"Die Grundsätze
der Entsagung sind vier an der Zahl:
(1) unzulässige Sexualität zu vermeiden,
(2) den Genuss von Fleisch zu vermieden,
(3) Rauschmittel zu vermeiden,
(4) Glückspiel zu vermeiden.
Diese vier Prinzipien bezeichnet man als tapasya oder Entsagung."
aus Bhaktivedanta Kommentar zu Srimad-Bhagavatam, Vers 3.20.53
1. Ein Vaisnava
(Gottgeweihter) lebt rein vegetarisch, er verzichtet auf den Genuß von Fleisch,
Fisch und Eiern. 2. Er meidet Rauschmittel, neben Drogen und Alkohol auch Kaffee,
Tee und Tabak. 3. Glücksspiele und jede Art "frivolen" Sports und Spiel sind ihm
verboten. 4. Kein unregulierter Geschlechtsverkehr. Die sexuelle Betätigung beschränkt
sich innerhalb einer Ehe auf die Zeugung von Kindern.
Wer diese Prinzipien nicht einhält, kann schwerlich
als Vaisnava anerkannt werden. Diese Prinzipien sind enorm hilfreich, um erfolgreich
Krishna-Bewusstsein zu praktizieren und fortwährend den Heiligen Namen zu chanten.
Sie entreißen den Praktikanten aus den Klauen des leidvollen, materiellen Lebens
und erleichtern und eröffnen ihm stattdessen den glückverheißenden Weg zurück
in das spirituelle Reich des Höchsten Herrn. Man mag sie als Engel betrachten,
von denen man beschützt wird und die einem zugleich dabei helfen, sein Leben erfolgreich
zu machen.
Die vier regulierenden Prinzipien
sind nicht einfach nur willkürliche Gebote bestimmter Gurus oder Personen,
sondern dahinter steht ein spirituelles Prinzip, dem anzunähern der eigentliche
Zweck der Unterweisung ist. Regeln nur um der Regel willen zu befolgen, geht am
eigentlichen Sinn vorbei. Diese regulierenden Prinzipien sind Grundvorraussetzungen
einer menschenwürdigen Gesellschaftsordnung, lehren sie doch ethische und
moraliche Werte.
Alle Yoga Prinzipien (nicht
nur Bhakti-Yoga) beschreiben das Essen von Fleisch, Fisch und Eiern nebst den
karmischen Aspekten als der spirituellen Entwicklung abträglich, da es der
Fähigkeit zur Barmherzigkeit im Menschen entgegenwirkt (vgl. Atharva Veda
9.48.5: "Jene edlen Seelen, die Meditation und andere Arten von Yoga üben,
die Rücksicht gegenüber allen Wesen walten lassen, die alle Tiere schützen
? sie sind es, die geistige Übungen wirklich ernst nehmen.")
Weshalb wird im Fleischverzehr
der Verlust des Mitfühlens und damit eine der spirituellen Entwicklung des
Menschen entgegenstehende Wirkung gesehen? Weil es des Töten, das Leid anderer
Wesen ohne Notwendigkeit in Kauf nimmt. Selbst Jesus sagt: "Du sollst nicht
töten." Auf diese Weise wird Grausamkeit zu einer Gewohnheit, die nicht
einmal mehr als grausam wahrgenommen wird, weil man gegenüber dem Empfinden
des anderen (schwächeren) Wesens abgestumpft ist (vgl. Manu Samhita 5.49:
"Nachdem er gründlich über die Herkunft von Fleischspeisen und
die Grausamkeit des Fesselns und Tötens körperlicher Wesen nachgedacht
hat, sollte der Mensch keinerlei Fleisch mehr essen.")
Warum kein Fleischessen?
Weil das Schlachten von unschuldigen Tieren
bloß zur Befriedigung von perversen Gelüsten der Zunge nicht das ist, was Krishna
will und was Mutter Natur uns zugedacht hat. Menschen sind keinen Fleischfresser
und auch keine Allesfresser, wie uns vielleicht diverse Schulbücher weismachen
wollen. Wenn die Menschen von Natur aus geschaffen worden wären, Tiere zu jagen
und deren Fleisch zu essen, dann wäre es völlig natürlich für uns, etwa im Wald
nach Eichkätzchen, Mäusen, Hasen und Rehen zu jagen, sie in Stücke zu reißen und
roh aufzufressen, ohne dabei krank oder in eine geschlossene Anstalt eingesperrt
zu werden. Als angenommene Allesfresser würden wir natürlich auch an Spinnen,
Schaben, Käfern, Würmern und diversen anderen unaussprechlichen Dingen unsere
Freude haben und nicht eher schreiend davonlaufen, wenn wir mit ihnen in Berührung
kommen. Finden wir jedoch ein paar Beeren im Wald, dann ist es ganz natürlich,
dass wir sie pflücken und essen, roh und völlig ohne künstliche Hilfsmittel, weil
diese Nahrung von Natur aus dem Menschen bestimmt ist. Man muss also wirklich
kein Akademiker sein, um verstehen zu können, dass der Mensch Fruchtesser ist
und Fleischnahrung nicht für ihn bestimmt ist, von Allesfressernahrung ganz zu
schweigen.
Körperlich gesehen gibt Fleisch dem Körper (solange er noch jung ist) Kraft ohne
Ausdauer. Das heißt, es macht ihn fett und bewirkt Krankheiten. Sehr viele Krankheiten
(vor allem sogenannte Zivilisationskrankheiten) könnten leicht verhindert werden,
wenn die Menschen kein Fleisch essen würden. Noch schlimmer sind die geistigen
und spirituellen Auswirkungen. Ein Fleischesser ist nicht in der Lage, die subtile
spirituelle Philosophie zu verstehen, und wer sehr viele Tiere tötet, der beraubt
sich sogar seiner Freiheit, d.h. er wird völlig unfähig, ein spirituelles Leben
zu führen. Wie kann jemand, der Tieren gegenüber keine Gnade kennt, Gnade von
Gott erwarten? Fleischessen macht "Körper-bewusst" anstatt "Krishna-bewusst".
Das bedeutet, man wird anstatt der Gnade Krishnas einem unerbittlichen Naturgesetz
unterworfen, dem Karma Gesetz - "Wie du mir, so ich dir." Denn in dieser Welt
kann man nichts tun, ohne dafür die Konsequenzen tragen zu müssen. Dabei ist es
völlig gleichgültig, ob man an diese Konsequenzen glaubt oder nicht. Das Karma
Gesetz ist wie Feuer, es verbrennt jeden ohne Unterschied, ganz egal ob er nun
das Feuer kennt und akzeptiert oder nicht. Wer tötet, wird getötet werden; wer
gnadenlos ist, wird keine Gnade erfahren. Für eine bessere Welt mit weniger Morden
und Kriegsschlachten muss das Schlachten der Tiere eingestellt werden. Solange
der Mensch hilflose Lebewesen ohne Notwendigkeit tötet und sogar grauenhafte Schlachtfabriken
dafür unterhält, wird es Konzentrationslager und Kriege geben und werden Bemühungen
um dauerhaften Frieden vergebens sein. "Was du nicht willst, das man dir tu, das
füge keinem anderen zu." Wer sich an diesen Grundsatz hält, hat das Karma Gesetz
verstanden.
Eine natürliche vegetarische Ernährung hingeben hält den menschlichen Körper schlank
und gesund. Sie reinigt den Geist und hilft uns dabei, die spirituelle Philosophie
zu verstehen, worauf wir ein gutes Leben führen und schließlich aus dem Kreislauf
von Geburt und Tod freikommen. Die Veden sagen, dass sich ein Fleischesser sein
Recht auf den Himmel verspielt, wohingegen bloße vegetarische Ernährung eine große
spirituelle Belohnung bewirkt. Wenn man alleine schon die Tatsache betrachtet,
dass Fleischessen so viele Probleme für Menschen, Tiere und Umwelt mit sich bringt,
braucht man nicht einmal an die Aussage der Veden zu glauben, um auf dieses mit
soviel Schmerz und Chemie zubereitete blutige Mahl zu verzichten. Es mag eine
Zeit kommen, da werden unsere eigenen Kinder auf die Gräuel des Tieremordens ähnlich
fassungslos blicken, wie wir heute auf die Gräuel der Sklaverei.
Warum kein Glücksspiel?
Glücksspiel birgt die Gefahr, dass man davon süchtig wird. Ein süchtiger Glücksspieler
stürzt sich in enorme finanzielle Schwierigkeiten, schuldet jedem Geld und fängt
schließlich sogar zu stehlen an. Er kann kaum mehr schlafen, verfällt oft auch
noch Drogen wie Alkohol, wird wahrscheinlich zu einem Suizidfall und vernachlässigt
seine sozialen Pflichten. In seinem Irrwahn, es gäbe einen Cheat (Hintertürchen)
für die Gesetze der Natur, wo er sich auf unrechte oder billige Weise bereichern
könnte, richtet er für sich und andere eine Menge Unheil an. Das Glücksspiel ist
nicht nur Willensschwäche, sondern eine alles verzehrende Leidenschaft, die einer
Elementargewalt gleichkommt. Wer ihm verfällt, der ist in so mancher Hinsicht
schlechter dran als ein Drogensüchtiger. Es kommt auch sicherlich nicht von ungefähr,
dass Glückspiel seit jeher mit mafiosen Strukturen und zwielichtige Gestalten
verwoben ist.
Warum keine Berauschung?
Berauschung bedeutet, dem Körper Substanzen
zuzuführen, die nicht der Erhaltung des Körpers dienen, sondern Rauschzustände
verursachen, die süchtig machen können. Deswegen bezieht sich Berauschung nicht
nur auf Alkohol und Drogen, sondern im weiteren Sinn auch auf Teein (Schwarztee
und Grüner Tee), Nikotin, Kakao und Koffein. Heutzutage sind viele Leute von solchen
Stimulatoren und Drogen abhängig, weil sie so ihrem sinnlosen oder langweiligen
Leben zu entfliehen versuchen oder Ängste und Schuldgefühle unterdrücken. Diese
Flucht ist jedoch nur zeitweilig und wird bitter bezahlt. Neben oft hohen Kosten
und Kriminalität, sind neben frühzeitigem Altern auch der Verlust der geistigen
und körperlichen Gesundheit die Folge. Durch die Verwendung von immer stärkeren
Berauschungsmitteln geht die Reinheit verloren. Wer sich den Verstand durch Drogen
ruiniert, d.h. wer (unschön ausgedrückt) der Verblödung und dem Wahnsinn anheim
gefallen ist, der ist nicht mehr in der Lage, sich zu konzentrieren oder effektiv
ein Problem zu lösen, was eine große Behinderung im spirituellen Leben ist (und
nicht nur dort). Drogen, Rausch- oder Betäubungsmittel findet man heute in allen
Gesellschaftsschichten. Wohl jeder Polizist und Kriminologe wird bestätigen können,
dass es eine direkte Beziehung zwischen Drogen, insbesondere Alkohol, und Verbrechen
gibt. Sehr viele Verbrechen werden unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen
begangen oder erst möglich gemacht, wobei schon geringe Mengen ausreichen.
Für jene, die Berauschung zu einem Teil ihres Alltags gemacht haben, scheinen
Drogen wie ein anderer Teil der Realität zu sein. Doch scheinbar real bedeutet
nicht wirklich real. Bevor wir anfangen, uns mit der Realität auseinanderzusetzen,
sollten wir zuerst einmal damit aufhören, unsere Gehirne mit Unrealität vollzustopfen.
Indem man sich von Berauschungsmitteln enthält, wird man fähig, die wirkliche
Realität zu verstehen - und die höchste Realität ist Gott, Krishna. Jemand, der
im Krishna-Bewusstsein gefestigt ist, der bleibt für immer high.
Warum keinen unregulierten
Geschlechtsverkehr?
Wir scheinen uns von den vorgeblich dummen
und primitiven Fesseln sexueller Zurückhaltung befreit zu haben. Und dennoch begleitet
unser Marsch zu immer befremdlicheren sexuellen Praktiken eine zunehmende Anzahl
von Problemen. Eine Plage von Geschlechtskrankheiten fordert immer mehr Opfer.
Am prominentesten ist AIDS, das eine jährlich zunehmende Anzahl von Millionen
von Opfern fordert, vorzüglich in Ländern, wo man aus vermeintlicher Religion
und Tradition nichts von sexueller Zurückhaltung und Enthaltsamkeit wissen will.
Abscheuliche sexuelle Perversionen werden "gesellschaftsfähig", darunter Kindesmissbrauch
und Vergewaltigung, die von noch schlimmeren Abartigkeiten gefolgt werden. Verhütungsmittel
verursachen Krankheiten. Da unregulierter Geschlechtsverkehr zu Impotenz führt,
feiern zweifelhafte Potenzmittel große Erfolge, auf Kosten der Gesundheit derer,
die sie anwenden. Viele Millionen Abtreibungen führen den Begriff "Elternschaft"
und "Menschlichkeit" ad absurdum; ungewollte Kinder, die den Klauen der Geburtskontrolle
entkommen sind, bevölkern die Straßen der Städte und die Gefängnisse. Noch nie
seit Menschengedenken hat der profane Akt der Vermehrung einen derartigen Alptraum
bewirkt, wie seit der "sexuellen Befreiung" der Moderne. All diese Dinge können
niemals durch die Lust am Geschlechtsverkehr ("weil es mir Spaß macht") gerechtfertigt
werden.
Geschlechtsverkehr ist von Natur aus dafür gedacht, Kinder zu haben. Wer seine
Kinder ordentlich unterbringen, ernähren und erziehen kann, der kann so viele
Kinder haben, wie er mag. Wenn der Geschlechtsverkehr nicht zur Zeugung von Kindern
dient, dann wir er eine Ursache von Knechtschaft, Krankheit, Unfruchtbarkeit und
ungewollten Kindern. Durch den Vorgang des Krishna-Bewusstseins wird die ewige
Natur und die natürliche Gottesliebe des Lebewesens erweckt und der Wunsch nach
unreguliertem Geschlechtsverkehr dadurch verdrängt, denn Lust ist nichts anderes
als eine pervertierte Reflektion der natürlichen Hingabe des Lebewesens zum Höchsten
Herrn.
Und
wenn ich diese Prinzipien nicht einhalten kann?
Gut Ding will Weile haben. Geduld und Entschlossenheit
sind notwendig, die regulierenden Prinzipien einzuhalten. Man muss begreifen,
dass die regulierenden Prinzipien keine Schikanen sind, sondern im Gegenteil dazu
dienen, ein möglichst unbeschwertes, gesundes, erfolgreiches und vor allem spirituelles
Leben führen zu können. Am wichtigsten ist es, nicht aufzugeben; man soll die
Intelligenz schärfen (Srila Prabhupadas Bücher lesen!), die Gemeinschaft von fortgeschrittenen
Vaisnavas suchen und sich einfach irgendwie im hingebungsvollen Dienst betätigen
versuchen. Das ist am allerwichtigsten. Hingebungsvoller Dienst kann unter allen
Umständen ausgeführt werden und ist nicht von regulierenden Prinzipien abhängig.
Srila Prabhupada sagt dazu: Svami und gosvami nennt man diejenigen
Menschen, die imstande sind, ihre Sinne zu zügeln. Wir müssen nicht glauben, dass
wir dazu nicht imstande sind. Jedem ist es möglich. Das Chanten gibt uns die Kraft
dazu. Das Chanten von „Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare
Hare / Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare" wird uns helfen. Wir dürfen
nicht verzagen, weil wir glauben, wir hätten keine Kraft. Die Kraft wird uns gegeben
werden. Wir müssen nur weitermachen. Kirtanam sravanam bedeutet, Hare
Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna, Hare Hare zu chanten und einiges aus der
Bhagavad-gita und dem Srimad-Bhagavatam zu hören. Diese beiden Möglichkeiten müssen
wir nutzen, und uns wird die notwendige Kraft gegeben werden, um ein spirituelles
Leben führen zu können. Auf der Ebene, auf der wir imstande sind, unsere Sinne
zu zügeln, müssen wir dann ganz gefestigt werden. (aus: Die Quelle Absoluten Wissens)
Warum soll man diese regulierenden
Prinzipien überhaupt einhalten?
Weil es dhira (Frieden) gibt.
Kein Stress mehr, man muss nicht mehr wie ein Verrückter herumlaufen um die unstillbaren,
brennenden Wünsche der Sinne irgendwie zu besänftigen. Der Geist wird friedlich,
man ist der Herr seiner Sinne, anstatt deren Sklave. Soviele Leuten zahlen ihren
Anti-Stress -Therapeuten eine Menge Geld. Doch tatsächlich müssten sie nur den
regulierenden Prinzipien folgen. Das ist sogar gratis. Auch wenn du einen Psychiater
dafür bezahlst, damit er dir erzählt, die regulierenden Prinzipien seien die Ursache
für deinen Stress und du müsstest dich jetzt endlich "freimachen", wird dir auch
das nicht helfen. Es hilft nur deinem Psychiater, mit dir noch mehr Geld zu verdienen,
weil dein Zustand immer nur noch schlimmer werden wird, wenn du solch schlechte
Ratschläge befolgst. Die Medizin mag fürchterlich schmecken und es wird wahrscheinlich
ein schwerer Kampf mit vielen Niederlagen sein, bis diese ungewollten Wünsche
oder Krankheiten mithilfe der Medizin besiegt sind, aber schließlich wird dich
die Medizin von der Krankheit heilen. Die sogenannte Sinnesfreude ist bei nüchterner
Betrachtung erniedrigend, erbärmlich und widerwärtig. Es ist keine Freude, sondern
eine Krankheit, die uns den Weg zu wirklicher Freude blockiert.
Srila Prabhupada: "Geistige Ausgeglichenheit (sama) kann nur von dem erreicht
werden, der davon überzeugt ist, dass der Höchste Persönliche Gott der Ursprung
aller Dinge ist, und der seine Sinne beherrschen kann. Wenn man bereit ist, alle
nur erdenklichen Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, um die Sinne zu beherrschen
und den Geist im Gleichgewicht zu halten, nennt man dies "titiksa" oder
"Duldsamkeit". Und wenn man das Drängen der Zunge und der Genitalien beherrschen
kann, wird dies "dhiti" genannt. Hat man die dhiti Stufe erreicht,
wird man dhira, friedvoll. Ein friedvoller Mensch wird durch den Drang
der Zunge und der Genitalien nicht mehr beunruhigt." (aus: Die Lehren von Sri
Krishna Caitanya, Kapitel 1)
Spirituelle Disziplin
Im Shrimad- Bhagavatam
finden sich u.a. umfangreiche Ausführungen über spirituell fortgeschrittene Gesellschaften
und auch ihren Niedergang. Den Veden zufolge beruhen tugendhafte Gesellschaften
auf dem Verständnis der Regierung und der Bevölkerung, dass Verzichtsbereitschaft
(Einfachheit oder Entsagung), Wahrhaftigkeit, Reinheit und Barmherzigkeit erstrebenswerte
Güter von unschätzbarem Wert sind. Diesen vier Prinzipien echter Religion steht
die Neigung der Menschen entgegen, sich dem Glücksspiel, der Berauschung, uneingeschränkter
Sexualität und wahllosem Essen ohne Rücksicht auf Verluste hinzugeben. Zur Förderung
der Zivilisation sollten die Regierenden daher Regulierungen durchsetzen, die
auf der einen Seite das Bedürfnis an Sinnenbefriedigung berücksichtigen, jedoch
die Gefahren der uneingeschränkten Egozentrik nicht außer Acht lassen. Es ist
ein wesentliches Element von Staatskunst, die richtige Balance zu halten. Besonders
die Geistlichen einer Gesellschaft sind verpflichtet, als Vorbilder exemplarisch
zu leben. Shri Krishna erwartet von Seinen Geweihten, dass gerade sie für die
Menschen verlässliche Partner sind, nach denen sie sich richten können. Wer im
Bhakti- yoga fortschreiten möchte, sollte daher bemüht sein, sich dem erstrebenwerten
Ziel zu nähern, einem Leben voller natürlicher Freude und ohne Missbrauch. Manches
mag einem leichter fallen und manches schwerer. Man kann auch meist nicht von
heute auf morgen seinen gesamten Lebensstil verändern. Jeder ernsthaft Suchende
wird jedoch - auch wenn er dem Standard (noch) nicht folgen kann - zugeben müssen,
dass die Prinzipien Sinn ergeben.
Zufriedenheit
Eine allgemeine
Tendenz der Menschen ist es, sich durch geschickte manipulative Verhaltensweisen
bereichern zu wollen. Dabei ist ihnen nicht bewusst, dass jeder sowieso nur bekommt,
was das Schicksal vorsieht. Klassisch gesehen ist das Glücksspiel repräsentativ
für alle Methoden, sich auf irgend eine Weise mehr anzueignen. Heute versuchen
sich viele mit Geldspekulationen aller Art. Das Ergebnis solcher Aktivitäten ist
das Anwachsen materieller Anhaftung; dazu gehören vermehrte Gier und Habsucht.
Andere Folgen sind der Verlust der geistigen Ausgeglichenheit aufgrund von Angst
und die Zunahme von Unehrlichkeit und Betrug, was die erhabene Qualität der Wahrhaftigkeit
zerstört.
Nüchternheit
Berauschung bezieht
sich auf das Einnehmen verschiedener Substanzen, die für die Erhaltung des Körpers
nicht notwendig sind und stimulierende oder depressive Auswirkungen auf den Geist
und den Körper haben. Diese Gewohnheiten verursachen oft Krankheiten, vorzeitiges
Altern und Unkonzentriertheit. Man sollte daher von Drogenkonsum Abstand nehmen.
Der Fortschritt im Bhakti-Yoga führt zu vermehrter spirirtueller Freude, so dass
die Notwendigkeit, sich zu berauschen, nachlässt.
Gewaltlose
und reine Ernährung
Das Essen von
Fleisch beinhaltet das Schlachten oder Quälen von Tierformen, um ihre Körper zu
essen. Wenn keine andere Nahrung verfügbar ist, mag der Mensch berechtigt sein,
Tiere zu essen. Ansonsten wird das Schlachten von Tieren, nur um sich von Fleisch
zu ernähren, verurteilt. Aus Barmherzigkeit und Mitleid sollte man Tiere nicht
töten.
Es gibt verschiedene
Gründe, warum man kein Fleisch essen sollte. Jeder, der das Fleisch des Opfers
isst, muss das schlechte Karma des Schlächters teilen. Außerdem ist das Essen
von Fleisch ungesund. Die gesättigten Fettsäuren im Fleisch können zu Herzleiden
und Krebs führen, während Gifte in dem sich zersetzenden Fleisch auch das Nervensystem
angreifen und zu Senilität führen können. Es gibt ethisch- religiöse,
gesundheitliche, physiologische und ökologische Gründe, warum der Mensch kein
Fleisch Essen sollte. In der Bhagavad- gita (9.26) sagt
Shri Krishna:
Wenn
Mir jemand mit Liebe und Hingabe ein Blatt, eine Blume, eine Frucht oder etwas
Wasser opfert, werde Ich es annehmen.
Wenn wir solch
vegetarische Opferspeisen zu uns nehmen, läutern wir unsere Existenz. Mehr zum
Thema Vegetarimus finden Sie hier.
Keuschheit
Die Natur hat
es so eingerichtet, dass durch Sexualität Nachkommen gezeugt werden. Sexualität
zu regulieren ist eine von der Natur gegebene Notwendigkeit. Sexualität ist natürlich
- Kinder sind es auch. Nur der Mensch stellt sich den Gesetzen der Natur entgegen
und versucht, durch Verhütungsmittel, Chemikalien oder sogar Abtreibung diese
Gesetze zu umgehen. Sex ist nichts böses, wie das von verschiedenen Moralaposteln
verkündet wird. Die Erfahrungen bei erwünschter Sexualtität sind sogar göttlich,
wie Shri Krishna in der Bhagavad-gita ausführt. Die Menschen haben die Neigung,
sich in diesen Betätigungen zu verlieren, ohne den höheren Sinn zu erkennen, der
darin liegt, egozentrische Sexualität zu transzendieren, um mehr und mehr zu einem
Diener ursprünglicher Liebesspiele zu werden. Wer der Sexualität frönt, kann nur
schwer verstehen, welche Schätze jenseits davon auf ihn warten.