prabhupada es kurz bei einer Beschreibung eines Gottbruders
erwähnte: "Alles im allem, du sollst wissen, daß er nicht
eine befreite Person ist, und deshalb kann er auch nicht eine
andere Person im Krishna-Bewußtsein einweihen. Es erfordert
besondere Segnung von höheren Autoritäten..." (SPL 68-4-18)
So sehen wir, daß der demütigste und fortgeschrittene Vaishnava,
der niemals davon träumen würde, sich selbst als wichtig oder
fortgeschritten vorzuschlagen, dies tun mag, nachdem er besondere
Segnung und Anweisung von höheren Autoritäten, besonders des
Höchsten Herrn und/oder Seines reiner Stellvertreters, empfangen
hat. Dieses Prinzip wurde in den Tätigkeiten von Srila Bhaktivinoda
Thakura, Srila Sarasvati Thakura, Srila Prabhupada und vielen
anderen große acaryas der Vergangenheit vorgeführt.
Die natürliche Demut solcher Gottgeweihter wird durch deren
Wunsch, den Herrn entsprechend Seiner Anweisung zu erfreuen,
überwunden. Auf diese Weise werden sie gurus oder acaryas.
Kraft ihrer tatsächlichen Eignung und den persönlichen Befehl
des Herrn versuchen solche Gottgeweihte andere zu befreien.
Und nicht auf andere Weise.
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